Nr. 01 / 2023 – 3. Januar 2023
Sperrfrist: Dienstag, 3. Januar 2023, 9.55 Uhr
Arbeitslosigkeit steigt saisonbedingt leicht an
Mit einem hohen Stand bei der Beschäftigung sowie einem sehr hohen Bestand an gemeldeten Stellen schließt der bayerische Arbeitsmarkt das Jahr 2022 ab.
Arbeitslosigkeit
„Im Freistaat steigt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich von November auf Dezember saisonüblich um 4.902 oder einem Plus von 2,1 Prozent auf 236.895.
Der Anstieg fällt aber vergleichsweise gering aus. Dies zeigt sich auch in der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl, die im Vergleich zum Vormonat um 3.100 oder 1,2 Prozent sinkt. Ein Grund für das vergleichsweise geringe Plus bei der Arbeitslosenzahl liegt darin, dass immer mehr Ukrainerinnen und Ukrainer einen Integrationskurs besuchen, damit nicht mehr als arbeitslos zählen und sich der Bestand Arbeitsloser ukrainischer Nationalität zum Vormonat so um 1.271 reduziert hat.
Im Vergleich zu Dezember 2021 ist die Arbeitslosigkeit um 14.038 oder 6,3 Prozent gestiegen. Ohne die ukrainischen Arbeitslosen wäre die Arbeitslosigkeit binnen Jahresfrist um 7.232 oder 3,3 Prozent gesunken.
Die Arbeitslosenquote hingegen stagniert und bleicht bei 3,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist allerdings ein Plus von 0,2 Prozent festzustellen“, erklärte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.
Unterbeschäftigung
„Nach den aktuellsten vorläufigen hochgerechneten Zahlen steigt die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) auf 329.371 und damit auf ihren Jahreshöchstwert. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind u.a. arbeitslose Ukrainischer:innen, die an einer "Fremdförderung", also einem Integrationskurs des BAMF teilnehmen“, erklärt Holtzwart.
Die Zahl der Teilnehmenden an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik liegt nach den aktuellsten vorläufigen hochgerechneten Werten ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Allerdings gibt es unterschiedliche Entwicklungen in den Maßnahmekategorien: Während die Zahl der Teilnehmenden an Aktivierungsmaßnahmen und Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent bzw. 1.558 zugenommen hat, wurden weniger Menschen bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit (Minus 6,5 Prozent) oder durch eine Beschäftigung schaffende Maßnahme (Minus 5,4 Prozent) gefördert.
Stellenbestand weit hoch und über Vorkrisenniveau
„Trotz eines Rückgangs zum Vormonat von 3,0 Prozent ist der Bestand an gemeldeten Stellen in der längerfristigen Betrachtung mit 149.115 gemeldeten Arbeitsstellen als sehr hoch einzustufen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich ein Plus von 8.995 oder 6,4 Prozent.
Der Zugang an gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn liegt ebenfalls um 7.597 oder 2,3 Prozent über dem Vorjahreswert insgesamt bei 341.525. Allerdings zeigt dieser Zahl ein Nachlassen der Arbeitskräftenachfrage im Verlauf des Jahres: Während in der ersten Jahreshälfte 2022 noch 27.828 mehr neue Stellen gemeldet wurden als in den ersten sechs Monaten 2021, waren es in der zweiten Jahreshälfte 20.231 weniger als im Vergleichszeitraum 2021.
„Diese Entwicklung sehen auf den ersten Blick erstmal nicht ganz so positiv aus, allerdings befinden wir uns hier schon auf einem sehr hohen Niveau an gemeldeten Stellen. Aktuell sind immer noch viele Arbeitgeber auf der Suche nach neuen Arbeitskräften. Es gelingt uns allerdings nur bedingt, diese Stellen mit den bei uns gemeldeten Arbeitslosen zu decken. Ein Grund ist die oft nicht ausreichende Qualifikation, der bei uns arbeitslos gemeldeten Menschen: Hier ist deutlich zu sehen, dass knapp 50 Prozent als Helfer:innen gemeldet sind.
Die Stellen, die uns Unternehmen melden sind allerdings zu knapp 80 Prozent für Fachkräfte, Spezialisten und Experten. Unternehmen suchen zwar bis zu einem gewissen Grad auch Hilfskräfte, in erster Linie aber qualifiziertes Personal, die sie auch durch die Transformation und Digitalisierung mitnehmen können. Um diese Herausforderungen zu meistern, brauchen Unternehmen gut qualifiziertes Personal. Hier können die Arbeitsagenturen und Jobcenter unterstützen und beraten. Wir können mit Hilfe des Qualifizierungschancengesetzes Helfer zu Fachkräften qualifizieren und so sowohl Unternehmen als auch Beschäftigten unterstützen. Deshalb kann ich an Unternehmen nur appellieren: Gehen Sie hier gerne auf die örtlichen Arbeitgeber Services zu oder rufen Sie uns unter der Hotline an: 0800 4 5555 20 (kostenfrei). Telefonsprechzeiten Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr“, erklärte Holtzwart.
