Pressemitteilung
Nr. 17/ 2023 – 1. August 2023
Sperrfrist: Dienstag, 1. August 2023, 9:55 Uhr
Konjunkturelle Entwicklungen kommen auf dem Arbeits-markt im Freistaat an – Dynamik nimmt ab, Arbeitslosigkeit steigt im Vorjahresvergleich
Arbeitslosigkeit
In Bayern steigt die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um 5.142 bzw. +2,1 Prozent auf 249.104. Diese Zunahme ist saisonal üblich, fällt aber etwas stärker aus als in den vergangenen Jahren. Blickt man zusätzlich auf die nicht saisonübliche Entwicklung von Juni, zeigt sich, dass die schwache konjunkturelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ankommt. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosigkeit um 2.200 bzw. 0,8 Prozent zurück gegangen.
Auch im Vorjahresvergleich ist die Zahl der Arbeitslosen um 10.265 bzw. 4,1 Prozent gestiegen. Mehr als 80 Prozent dieses Anstiegs basieren auf Arbeitslosen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Allerdings sind auch deutliche Zuwächse bei Arbeitslosen aus den Top Acht Herkunftsländern (+4.116) zu verzeichnen.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III um 10.586 bzw. 9,7 Prozent ist trotz saisonüblicher Entwicklungen ebenfalls ein Hinweis auf die sich verschlechternde konjunkturelle Entwicklung.
Im Rechtskreis SGB II (Grundsicherung) zeigt sich im Vorjahresvergleich eine Seitwärtsbewegung (-0,2 Prozent), wobei die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich über dem Vorjahresniveau liegt (+6,9 Prozent). Die ukrainischen Arbeitslosen, die zu ca. 98% im Rechtskreis SGB II betreut werden, sind der wesentliche Treiber für die gestiegene Langzeitarbeitslosigkeit in diesem Rechtskreis.
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat, aber auch im Vergleich zum Vorjahresmonat von 3,2 auf 3,3 (+0,1 Prozentpunkte) gestiegen.
Damit belegt Bayern im Bundesländervergleich weiterhin den ersten Platz mit der niedrigsten Arbeitslosenquote.
„Die Arbeitslosenzahlen im Freistaat steigen im Vergleich zum Vormonat. Insbesondere der weitere Anstieg der Arbeitslosigkeit im SGB III (Arbeitslosenversicherung) zeigt die abnehmende Dynamik deutlich. Zudem belegen das auch die tendenziell rückläufigeren Frühindikatoren (Stellenzugang gesamt und bei der Zeitarbeit sowie dem rückläufigen Zuwachs an Beschäftigten). Diese Beobachtungen zeigen, dass sich die Konjunktur merklich abschwächt und diese Entwicklung nun auch auf dem Arbeitsmarkt ankommt. Zu dieser Einschätzung kommt auch das Ifo Institut und beschreibt die aktuelle Konjunktur als schwach und sieht aufgrund des deutlich gesunkenen Beschäftigungsbarometers, dass die Unternehmen merklich zurückhalten-der beim Personalaufbau werden.
Die großen Herausforderungen, bei den Schwierigkeiten mit den Lieferketten und dem Krieg in der Ukraine, kommen in den Unternehmen an und fordern ihnen sehr viel ab. Themen wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Automatisierung sollten als Chance für eine Transformation in Richtung Zukunft genutzt werden. Sie führen nicht nur dazu, dass Arbeitsplätze wegfallen, vielmehr ist es eine große Chance, sie als Unterstützung für die fehlenden Arbeitskräfte einzusetzen, denn nach wie vor haben wir einen großen Fachkräftemangel“, so Klaus Beier, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, der Bundesagentur für Arbeit.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) steigt im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 339.797 um 27.372 bzw. 8,8 Prozent. Somit steigt die Unterbeschäftigung im Vorjahresvergleich stärker als die Arbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum. Grund ist vor allem die Inanspruchnahme von Fremdförderungen (Integrationskurse für Ukrainer:innen).
In Maßnahmen befinden sich im Juli 2023, 87.107 Personen; damit liegt diese Zahl mit 3.045 bzw. 3,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Allerdings gibt es ganz unterschiedliche Entwicklungen in den Maßnahmenkategorien: Während die Zahl der Teilnehmenden an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung (+2.479 bzw. + 9,5 Prozent) sowie an Aktivierungsmaßnahmen (+986 bzw. +6,8 Prozent) vergleichsweise deutlich zugenommen hat, wurden etwas weniger Menschen bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder durch eine Beschäftigung schaffende Maßnahme gefördert.
Weiterhin hohe Nachfrage an Arbeitskräften – Meldungen offener Stellen jedoch weniger dynamisch als noch vor einem Jahr
„Mit einem Bestand von 152.176 gemeldeten Arbeitsstellen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften vor allem in der langfristigen Betrachtung als sehr hoch einzuschätzen.
Allerdings zeigten sich die Unternehmen mit der Meldung neuer Stellenangebote in den letzten Monaten deutlich verhaltener. So liegen die Zugänge an gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn mit einem Minus von 21.661 oder 10,5 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert, insbesondere zeigt sich dies mit Blick auf die Stellenmeldungen der Arbeitnehmerüberlassung: Saisonbereinigt bleibt der Bestand an Stellen aus der Arbeitnehmerüberlassung zwar gleich; die Zahl der neuen Stellenmeldungen sinkt aber auf 4.000, das ist der niedrigste Werte seit Juli 2020 (Corona-Pandemie).
„Das Thema Gewinnung von Fachkräften ist eine der großen Zukunftsaufgaben. Hier sehen wir große Potenziale in der Zuwanderung oder der Erhöhung des Erwerbsarbeit von Frauen, der Ausweitung der Lebensarbeitszeit oder aber bei den Beschäftigten in den Unternehmen, die wir von der Hilfs- zur Fachkraft qualifizieren können.
Auch wir müssen bei den arbeitslos gemeldeten Personengruppen genauer hinschauen: Da-bei ist es wichtig, dass wir diese Menschen wieder für den Arbeitsmarkt gewinnen, sie motivieren und ihnen helfen, ihre oft vielfältigen Hemmnisse zu überwinden. Dazu bieten wir einen großen Strauß an möglichen Unterstützungs- und Qualifizierungsmaßnahmen an, auch ganz individuelle und maßgeschneiderte Angebote. Kundinnen und Kunden machen dafür einfach einen persönlichen Gesprächstermin in der Arbeitsagentur oder via Videoberatung mit ihrer zuständigen Vermittlungsfachkraft aus. Möglich ist das über die Service Hotline: 0800 4 5555 00“, so Beier.
Tipp:Hinweis: Die fehlerhafte Nutzung einer operativen Schnittstelle führt im Berichtsmonat Juli 2023 bundesweit zu einer überhöhten Abbildung von jeweils ca. 2.000 Zu- und Abgängen gemeldeter Arbeitsstellen im Handel.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Bayern steigt - das Wachstum verlangsamt sich jedoch
Im Mai (aktuellsten hochgerechneten Daten) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 5.920.200 gestiegen. Mit einem Plus von 60.900 wird das Vorjahresergebnis um 1,0 Prozent übertroffen.
„Das Vorjahresplus hat sich seit September 2022 kontinuierlich reduziert; das Beschäftigungswachstum hat sich somit weiter verlangsamt. Hier wird deutlich, dass sich die Dynamik trotz steigender Beschäftigung, abschwächt – ein weiterer Indikator, dass sich die Konjunktur etwas eintrübt“, sagt Beier.