Zum Jahresende ist die Arbeitslosenquote im Freistaat gestiegen und liegt im Dezember bei 3,4 Prozent. Auch bleibt die Dynamik am Arbeitsmarkt bleibt weiter gebremst: Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist im Vergleich zum Vorjahr erkennbar gesunken.
Arbeitslosenzahl im Dezember: | +8.620 auf 262.898 (+3,4 Prozent) |
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: | +26.003 (+11,0 Prozent) |
Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich: | 3,4 Prozent (+0,1 Prozentpunkte) |
Arbeitslosenquote im Vorjahr: | 3,1 Prozent |
Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern liegt im Dezember bei 262.898. Im Vergleich zum November ist dies ein saisonal üblicher Anstieg von 8.620 bzw. 3,4 Prozent. Seit September 2023 nimmt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat kontinuierlich zu und liegt aktuell bei 26.003 bzw. 11,0 Prozent. Dieser steigende Trend spiegelt sich auch in der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl, die sich im Vergleich zum Vormonat um rund 1.300 bzw. 0,5 Prozent erhöht hat.
In der Arbeitslosenversicherung (SGB III) nimmt die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen mit +8.798 bzw. 7,2 Prozent für diese Jahreszeit, ungewöhnlich stark zu; in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) hingegen ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen (-178 bzw. 0,1 Prozent).
„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit muss auch weiterhin auf die schwache Konjunktur zurückgeführt werden. Unternehmen sind weiter verunsichert, dies bestätigten auch die aktuellen Umfragen des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Weiter beobachten wir, dass weniger arbeitslose Menschen eine Beschäftigung aufgenommen haben. Im Dezember haben in Bayern rund 19.622 Menschen, die zuvor arbeitslos gemeldet waren, eine Erwerbstätigkeit aufgenommen, dass sind im Vergleich zum Vormonat deutlich weniger Personen (-3.250 bzw. -14,2 Prozent).
Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zählen auch im Dezember weiter zu den von Arbeitslosigkeit besonders stark getroffen Personengruppen: So ist knapp die Hälfte des Anstiegs der Arbeitslosenzahl auf Ausländerinnen und Ausländer zurückzuführen (Vorjahresvergleich). Die Arbeitslosenquote dieser Gruppe liegt bei 8,5 Prozent“, so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern.
Die Arbeitslosenquote im Freistaat liegt aktuell bei 3,4 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie um 0,3 Prozentpunkte.
Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) steigt im Vorjahresvergleich um 28.148 oder 8,6 Prozent auf 356.307.
Die Zahl der Teilnehmenden an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik liegt nach den aktuellen hochgerechneten Zahlen für den Dezember bei 93.621 und liegt mit 5.699 bzw. 6,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dieser Anstieg ist in allen anderen Maßnahmenkategorien zu verzeichnen, Ausnahme sind die Beschäftigung schaffende Maßnahmen. Besonders deutlich fällt der Anstieg der Teilnahmen bei der beruflicher Weiterbildung aus: Im Dezember nahmen 34.286 an einer beruflichen Weiterbildung teil, das sind 4.747. bzw. 16,1 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
„Qualifizierung ist die Eintrittskarte in den Arbeitsmarkt – vor allem in Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels. Wir möchten Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften unterstützen und qualifizieren deshalb arbeitslose Menschen, damit sie einen guten Einstieg in den Arbeitsmarkt finden und möglichst gleich einsatzfähig sind“, so Holtzwart.
Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist im Vergleich zum Vorjahr erkennbar gesunken
Den Arbeitsagenturen und Jobcentern der gemeinsamen Einrichtung wurden im gesamten Jahr 301.534 Arbeitsstellen gemeldet; ein Zehntel weniger als im Vorjahreszeitraum (-39.991 bzw. -11,7 Prozent). Zum Jahresende waren im Stellenpool der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter (gE) 140.300 offene Stellen, das sind im Vergleich zum Vorjahresmonat 8.815 bzw. 5,9 Prozent weniger.
„Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) berichtet aus ihrer aktuellen Verbandsumfrage, dass die Wirtschaft durch die aktuelle Planungsunsicherheit gelähmt wird und auch für 2024 ein weiteres Rezessionsjahr erwartet wird. Viele große Branchen blicken laut dieser IW-Umfrage mit Pessimismus aufs kommende Jahr. Die Schwäche der Weltkonjunktur, Zinserhöhungen und Unklarheiten beim Bundeshaushalt drücken die Aussichten für 2024. Dies spiegelt sich auch auf dem bayerischen Arbeitsmarkt wider; die Unternehmen sind verhaltener bei der Einstellung neuer Beschäftigter, trotz des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels. Aufgrund von geringeren Auftragslagen in Unternehmen, stehen diese wieder vor neuen Herausforderungen. Wir werden jedoch weiterhin mit unseren Partnerinnen und Partnern in Bayern eng zusammenarbeiten und gerade bei der Suche nach fehlenden Arbeitskräften unterstützen. Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird viele Branchen trotz der aktuellen Lage beschäftigen, da vor allem gut qualifizierte Beschäftigte gesucht werden, möchten wir hier auch künftig unseren Beitrag leisten. Wir sind aber auch gerne dazu bereit, sollten Qualifizierungen fehlen, berufsbegleitende Weiterbildungen mitzutragen. Das Qualifizierungschancengesetz und das Weiterbildungsgesetz machen dies möglich“, erklärt Holtzwart zu den aktuellen Entwicklungen.
Beschäftigungswachstum verlangsamt sich
Nach den aktuellsten hochgerechneten Daten liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Oktober 2023 bei 5.991.900. Zum Vorjahresmonat ist das ein Plus von 51.200 bzw. 0,9 Prozent, seit September 2022 hat sich das Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung jedoch deutlich verlangsamt.
„Rückblickend war auch 2023 ein Jahr, das von vielen Herausforderungen geprägt war. Der weiter anhaltende Krieg in der Ukraine, der weitere Zustrom von Geflüchteten, die Einführung des Bürgergelds, politische Unwägbarkeiten, die Landtagswahl in Bayern, die Debatten um die Einführung der Kindergrundsicherung, das neue Heizungsgesetz, steigende Energiekosten sowie zum Ende des Jahres das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass großen Einfluss auf den Bundeshaushalt hat. All das begleitet durch die großen Themen: Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und Digitalisierung. Der bayerische Ausbildungs- und Arbeitsmarkt hat jedoch erneut bewiesen, wie stabil er auf die verschiedenen Einflüsse reagiert, auch wenn Dellen erkennbar sind, sind diese weit weniger massiv wie in anderen Bundesländern: Die Arbeitslosenquote in Bayern war deutschlandweit die niedrigste.
Darauf dürfen wir uns jedoch nicht ausruhen. Wir müssen weiter gute Lösungen erarbeiten, wie wir Unternehmen, Beschäftigte und Arbeitslose unterstützen können, wie wir Fachkräfte für Bayern aktivieren und gewinnen und junge Menschen gut beraten können, damit sie gut in eine Ausbildung oder ein Studium finden, einen Beruf erlernen, der ihren Fähigkeiten und Wünschen entspricht und der Spaß macht. Wie so oft in diesem Jahr gesagt, geht das nur gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern in Bayern. In den kommenden Wochen werden wir einen ausführlichen Jahresbericht für 2023 herausgeben und über die Entwicklungen am bayerischen Arbeitsmarkt berichten“, so Ralf Holtzwart.