Arbeitsmarktbericht Oktober 2024: Konjunkturelle Schwäche bremst den Arbeitsmarkt weiter aus

30.10.2024 | Presseinfo Nr. 24

  • Im Oktober ist die Arbeitslosigkeit in Bayern im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: Insgesamt sind 286.626 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 34.759 Personen mehr als noch im Oktober 2023.
  • Die Arbeitslosenquote ist zum Vorjahr um 0,4 Punkte auf 3,7 Prozent gestiegen.
  • Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Bayern liegt bei 5,93 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Plus von 27.300 (+0,5 Prozent) Beschäftigten.
Arbeitslosenzahl im Oktober:-6.867 auf 286.626 (-2,3 Prozent)
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:+34.759 (+13,8 Prozent)
Arbeitslosenquote im Oktober:3,7 Prozent (-0,1 Prozentpunkte)
Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich:+0,4 Prozentpunkte
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:5,93 Mio. (August 2024)
Beschäftigung im Vorjahresvergleich:+27.300 bzw. +0,5 Prozent

„Die konjunkturelle Schwäche bremst den bayerischen Arbeitsmarkt weiter aus. Der jahreszeitlich bedingte Rückgang der Arbeitslosigkeit fällt dieses Mal so gering aus, dass wir die höchste Oktober-Arbeitslosigkeit seit der Finanzkrise 2009 verzeichnen müssen. Die steigende Zahl der Personen, die sich aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos melden, signalisiert die zunehmenden Schwierigkeiten vieler Unternehmen angesichts der angespannten Wirtschaftslage in Bayern. Gleichzeitig werden aber auch weiterhin viele Arbeitskräfte gesucht. Aktuell verzeichnen wir über 127.000 offene Arbeitsstellen, die zeigen, wie viele Chancen sich am Arbeitsmarkt derzeit bieten.“, fasst Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, die aktuelle Situation am bayerischen Arbeitsmarkt im Oktober 2024 zusammen.

Im Oktober geht die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat im Vergleich zum Vormonat um 6.867 bzw. -2,3 Prozent auf 286.626 zurück. Insbesondere Jüngere profitieren von dieser zu Beginn des Ausbildungs- und Studienjahres üblichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Im Vergleich zu den Vorjahren fällt dieser Rückgang allerdings deutlich geringer aus. Der Bestand an Ar-beitslosen ist der höchste Stand in einem Oktober seit der Finanzkrise 2009.
Zum Vorjahresmonat Oktober 2023 zeigt sich eine deutliche Zunahme an Arbeitslosen um 34.759 Personen bzw. +13,8 Prozent. Vor allem in der Arbeitslosenversicherung hat sich die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich mit einem Anstieg von +23.830 Arbeitslosen oder +19,9 Prozent negativ entwickelt.
Die Arbeitslosenquote beträgt im Oktober 3,7 Prozent und ist damit im Vergleich zum September um 0,1 Prozentpunkte gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2023 stieg die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquote war in einem Oktober zu-letzt 2010 höher als in diesem Jahr. Dennoch belegt Bayern im Bundesländervergleich der niedrigsten Arbeitslosenquoten weiterhin den ersten Platz.
Zu Beginn des Schul- und Ausbildungsjahres zeigen sich von September auf Oktober insbesondere bei den 15- bis unter 25-jährigen rückläufige Arbeitslosenzahlen um 3.413 bzw. 11,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren jedoch stark über-durchschnittlich angestiegen, da es bei einer negativen konjunkturellen Entwicklung Jüngeren erfahrungsgemäß schwerer fällt, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Nachfrage nach Arbeitskräften weiter rückläufig


Im Vergleich zum Vormonat verschlechterte sich der Ifo-Geschäftsklimaindex für Bayern noch einmal deutlich und erreicht den tiefsten Stand seit Mai 2020 während der Corona-Pandemie. Sowohl die Erwartungen der Unternehmen an die zukünftige Entwicklung als auch die Einschät-zung der aktuellen wirtschaftlichen Lage wurden deutlich pessimistischer beurteilt als noch im Vormonat.