Beschäftigung weiterhin auf Höchststand
"Was mich sehr freut ist, dass die Zahl der Beschäftigten im Freistaat im Oktober 2022 Vergleich zum Vorjahresmonat weiter auf 5,95 Millionen steigt und dass trotz der aktuellen Herausforderungen, wie Energiekrise und Materialengpässen. Das sind 100.500 bzw. 1,7 Prozent mehr als noch vor einem Jahr“, sagt Holtzwart.
Bayerns Arbeitsmarkt im Jahresverlauf 2022
"Ich möchte noch kurz auf dieses Jahr zurückblicken. In Bayern waren zu Beginn des Jahres, die Auswirkungen der Pandemie im Großen und Ganzen überwunden. Die Kurzarbeit in den Unternehmen hat sich normalisiert, die Beschäftigung entwickelte sich weiterhin mit hohem Zuwachs weiter, auch gab es durch den Nachholbedarf einen Zuwachs an gemeldeten Stellen. Das Thema Fachkräftebedarf wurde für die bayerische Wirtschaft durch die Beschleunigung der Digitalisierung, die durch die Pandemie getrieben schneller zum Tragen kam, rasant immer wichtiger. Der Krieg Russlands in der Ukraine warf viele Branchen ab Mitte Februar wieder zurück.
Viele Menschen waren auf der Flucht und kamen auch nach Deutschland, insbesondere nach Bayern. War es zu Beginn erstmal wichtig, den Geflüchteten einen sicheren Ort und Versorgung zu bieten, wurde es mit jedem Tag den der Krieg fortbestand wichtiger, diese Menschen auch am Arbeitsmarkt zu integrieren. Die bayerische Wirtschaft sah und sieht hier noch immer eine Chance dem Fachkräftemangel zumindest zu lindern, weil die Geflüchteten aus der Ukraine gut qualifiziert sind.
Viele Institutionen, wie u.a. auch die Bundesagentur für Arbeit, haben in kürzester Zeit Informationen, Aktionen und Projekt rund um das Thema „Leben und Arbeiten in Deutschland“ aus dem Boden gestampft. So wurden Infoflyer und -plattformen, Übersetzungen in englischer, russischer und ukrainischer Sprache zur Verfügung gestellt, Arbeitsagenturen waren erste Anlaufstellen und haben unterstütz. Seit dem 1. Juni 2022 hat die Bundesregierung den Geflüchteten aus der Ukraine einen Übergang vom Asylbewerberleistungsrecht ins Rechstsystem des zweiten Sozialgesetzbuches ermöglicht und somit eine gute vorrübergehende Existenzsicherung geschaffen. Durch den Krieg bedingt, wurden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Liefer- und Materialengpässe wurden wieder aktueller. Neu hinzu kam das Thema Energie. Dieses Thema wurde zu einer großen Herausforderung und mittlerweile sind wir inmitten einer Energiekriese, die für einige Unternehmen im Freistaat auch die eigene Existenz gefährdet. Auch hierfür gibt es Hilfen, die sowohl durch die Bundesregierung als auch durch das Land Bayern Unterstützungen bieten. Rückblickend war das Jahr 2022 erneut ein sehr bewegtes Jahr. Trotz der anhaltenden Einschränkungen hat sich der bayerische Arbeits- und Ausbildungsmarkt aber als robust erwiesen und steht gut da. Dennoch wird es in den nächsten Jahren weitere Herausforderungen geben: Demographischer Wandel, Dekarbonisierung sowie die Digitalisierung und Transformation schreiten mit großen Schritten voran. Diesen Herausforderungen können wir nur gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern am Arbeits- und Ausbildungsmarkt begegnen in dem wir möglichst praxisnahe Lösungen schaffen. Die Einführung des Bürgergeldes und die Bearbeitung des Wohngeldes werden uns 2023 vor große Herausforderungen stellen.
Die Bewertung des gesamten Arbeits- und Ausbildungsmarktes für das Jahr 2022 werden wir in den nächsten Wochen vornehmen und in einer gesonderten Presseinformation aufarbeiten“ so Ralf Holtzwart abschließend.