„Im Februar geht die absolute Zahl der Arbeitslosen im Freistaat um 7.189 bzw. 2,8 Prozent auf 246.339 Arbeitslose im Vergleich zum Vormonat zurück. Die Arbeitsloslosenquote bleibt im Februar unverändert bei 3,3 Prozent, auch wenn die absolute Zahl sinkt.
Erfreulich ist, dass im Vergleich zu Februar 2021 die Zahl der Arbeitslosen um 70.293 bzw. 22,2 Prozent zurückgegangen ist. Ein Minus zum Vorjahr zeigt sich in beiden Rechtskreisen. So waren im Rechtskreis SGB III 64.310 bzw. 31,4 Prozent weniger Menschen arbeitslos. Dieser Wert liegt sogar unter dem Wert von Februar 2020. Im SGB II hingegen ist die Zahl der Arbeitslosen um 5.983 bzw. 5,4 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang fällt demnach im SGB III stärker aus als im Rechtskreis SGB II. Allerdings weisen Ältere, schwerbehinderte Menschen und Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung noch Zuwächse auf, während bei allen anderen betrachteten Personengruppen Rückgänge zu verzeichnen sind.
Arbeitslosenzahl im Februar: -7.189 auf 246.339 (-2,8 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: -70.293 (-22,2 Prozent)
Arbeitslosenquote gegenüber Vormonat: unverändert bei 3,3 Prozent
Arbeitslosenquote im Vorjahr: 4,2 Prozent
Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei jüngeren und ausländischen Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote dieser Personengruppen unterschreitet deutlich den Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote der Jüngeren ging um 1,2 Prozentpunkte, die der Ausländer:innen sogar um 2,5 Prozent zurück. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Bayern im Februar 2022 liegt bei 67.177 und damit erstmals wieder unter dem Vorjahreswert (-2.707 bzw. -3,9 Prozent)", erklärte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.
"Auswirkungen der Pandemie, Materialengpässe oder unterbrochene Lieferketten sind noch immer vorhanden, werden aber sukzessive abgebaut. Auswirkungen auf den robusten bayerischen Arbeitsmarkt haben diese jedoch kaum noch.
Uns beschäftigen die aktuellen Entwicklungen des Kriegs in der Ukraine, die den Arbeitsmarkt sicher beeinflussen werden, insbesondere durch die damit einhergehende Flüchtlingswelle. Da wir nicht genau wissen, wie viele Menschen nach Deutschland bzw. in den Freistaat kommen, stellt das für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung dar, die noch nicht vollumfänglich abgeschätzt werden kann. Wir möchten einen möglichst reibungslosen und unbürokratischen Ablauf gewährleisten und dafür sehen wir uns gut gerüstet und sind gut vorbereitet. Arbeitsagenturen und Jobcenter (gE) werden alles Nötige dafür tun, dass diese Menschen rasch versorgt sind. Auch sind wir mit unseren Arbeitsmarktpartnern intensiv im Austausch und stimmen uns ab“, so Holtzwart.
Hinweis: Unsere statistischen Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag am 14. Februar ab. Das heißt, dass die Auswirkungen des Angriffs Russlands auf die Ukraine in den Arbeitsmarktdaten nicht enthalten sind.
Kurzarbeit
„Zeigte sich Ende letzten Jahres von November auf Dezember 2021 noch eine Verdreifachung der Anzeigen auf Kurzarbeit von rund 2.300 auf 6.000. Die Situation entspannt sich jetzt wieder. Im Kalendermonat Januar 2022 haben noch lediglich 4.180 Betrieben bzw. Betriebszweige für 43.358 Personen Kurzarbeit angezeigt. Das sind 1.830 Anzeigen weniger und 21.346 Personen weniger in Anzeigen im Vergleich zum Vormonat", sagte Holtzwart.
Unterbeschäftigung
„Zur Unterbeschäftigung zählen nach vorläufigen hochgerechneten Daten im aktuellen Monat 317.476 Personen (ohne Kurzarbeit). Das Minus zum Vormonat von 3.776 bzw. 1,2 Prozent fällt geringer aus als der Rückgang der Arbeitslosigkeit (-7.189 bzw. -2,6 Prozent), weil im Februar 1.016 bzw. 3,6 Prozent mehr Menschen als im Januar an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen oder erkrankt sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Minus (-73.951 bzw. -18,9 Prozent) bei der Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit größer als das der Arbeitslosenzahl, d. h. bei gleichbleibender Entlastung wäre die Arbeitslosenzahl stärker gesunken", so Holtzwart.
Deutlich mehr Stellenmeldungen als im Vormonat
„Im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahresmonat ist der Personalbedarf der Unternehmen deutlich gestiegen und bleibt weiterhin sehr hoch. Den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung (gE) wurden in den beiden ersten Monaten des Jahres 58.034 neue Stellen gemeldet. Das sind deutlich mehr als 2021. Allein im Februar wurden 35.613 Stellen gemeldet. Die Stellenmeldungen sind um 13.192 bzw. 58,8 Prozent im Vergleich zum Januar gestiegen. Insgesamt befinden sich aktuell 146.222 Arbeitsstellen im Stellenpool, 51.485 bzw. +54,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Veränderung des Zugangs an gemeldeten Arbeitsstellen seit Jahresbeginn fällt im Wirtschaftsabschnitt Land- und Forstwirtschaft und Fischerei zwar prozentual mit einem Plus von rund 391 Prozent am stärksten aus - absolut sind die Veränderungen in den Wirtschaftsabschnitten Arbeitnehmerüberlassung, Verarbeitendes Gewerbe und Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kraftfahrzeugen allerdings deutlich gewichtiger. Auch im Gastgewerbe steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich an.
