Arbeitsmarktbericht Juli 2024

Fachkräfte trotz anhaltender Eintrübung am Arbeitsmarkt weiterhin gesucht

Konjunkturell dämpfende Effekte prägen weiter den bayerischen Arbeitsmarkt.

31.07.2024 | Presseinfo Nr. 17

  • Im Juli ist die Arbeitslosigkeit in Bayern im Vergleich zum Vormonat Juni leicht gestiegen: Insgesamt sind 279.256 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 8.145 mehr als noch im Juni.
  • Die Arbeitslosenquote ist im Juli moderat gestiegen auf 3,6 Prozent.
  • Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Bayern liegt bei 5,97 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Plus von 41.800 (+0,7 Prozent) Beschäftigte
Arbeitslosenzahl im Juli:+8.145 auf 279.256 (+3,0 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: +30.152 (+12,1 Prozent)
Arbeitslosenquote im Juli:3,6 Prozent (+ 0,1 Prozentpunkte)
Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich:+0,3 Prozentpunkte
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:5,97 Mio. (Mai 2024)
Beschäftigung im Vorjahresvergleich:+41.800 bzw. +0,7 Prozent

„Konjunkturell dämpfende Effekte prägen weiter den bayerischen Arbeitsmarkt. Zudem werden die Transformationsprozesse in der bayerischen Automobilindustrie sichtbar. Unsere bayerischen Agenturen für Arbeit gehen aktiv auf die Betriebe zu und bieten ihre Unterstützung an, um die Transformation bewerkstelligen zu können. Durch vielfältige Qualifizierungsangebote unterstützen wir hier, um für den Arbeitsmarkt von morgen gerüstet zu sein. Trotz des moderaten Anstiegs der Arbeitslosigkeit steht Bayern weiter auf dem vordersten Platz im Bundesländervergleich“, fasst Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, die aktuelle Situation am bayerischen Arbeitsmarkt im Juli 2024 zusammen.

Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat beträgt im Juli 279.256. Im Vergleich zum Vormonat ist mit +8.145 Personen bzw. +3,0 Prozent ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Zum Vorjahresmonat Juli 2023 zeigt sich dagegen eine deutliche Zunahme um 30.152 Personen bzw. +12,1 Prozent. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahl im Juli ist saisonal üblich, allerdings nicht in diesem Umfang. Knapp zwei Drittel des Anstiegs basiert auf Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III. Die Arbeitslosigkeit hat hier um 19.791 beziehungsweise 16,5 Prozent im Vorjahresvergleich zugenommen.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Bayern liegt im Juli 2024 bei 67.582 – ein Plus von 5.091 oder 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. 
Die Arbeitslosenquote liegt im Juli bei 3,6 Prozent und hat sich damit im Vergleich zum Juni um 0,1 Prozentpunkte leicht erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juli 2023 hingegen stieg die Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenquote belegt Bayern im Bundesländervergleich weiterhin den ersten Platz. Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist im Vergleich zum Vorjahresmonat überproportional angestiegen. Die größten Zuwächse im Vorjahresvergleich gab es bei Personen mit ukrainischer (+2.057), syrischer (+1.741) und rumänischer (+1.270) Nationalität. Den stärksten prozentualen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat gibt es – saisonal bedingt – bei Jüngeren. Im Vergleich zum Vormonat sind 24,1% mehr Jugendliche im Alter von 15 bis unter 20 Jahren arbeitslos.

Arbeitskräftenachfrage entspricht Stimmungsbild

Im Juli wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 23.138 neue Arbeitsstellen gemeldet, das sind 14,4 Prozent mehr als im Vormonat, jedoch 13,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Bayerische Unternehmen sind bei der Einstellung von neuen Arbeits- und Fachkräften in den letzten Monaten insgesamt zurückhaltender. So liegen die Zugänge seit Jahresbeginn mit einem Minus von 23.251 oder 12,6 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert.
Die Arbeitskräftenachfrage sinkt in fast allen Branchen, insbesondere in der Arbeitnehmerüberlassung, dem Gastgewerbe, dem Bereich Information und Kommunikation und dem verarbeitenden Gewerbe.
Mit einem Bestand von 133.284 gemeldeten Arbeitsstellen hat sich die Nachfrage nach Arbeitskräften zwar im Vergleich zum Vormonat kaum verändert, im Vergleich zum Vorjahr ist sie jedoch um mehr als ein Zehntel gesunken. Dennoch liegt der Stellenbestand weiterhin über dem „Vor-Pandemie-Niveau“.

