„Die Situation auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt hat sich gut entwickelt, das freut mich sehr: Die bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter konnten von Oktober 2022 bis September 2023 insgesamt 60.466 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle gewinnen und interessieren. Im gleichen Zeitraum meldeten Unternehmen insgesamt 103.344 Berufsausbildungsstellen. Hier zeigt sich ein sehr robuster Ausbildungsmarkt. Für die meisten Unternehmen steht der Fachkräftebedarf, trotz der aktuellen Herausforderungen, nach wie vor im Fokus. Deshalb gilt hier: Fachkräfte der Zukunft selbst ausbilden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden 1.863 bzw. 1,8 Prozent mehr Ausbildungsstellen gemeldet. Im Vergleich zum Ausbildungsjahr des vor-vorletzten Jahres, 2020/2021, meldeten die bayerischen Unternehmen sogar 5.152 bzw. 5,2 Prozent mehr Ausbildungsstellen. Unbesetzt blieben zum Ende des Ausbildungsjahres im September schließlich 20.225 betriebliche Ausbildungsstellen, 1.742 bzw. 9,4 Prozent mehr als im Vorjahr", fasste Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, anlässlich der Ausbildungsmarktbilanz 2022/2023 die Situation zusammen.
Unbesetzte Ausbildungsstellen - Passgenauigkeit
„Es wird für uns immer schwieriger die Ausbildungsstellen zu besetzen. Gründe dafür sind u.a. die fehlende Übereinstimmung zwischen gemeldeten Stellen und den beruflichen Wünschen von Bewerberinnen und Bewerber, die Qualifikationen der Bewerbenden entspricht nicht dem Anforderungsprofil der Unternehmen oder Jugendliche besuchen weiterführende Schulen oder studieren. Natürlich nehmen junge Menschen auch über die unterschiedlichsten Kanäle wahr, dass Unternehmen händeringend Nachwuchs suchen. Sie wissen, dass sie sich das für sie beste und attraktivste Angebot aussuchen können. Nicht alleine aus diesem Grund wird es für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber immer wichtiger, sich als attraktives Unternehmen in den Social Media Kanälen darzustellen“, erläutert Holtzwart. Zum Ende des Berichtsjahres waren von 60.466 nur noch 1.169 bzw. 1,8 Prozent junge Menschen unversorgt, das sind 129 Jugendliche bzw. 12,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Insgesamt ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, die die Ausbildungsvermittlung der bayerischen Agenturen und Jobcenter (gE) bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet haben, leicht zurück gegangen. Hier verzeichnen wir ein Minus von 827 bzw. -1,3 Prozent.
Verbleib junger Menschen nach dem 30. September 2023
„Die meisten Jugendlichen, 34.782 bzw. 57,5 Prozent, sind in eine ungeförderte Berufsausbildung bei Unternehmen, weitere 1.908 bzw. 3,2 Prozent in eine geförderte Ausbildung eingemündet, d.h. gut zwei Drittel der jungen Menschen haben einen Ausbildungsplatz gefunden, darüber freue ich mich sehr. Weitere 11.275 bzw. 18,6 Prozent absolvieren weitere Schulen, ein Studium oder ein Praktikum. In gemeinnützigen oder Sozialen Dienste wie bsw. Bundesfreiwilligendienst, sind 583 bzw. 1 Prozent. Einige junge Menschen, 2.982 bzw. 4,9 Prozent der bei uns gemeldeten Bewerber:innen gehen mittlerweile einer Erwerbstätigkeit nach, 840 oder 1,4 Prozent benötigen noch eine Fördermaßnahme, wie beispielsweise ein Berufsvorbereitungsjahr, bevor es für sie weitergeht. Diese Ergebnisse sind unter den aktuellen Herausforderungen sehr gut, auch wenn wir nicht alle Stellen besetzen konnten“, so Ralf Holtzwart.
