Arbeitsmarktbericht August 2024: Konjunkturschwäche hinterlässt Spuren am Arbeitsmarkt

30.08.2024 | Presseinfo Nr. 20

• Im August ist die Arbeitslosigkeit in Bayern im Vergleich zum Vormonat Juli gestiegen: Insgesamt sind 299.652 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 20.396 Personen mehr als noch im Juli.
• Die Arbeitslosenquote ist im August auf 3,9 Prozent gestiegen.
• Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Bayern liegt bei 5,96 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Plus von 35.200 (+0,6 Prozent) Beschäftigten.

Arbeitslosenzahl im August:+20.396 auf 299.652 (+7,3 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:+30.592 (+11,4 Prozent)
Arbeitslosenquote im August:3,9 Prozent (+ 0,3 Prozentpunkte)
Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich:+0,4 Prozentpunkte
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:5,96 Mio. (Juni 2024)
Beschäftigung im Vorjahresvergleich:+35.200 bzw. +0,6 Prozent

„Die insgesamt schwache Konjunktur hinterlässt in ganz Deutschland und somit auch auf dem bayerischen Arbeitsmarkt ihre Spuren. Zudem üben saisonale Effekte, wie das Ende des Ausbildungs- und Schuljahres, einen Einfluss auf die steigenden Arbeitslosenzahlen im August aus. Trotz der Konjunkturschwäche wächst die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern weiter an. In wirtschaftlich schwächeren Phasen ist berufliche Weiterbildung auch für Beschäftigte besonders wichtig. Sie ermöglicht Arbeits- und Fachkräften insbesondere mit Blick auf die Transformation, ihre Qualifikationen zu erweitern, die eigene Beschäftigungsfähigkeit zu stärken und sich so auf veränderte, zukünftige Marktanforderungen einzustellen“, fasst Peter Michel, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, die aktuelle Situation am bayerischen Arbeitsmarkt im August 2024 zusammen.

Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat beträgt im August 299.652. Im Vergleich zum Vormonat ist mit +20.396 Personen bzw. +7,3 Prozent ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Zum Vorjahresmonat August 2023 zeigt sich ebenfalls eine deutliche Zunahme um 30.592 Personen bzw. +11,4 Prozent. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahl im August ist saisonal üblich, allerdings nicht in diesem Umfang. Dabei ist die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB III mit +20.972 Arbeitslosen oder +15,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr besonders stark gestiegen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Bayern liegt im August 2024 bei 68.608 – ein Plus von 5.228 oder 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote liegt im August bei 3,9 Prozent und hat sich damit im Vergleich zum Juli um 0,3 Prozentpunkte erhöht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat August 2023 stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte.
Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenquote belegt Bayern im Bundesländervergleich weiterhin den ersten Platz. Die Arbeitslosenquote von Ausländern ist im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozentpunkte angestiegen und liegt jetzt bei 9,0 Prozent. Die größten Zuwächse im Vorjahresvergleich gab es bei Personen mit ukrainischer (+2.273), syrischer (+1.860) und rumänischer (+1.222) Nationalität. Den stärksten prozentualen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat gibt es – zum Ende des Ausbildungs- und Schuljahres saisonal üblich – bei Jüngeren. Im Vergleich zum Vormonat Juli sind 52,7% mehr Jugendliche im Alter von 15 bis unter 20 Jahren arbeitslos, eine Größenordnung wie 2023 (damals +55,1 Prozent).

Arbeitskräftenachfrage geringer als 2023


Im Vergleich zum Vormonat verschlechterte sich der Ifo-Geschäftsklimaindex für Bayern im
Juli 2024 erheblich. Sowohl die Erwartungen der Unternehmen an die zukünftige Entwicklung,
als auch die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage wurde deutlich pessimistischer
beurteilt als noch im Vorjahr.

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist weiterhin rückläufig. Im August wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 21.439 neue Arbeitsstellen gemeldet, das sind 7,3 Prozent weniger als im Vormonat und 22,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Nachfrage der bayerischen Unternehmen nach neuen Arbeitskräften 2024 fällt im Vergleich zum Vorjahr deutlich verhaltener aus. Den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung wurden seit Anfang des Jahres 2024 182.522 offene Arbeitsstellen gemeldet, das sind über ein Zehntel weniger als im Vorjahreszeitraum. Diese rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften zeigt sich in fast allen Branchen. Besonders deutlich ist die negative Entwicklung der Stellenangebote im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung und dem verarbeitenden Gewerbe. Mit einem derzeitigen Bestand von 132.292 gemeldeten Arbeitsstellen hat sich die Nachfrage nach Arbeitskräften zwar im Vergleich zum Vormonat kaum verändert, im Vergleich zum Vorjahr ist sie jedoch um 13 Prozentpunkte gesunken. Dennoch liegt der Stellenbestand weiterhin über dem „Vor-Pandemie-Niveau“.

Im Juni (aktuell hochgerechnete Daten) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 5.960.400 im Vergleich zum Vormonat zwar um 6.000 Beschäftigte (0,1 Prozentpunkte) gesunken. Im Vorjahresvergleich ist jedoch ein Plus von rund 35.000 Beschäftigten zu verzeichnen. Die Beschäftigung in Bayern wächst weiterhin, der Zuwachs hat sich allerdings im Vergleich zu den Vorjahren merklich verlangsamt. Die Entwicklung nach Branchen ist unterschiedlich. In den Bereichen Erziehung und Pflege ist die Zahl der Beschäftigten im Vorjahresvergleich deutlich gestiegen und macht mit knapp 70 Prozent des gesamten Beschäftigungswachstums den größten Anteil aus. In der Arbeitnehmerüberlassung, dem Handel, dem Bau sowie dem verarbeitenden Gewerbe zeigt sich dagegen ein deutlicher Beschäftigungsabbau. Die Beschäftigungsentwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung reagiert schneller als andere Wirtschaftszweige auf Änderungen der konjunkturelle Rahmenbedingungen und kann daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt
sein.

Aus- und Weiterbildung machen den Arbeitsplatz zukunftssicher


Im Zeitraum von Oktober 2023 bis August 2024 wurden in Bayern insgesamt 97.144 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Demgegenüber haben 60.494 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der bayerischen Agenturen und Jobcenter bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz
eingeschaltet. Die Chancen für einen Ausbildungsplatz sind weiterhin gut. Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 63 Bewerberinnen und Bewerber. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels liegt neben der Ausbildungsvermittlung ein weiterer Schwerpunkt in den bayerischen Arbeitsagenturen darauf, dass deutlich mehr Personen an einer beruflichen Weiterbildung teilnehmen. Aktuell absolvieren 31.153 Personen eine geförderte berufliche Weiterbildungsmaßnahme. Dies entspricht einem Plus von 24,2 Prozent beziehungsweise 6.075 Teilnehmenden im Vergleich zum Vorjahr.