Arbeitsmarktbericht für November 2023

Der bayerische Arbeitsmarkt trübt sich ein – Arbeitslosenzahlen steigen im Vergleich zum Vormonat und zum Vorjahr

01.12.2023 | Presseinfo Nr. 23

Arbeitslosenzahl im November:+2.411 auf 254.278 (+1,0 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:+22.285 (+9,6 Prozent)
Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich:3,3 Prozent (+/-0,0 Prozentpunkte)
Arbeitslosenquote im Vorjahr:3,1 Prozent
 Arbeitslosigkeit

In Bayern steigt die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit 2018 von Oktober auf November um 2.411 bzw. 1,0 Prozent auf 254.278. In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) nimmt die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen mit +2.314 für diese Jahreszeit ungewöhnlich stark zu; in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) zeigt sich ein leichter Anstieg (+97 bzw. 0,1 Prozent), während in den vergangen Jahren die Arbeitslosigkeit von Oktober auf November in der Grundsicherung immer gesunken ist.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat die Arbeitslosigkeit ebenfalls zugenommen, um 22.285 bzw. 9,6 Prozent – sie fällt damit deutlich höher aus als im Vorjahresvergleich für Oktober (+19.431) und für September (+11.745). Der steigende Trend bei der Arbeitslosigkeit zeigt sich auch in der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl, die sich im Vergleich zum Vormonat um rund viertausend erhöht hat.

Für die Ursache des Anstiegs der Arbeitslosigkeit gibt es mehrere Gründe: Zum einen zeigt sich die schwache Konjunktur sehr deutlich am Arbeitsmarkt im Freistaat, zum anderen ist diese auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen: Etwas weniger als die Hälfte des Anstiegs, rund 44 Prozent im Vormonats- bzw. 47 Prozent im Vorjahresvergleich ist auf diese besonders betroffene Personengruppe zurückzuführen. Deutlich sieht man das auch an der Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent.

„Um diese Personengruppe zu unterstützen und mehr Sensibilität bei den Unternehmen herbeizuführen, werden aktuell im Rahmen des Integrationsturbos für Geflüchtete, den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil verkündet, erhöhte Vermittlungs- und Beratungsaktivitäten in den Arbeitsagenturen und Jobcentern gestartet. Mit dem Integrationsturbo wird die zweite Phase bei der Integration von Geflüchteten (alle Geflüchteten, insbesondere Ukrainer:innen) eingeläutet, d.h. nachdem in der ersten Phase die Erweiterung der Sprachkenntnisse im Vordergrund stand, wird jetzt verstärkt in Arbeit vermittelt. Zusätzlich zu den Vermittlungsbemühungen können die Arbeitsagenturen und Jobcenter auch hier unterstützend Qualifizierungen oder berufsbezogene Sprachkurse fördern. Ganz wichtig: Wir benötigen dazu natürlich auch die Mithilfe der Unternehmen, die geflüchtete Menschen einstellen, die nicht unbedingt von Beginn an perfekt die deutsche Sprache sprechen. In Zeiten des Fachkräftemangels wird Mut hier belohnt“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.

Die Arbeitslosenquote im Freistaat liegt aktuell bei 3,3 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vormonat unverändert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie um 0,2 Prozentpunkte.

Unterbeschäftigung

Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) bei 345.696 und ist somit um 26.573 bzw. 8,3 Prozent gestiegen.
Sowohl im Vormonats- als auch im Vorjahresvergleich steigt die Unterbeschäftigung stärker als die Arbeitslosigkeit, d. h. ohne entlastende Fördermaßnahmen wäre die Arbeitslosenzahl noch stärker gestiegen.
Im November sind 91.587 Personen in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, damit liegt diese Zahl mit 3.219 bzw. 3,6 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Die Förderung von Arbeitsuchenden durch Mittel des SGB III und SGB II wurde im Vergleich zu Vormonat und Vorjahresmonat intensiviert; lediglich bei den Beschäftigung schaffenden Maßnahmen liegen die Teilnehmenden-Zahlen nur wenig über dem Vormonats- und unter dem Vorjahreswert.

Zugang an gemeldeten offenen Stellen geht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark zurück

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im Freistaat im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8.903 bzw. 5,8 Prozent auf 144.795 zurückgegangen.
Von Januar bis November 2023 wurden den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung bisher 278.832 Arbeitsstellen gemeldet; das ist mehr als ein Zehntel weniger als im Vorjahreszeitraum (-35.514 bzw. 11 Prozent).
„Wir sehen die konjunkturellen Entwicklungen mittlerweile sehr deutlich auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. Normalerweise vermelden wir im November noch einen Rückgang, stattdessen steigt die Arbeitslosigkeit. Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) spricht aktuell von einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Bei der Betrachtung der Frühindikatoren, sehen wir neben einem immer weniger dynamischeren Beschäftigungswachstum auch ein Rückgang bei den gemeldeten Stellen in der Zeitarbeit, um rund 18 Prozent (Summe seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum)

Die zum 31.12. endende Strom- und Gaspreisbremse, Veränderungen bei der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, sowie die Debatte zum Bürgergeld, über die Migration sowie dem neuen Heizungsgesetz und der Unklarheiten bezüglich des verkündeten Urteils des Verfassungsgerichts zur Umwidmung des Coronafonds, führen allgemein zu einer schlechten Stimmung. Prof. Dr. Hüther vom IW schreibt aktuell, dass Deutschland unattraktiver für Zukunftstechnologien wird und weiter, dass es um den Industriestandort Deutschland gehe. „Es geht um nicht weniger als die Zukunft des Industriestandorts Deutschland, der für Investoren und Fachkräfte attraktiv bleiben muss, die sonst andernorts günstigere Bedingungen vorfinden. Die Weltklimakonferenz steht bevor – und Deutschland fehlen 60 Milliarden im Klima- und Transformationsfonds. Ein herber Schlag für Deutschland und seine Industrie“; das hat natürlich auch Auswirkungen auf Bayern.
Wie sich all das über den Winter entwickelt wird sich zeigen. Für viele Unternehmen wird es auf jeden Fall nicht ganz einfach werden. Wir versuchen weiter gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern zumindest beim Thema fehlender Arbeitskräfte zu unterstützen, denn auch der Trend der fehlenden Fachkräfte bleibt trotz der genannten Schwierigkeiten und Herausforderungen in einigen Branchen bestehen. Bayern steht im Bundesvergleich noch gut da und das soll auch so bleiben – dafür möchten wir natürlich einen guten Beitrag leisten“, so Holtzwart zu den aktuellen Entwicklungen.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verlangsamt sich

Im September (aktuellste hochgerechnete Daten) liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei 5.987.000. Mit einem Plus von 47.300 wird das Vorjahresergebnis zwar um 0,8 Prozent übertroffen, verlangsamt sich aber auch deutlich seit September letzten Jahres.