Im Oktober wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 21.717 neue Arbeitsstellen gemeldet, das sind 11,7 Prozent mehr als im Vormonat, aber 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei Betrachtung der gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn ist ebenfalls ein Rückgang von über einem Zehntel festzustellen. Diese rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften zeigt sich in fast allen Branchen. Besonders deutlich ist die negative Entwicklung der Stellenangebote im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung und dem Verarbeitenden Gewerbe. Aber auch bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, dem Handel, der IT und dem Gastgewerbe ist die Arbeitskräftenachfrage bedeutend zurückge-gangen.

Mit einem derzeitigen Bestand von 127.183 gemeldeten Arbeitsstellen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat um 2,9 Prozentpunkte gesunken, im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich um 14,3 Prozentpunkte. Dennoch liegt der Stellenbestand weiterhin über dem „Vor-Pandemie-Niveau“.

Im August (aktuell hochgerechneten Daten) ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum Vormonat zwar um 8.100 Beschäftigte (0,1 Prozentpunkte) auf 5.932.400 gesunken, im Vorjahresvergleich ist jedoch ein Plus von 27.300 Beschäftigten zu verzeichnen. Die Beschäftigung in Bayern wächst zwar weiterhin, das Wachstum hat sich allerdings im Vergleich zu den Vorjahren merklich verlangsamt.
Die Entwicklung nach Branchen ist unterschiedlich. Das größte Wachstum ist im Gesundheits-wesen zu verzeichnen. In der Arbeitnehmerüberlassung, dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Handel und dem Baugewerbe zeigt sich dagegen ein deutlicher Beschäftigungsabbau.

Stabiler Ausbildungsmarkt


Im Gegensatz zum Arbeitsmarkt, auf dem die anhaltende Wirtschaftsschwäche zunehmend deutliche Spuren hinterlässt, präsentiert sich der Ausbildungsmarkt im Freistaat weitestgehend stabil. Die bayerischen Arbeitsagenturen berieten und unterstützten vertieft seit Oktober 2023 insgesamt 62.161 Bewerberinnen und Bewerber bei der Suche nach einer dualen Ausbil-dungsstelle. Sehr erfreulich ist, dass diese Zahl um 1.695 höher ist als im Vorjahr. Zum Ende des Berichtszeitraums waren noch 1.481 „unversorgte“ Jugendliche auf der Suche nach der passenden Lehrstelle, das sind 312 mehr als im Oktober 2023. Das Angebot gemeldeter Ausbildungsstellen belief sich im zu Ende gegangenen Berichtszeitraum insgesamt auf 99.722 und damit auf 3.622 weniger als im Vorjahr. Hiervon waren am 30. September noch 17.124 unbesetzt, 3.101 weniger als ein Jahr davor.

„In Zeiten, in denen Anforderungen zunehmend komplexer und Flexibilität immer bedeutsamer werden, bildet eine abgeschlossene Berufsausbildung nach wie vor ein sicheres Fundament für ein erfolgreiches Berufsleben mit hervorragenden Perspektiven. Trotz aktuell ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen setzen unsere bayerischen Betriebe und Unternehmen un-vermindert auf die duale Ausbildung und gut ausgebildete Nachwuchskräfte. Damit senden sie ein starkes Signal an den Wirtschaftsstandort Bayern “, erläutert Dr. Markus Schmitz.
„Bewerberinnen und Bewerbern, die auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart Anfang Sep-tember noch auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz sind, sollten nicht aufgeben. Die hohe Zahl freier Lehrstellen belegt, dass noch gute Chancen bestehen, eine betriebliche Berufsausbildung zu beginnen. Offen sein für Alternativen heißt das Gebot der Stunde für Schülerinnen und Schüler wie auch für Ausbildungsbetriebe“, appelliert Dr. Schmitz.

Blick in die bayerischen Regierungsbezirke


Schwaben ist erneut Spitzenreiter im bayerischen Regierungsbezirkevergleich.
Die Arbeitslosenquote beträgt 3,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sehen wir einen leichten Anstieg um 0,3 Prozentpunkte.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in Schwaben hat mit 2,3 Prozent der Landkreis Unterallgäu und ist damit einer der Spitzenreiter in Bayern. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosenquote im Unterallgäu unverändert.
Mit einer Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent weist die Stadt Augsburg weiterhin die höchste Quote unter den Stadt- und Landkreisen in Schwaben auf. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die Stadt einen Anstieg um 0,6 Prozentpunkte.