Vermittlung in Ausbildung ist auch jetzt noch möglich
„Wichtig ist es, dass auch jetzt noch, nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres die Möglichkeit besteht, eine Ausbildung zu beginnen. Wer also bisher noch keine Lehrstelle beziehungsweise noch keinen Auszubildenden gefunden hat, hat auch jetzt noch alle Chancen dies zu tun. Die Bereitschaft von Unternehmen Auszubildende einzustellen ist auch jetzt noch ungebrochen hoch. Wir bieten mit gezielten Nachvermittlungsaktionen im sogenannten fünften Quartal verstärkt Aktivitäten an, damit Jugendliche und Unternehmen zusammenfinden. Im Hinblick auf die dringend benötigten Fachkräfte bedarf es dafür auf beiden Seiten Flexibilität, damit nicht nur den Jugendlichen eine beruflich fundierte Ausbildung ermöglicht wird, sondern auch die Grundlage für den Fachkräftebedarf von morgen geschaffen wird“, ergänzt Holtzwart. Die meisten unbesetzten Stellen gibt es bei den Einzelhandelskaufleuten, im Verkauf, bei den Kaufleuten für Büromanagement sowie bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten. Deshalb sollten sowohl Unternehmen ihre Idealvorstellungen überdenken und vermeintlich schwächeren Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance geben. Hier können wir auch mit Förderungen im Rahmen der Assistierten Ausbildung oder der ausbildungsbegleitenden Hilfen unterstützen.
Aber auch für Bewerberinnen und Bewerber ist es entscheidend, über alternative Ausbildungsberufe nachzudenken. Gerne unterstützen die Berufsberaterinnen und Berufsberater dabei, den Suchradius zu vergrößern.
Top 10 Berufswünsche junger Menschen und die Top 10 gemeldete Berufsausbildungsstellen
In Deutschland gibt es aktuell weit mehr als 300 Ausbildungsberufe, dennoch interessiert sich ein großer Teil der jungen Menschen für gerade mal zehn Berufe und das nach durchaus traditioneller Geschlechterverteilung. So stehen bei den jungen Frauen unverändert die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und Kauffrau für Bürokommunikation an erster und zweiter Stelle. Bei den jungen Männern sind der Kfz-Mechatroniker und neu auf Top Zwei der Fachinformatiker als begehrteste Ausbildungsberufe on Top.
Der Girls‘ und Boys‘ Day ist eine tolle Möglichkeit für junge Menschen, neue Berufe ohne geschlechtsstereotype Rollenzuschreibungen kennenzulernen. Junge Frauen können an diesem Tag in MINT Berufe und junge Männer in Soziale und Pflegerische Berufe hineinschnuppern. Dieser Tag findet bundesweit jährlich im April statt, das nächste Mal am 25. April 2024.
„Ein weiteres großes Potenzial zur Fachkräftesicherung sehen wir in der Qualifizierung von Beschäftigten. Neben der klassischen Weiterbildung können wir auch im Rahmen der Beschäftigtenqualifizierung beschäftigte Helfer zur Fachkraft weiterqualifizieren. Das Personal bleibt währenddessen beim Unternehmen beschäftigt. Gerne beraten wir hier interessierte Unternehmen mit unserem Arbeitgeber-Service vor Ort. Zum Thema Fachkräftesicherung sind wir in Bayern auf einem guten Weg und sind hier mit unseren Partner:innen bereits in Aktion. So gibt es die neue Internetplattform „Komm weiter in Bayern“. Mit dieser Plattform haben wir die tollen Angebote aller Partner in Bayern zum Thema Qualifizierung im Rahmen der Transformation gebündelt. Wir alle sind sehr daran interessiert, die bayerische Wirtschaft bei der Suche nach den dringend benötigten Fachkräften zu unterstützen und daran auch mitzuwirken, damit Bayerns Wirtschaft weiterhin stark und robust bleibt“, sagte Holtzwart abschließend.