Die pandemiebedingten Einschränkungen sind kaum noch spürbar, der Arbeitsmarkt bleibt äußerst dynamisch und der Fachkräftebedarf erschwert es den Unternehmen immer mehr an die gewünschten Fachkräfte zu kommen“, erklärte Holtzwart.
Azubis sind die begehrten Fachkräfte von morgen
Seit Oktober 2021 haben sich 44.102 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle an die Arbeitsagenturen in Bayern gewandt. Das sind 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig wurden 80.562 Ausbildungsstellen gemeldet, 5,7 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesunken, die Zahl der Berufsausbildungsstellen gestiegen. Das Bewerber-Stellen-Verhältnis hat sich aus Sicht der Suchenden daher verbessert: Auf eine/einen Bewerber:in kamen im bayernweiten Durchschnitt mehr als 1,8 Ausbildungsstellen.
"In welche Richtung es beruflich gehen soll, ist eine wichtige Entscheidung und ein äußerst entscheidender Schritt, der nicht immer leicht zu treffen ist. Jugendliche und Menschen, die gerne eine Ausbildung machen möchten, sollten sich rechtzeitig informieren. Der Ausbildungsmarkt ist so gut wie nie – der Run um die Fachkräfte der Zukunft hat begonnen - die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist deshalb sehr hoch. Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich mit der eigenen Berufswahl auseinanderzusetzen und die Weichen zu stellen. Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit steht den jungen Menschen zur Seite. Eine frühzeitige, intensive Beratung unterstützt sie dabei, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden und das Fundament für eine stabile Erwerbsbiographie zu legen. Die Beratung ist persönlich, telefonisch und per Videoberatung möglich. Zusätzlich sind wir online präsent: mit Tools wie „Check U“ oder Livechats auf YouTube. Unternehmen, die Besetzungsschwierigkeiten haben, empfehle ich, sich auch in der Ausbildung attraktiv und zukunftsorientiert aufzustellen", so Holtzwart weiter.
Die Zahl der Beschäftigten ist in Bayern im Vergleich zum Vorjahr um fast 100.000 Personen gestiegen – aber nicht in allen Branchen
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt nach der aktuellsten Hochrechnung im Dezember 2021 bei 5.817.700. Die Beschäftigung ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 98.800 bzw. 1,7 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu November saisonüblich um 38.800 bzw. 0,7 Prozent gesunken.
„Zum Jahresende waren noch einige Branchen aufgrund der neuen Corona Variante sehr vorsichtig was die Meldung an Stellen anging. Anders als im letzten Frühjahr sind dieses Mal nur noch wenige Branchen betroffen. Insofern ist die Beschäftigungsentwicklung im Freistaat in den Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich. In einigen Wirtschaftszweigen gab es erneut Beschäftigungszusätze, wie z.B. bei den Immobilien, freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+16.800 bzw. +3,6 Prozent), dem Gesundheits- und Sozialwesen (+17.100 bzw. +2,2 Prozent), Information und Kommunikation (+13.400 bzw. 5,6 Prozent), sowie Handel, Instandsetzung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (+12.000 bzw. +1,9 Prozent). Auf der anderen Seite bauen Branchen Arbeitsplätze ab, wie bspw. das Verarbeitende Gewerbe, das Metall-, Elektro-, Stahlgewerbe sowie das Gastgewerbe ", sagte Holtzwart abschließend.
Aktuelle Situation im Bereich der Pflege
„Seit dem Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes im Dezember 2021 mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab dem 15. März 2022 stellen wir auch für den Zeitraum Dezember 2021 bis Februar 2022 einen Anstieg der Arbeitssuchend Meldungen aus den Gesundheitsberufen fest. So haben sich von Dezember 2021 bis Februar 2022 (3-Monatssumme) insgesamt 5.767 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bei den bayerischen Arbeitsagenturen arbeitssuchend gemeldet. Vergleicht man dies mit den Meldungen von Dezember 2019 bis Februar 2020, also vor der Pandemie, haben sich die Zahlen mehr als verdoppelt (+3.589 bzw. +164,8 Prozent).
Zum Vergleich: In Bayern waren zum Stichtag 30.06.2021 insgesamt 782.348 Menschen in Gesundheitsberufen und darunter 240.784 Menschen speziell in den Pflegeberufen (Gesundheits- und Krankenpflege und Altenpflege in Einrichtungen) sozialversicherungspflichtig beschäftigt, d.h. es melden sich rund 2,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Pflegeberufen von Dezember 2021 bis Februar 2022 arbeitssuchend.
Auf was genau die Entwicklung bzw. der erhöhte Zugang an Arbeitssuchendmeldungen zurückzuführen ist, können wir nicht sagen. Es kommen dafür vielfältige Gründe in Frage, die bei uns nicht explizit erfragt werden. Neben der Ablehnung der Impfung ist es auch möglich, dass die Betroffenen sich bei der Versorgung von Corona-Patienten nicht weiter dem erhöhten Risiko aussetzen möchten oder im zweiten Pandemie-Winter einfach die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht sind. Eine ganz andere Möglichkeit wäre, dass die Bedingungen in der Pflegeeinrichtung nicht den Wünschen entsprechen.
Wir beobachten die Entwicklungen weiterhin genau und setzen unsere Bemühungen fort, den Fachkräftebedarf unter anderem durch Zuwanderung von Pflegekräften zu decken“ erklärt Ralf Holtzwart.