Die Arbeitslosenquote in der Oberpfalz liegt im Oktober bei 3,4 Prozent und somit unter dem bayerischen Schnitt (3,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir einen Anstieg um 0,4 Prozentpunkte.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in der Oberpfalz verzeichnet erneut der Landkreis Neumarkt i.d.OPf. mit 2,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Anstieg um 0,3 Prozentpunkte.
Die höchste Arbeitslosenquote haben die Städte Amberg und Weiden i.d.OPf. mit 5,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist in Amberg ein deutlicher Anstieg um 1,2 Prozentpunkte zu verzeichnen.

In Niederbayern sinkt die Arbeitslosenquote im Oktober leicht auf 3,5 Prozent ab. Gegenüber dem Vorjahr kann ein Anstieg um 0,4 Prozentpunkte verzeichnet werden.
Mit 2,8 Prozent hat der Landkreis Straubing-Bogen erneut die niedrigste Arbeitslosenquote in Niederbayern. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gestiegen.
Die höchste Arbeitslosenquote weist erneut die Stadt Passau mit 6,0 Prozent auf. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosenquote erneut deutlich um 0,9 Prozentpunkte.

Die Arbeitslosenquote in Unterfranken liegt mit 3,6 Prozent im Oktober unter dem bayerischen Schnitt (3,7 Prozent). Im Vorjahresvergleich ist sie um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Die niedrigste Arbeitslosenquote im Regierungsbezirk Unterfranken hat der Landkreis Main-Spessart mit einer Quote von 2,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie um 0,3 Prozentpunkte an.
Die Stadt Schweinfurt weist mit 7,3 Prozent erneut die höchste Arbeitslosenquote in Unterfranken auf und ist damit das Schlusslicht in ganz Bayern. Zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslo-senquote deutlich um 1,0 Prozentpunkte gestiegen.

In Oberbayern blieb die Arbeitslosenquote im Oktober bei 3,7 Prozent im Vergleich zum Vor-monat. Gegenüber dem Vorjahr kann ein Anstieg um 0,4 Prozentpunkte verzeichnet werden.
Die niedrigste Arbeitslosenquote im Regierungsbezirk Oberbayern, aber auch in ganz Bayern, haben die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Pfaffenhofen a.d.Ilm mit 2,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote in Bad Tölz-Wolfratshausen um +0,3 Prozentpunkte, in Pfaffenhofen a.d.Ilm um +0,4 Prozentpunkte gestiegen.
Die höchste Arbeitslosenquote weisen erneut mit 5,0 Prozent Rosenheim-Stadt und die Lan-deshauptstadt München auf. Im Vergleich zum Vormonat ist die Quote in Rosenheim Stadt und in München Stadt gleich geblieben. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosenquote in Rosen-heim um 0,7 Prozentpunkte und in München um 0,5 Prozentpunkte gestiegen.

In Oberfranken ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum September auf 4,2 Prozent leicht gesunken. Die Quote liegt somit über dem bayerischen Durchschnitt (3,7 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Arbeitslosigkeit um 0,5 Prozentpunkte höher.
Mit einer Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent hat der Landkreis Bamberg erneut die niedrigste Quote in Oberfranken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist sie um 0,3 Prozentpunkte gestiegen.
Die höchste Arbeitslosenquote in Oberfranken weist erneut die Stadt Hof mit 7,2 Prozent auf. Zum Vorjahr ergibt sich ein deutlicher Anstieg um 1,4 Prozentpunkte.

Mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent bleibt Mittelfranken weiterhin Schlusslicht im bayerischen Vergleich. Mit einem Plus von 0,5 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich ist in Mittelfranken ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen.
Die niedrigste Arbeitslosenquote in Mittelfranken hat erneut der Landkreis Roth mit 2,4 Prozent. Im Vorjahresvergleich ist die Quote um 0,2 Prozentpunkte gestiegen.
Die Arbeitslosenquote der Stadt Nürnberg ist weiterhin die höchste Quote in Mittelfranken mit 6,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2023 erkennt man erneut einen deutlichen Anstieg um 0,8 Prozentpunkte.