Im Vergleich zum Vormonat verbesserte sich der Ifo-Geschäftsklimaindex für Bayern im Juni 2024 etwas, bleibt aber im negativen Bereich. Die Erwartungen der Unternehmen an die zukünftige Entwicklung fiel weniger pessimistisch aus, auch die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fiel weniger schlecht aus.
Laut einer Konjunkturumfrage der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich die wirtschaftliche Lage in der Branche weiter verschlechtert. Unternehmen im Inland planen mehrheitlich eine Kürzung der Produktion. So gesehen entspricht die aktuelle Arbeitskräftenachfrage dem Stimmungsbild der bayerischen Wirtschaft.
Im Mai (aktuell hochgerechneten Daten) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 5.966.700 gestiegen. Mit einem Plus von 41.800 wird das Vorjahresergebnis um 0,7 Prozent übertroffen. Die Beschäftigung in Bayern wächst also weiterhin. Das Wachstum hat sich allerding 2024 im Vergleich zu 2023 deutlich verlangsamt.
Die Entwicklung nach Branchen ist unterschiedlich: Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen ist binnen Jahresfrist um 12.000 gestiegen; in absoluten Zahl ist dies das größte Wachstum der betrachteten Wirtschaftszweige und auch prozentual fällt der Zuwachs mit 2,7 Prozent zum Vorjahresmonat überdurchschnittlich aus. In der Arbeitnehmerüberlassung zeigt sich dagegen ein deutlicher Beschäftigungsabbau. Im Mai 2024 waren in der Zeitarbeit 95.900 Menschen beschäftigt – ein massiver Rückgang im Vergleich zu früheren Beschäftigungs-Rekorden der Leiharbeit (Mai 2018: 136.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung). Die Beschäftigungsentwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung reagiert schneller als andere Wirtschaftszweige auf Änderungen der konjunkturelle Rahmenbedingungen und kann daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt sein.

Berufliche Qualifizierung als Beitrag zur Fachkräftesicherung

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels liegt ein Schwerpunkt in den bayerischen Arbeitsagenturen darauf, dass deutlich mehr Personen an einer beruflichen Weiterbildung teilnehmen. Aktuell absolvieren 33.753 Personen eine geförderte berufliche Weiterbildungsmaßnahme. Dies entspricht einem Plus von 20,6 Prozent beziehungsweise 5.762 Teilnehmenden. In allen Regionen ist die Zahl der Personen in Beruflicher Weiterbildung im Vergleich zum Juli 2023 angestiegen; bayernweit um 5.762 oder rund ein Fünftel. Auch bei Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung und den Förderungen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zeigen sich in den meisten Regionen steigende Teilnehmenden-Zahlen. „Gerade in Zeiten des anhaltenden Fachkräftemangels ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass wir in die Weiterbildung der arbeitslosen Menschen und jenen in Beschäftigung investieren. So verbessern wir die Passung mit den Bedarfen der Arbeitgeber“, so Schmitz.

Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt

Die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen ist im Juli deutlich angestiegen. Dies ist jedoch nicht ungewöhnlich, da viele Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse vor den Sommerferien enden. 27.156 arbeitslose Personen waren im Juli zwischen 15 bis unter 25 Jahren alt, das sind 16,6% mehr als im Vormonat. Seit Jahresbeginn haben 58.805 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der bayerischen Agenturen und Jobcenter in gemeinsamer Einrichtung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz in Anspruch genommen, das sind 2,8% mehr als im Vorjahr. Demgegenüber wurden im Freistaat 95.741 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 2,9% weniger als im Vorjahreszeitraum. Schmitz appelliert an die Jugendlichen, sich nicht durch die Entwicklung am Arbeitsmarkt verunsichern zu lassen: „Passend zum Ferienbeginn, der für viele auch das Ende ihres letzten Schuljahres ist, nochmal der Hinweis: Es gibt noch viele freie Ausbildungsplätze für diesen September. Für alle, die auf der Suche sind – eine Bewerbung lohnt sich auch jetzt noch! Unsere Berufsberatung steht dabei für alle Fragen der Jugendlichen vor Ort und digital zur Verfügung. Eine abgeschlossene Ausbildung ist und bleibt die beste Basis für einen guten Start ins Berufsleben.“