„Betrachtet man die zunehmend problematische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, fällt das Fazit für das zu Ende gegangene Ausbildungsmarktjahr 2023/2024 durchaus positiv aus. Die bayerischen Arbeitsagenturen berieten und unterstützten von Oktober 2023 bis September 2024 insgesamt 62.161 Bewerberinnen und Bewerber intensiv bei der Suche nach einer dualen Ausbildungsstelle. Sehr erfreulich, dass diese Zahl um rund 1.700 höher ist als noch vor Jahresfrist. Dies belegt, dass junge Menschen wieder zunehmend die vielfältigen Chancen einer dualen Ausbildung erkennen und diese auch nutzen wollen“, erläutert Dr. Markus Schmitz, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter, anlässlich der Veröffentlichung der Bilanzzahlen.
Auch die Stellenseite zeigt sich robust: „Vor dem Hintergrund der sich fortsetzenden konjunkturellen Schwächephase und zahlreicher strukturell bedingter Herausforderungen präsentiert sich das Angebot an Berufsausbildungsstellen umfangreich und attraktiv. Ein klares Signal, dass unsere Betriebe im Freistaat auch in schwierigen Zeiten auf die duale Ausbildung setzen. Qualifizierte Fachkräfte werden auch in Zukunft dringend benötigt. Unsere bayerischen Betriebe und Unternehmen treffen hier entsprechend Vorsorge.“, so Dr. Schmitz. Den bayerischen Arbeitsagenturen wurden im vergangenen Berichtszeitraum insgesamt 99.722 duale Berufsausbildungsstellen gemeldet, 3.622 weniger als im Vorjahr. „Bundesweit betrachtet entfällt damit fast jede fünfte gemeldete Ausbildungsstelle auf den Freistaat“, betont Dr. Schmitz.
Zum 30.9. waren noch 17.124 Ausbildungsstellen unbesetzt, 3.101 weniger als noch vor Jahresfrist. „Die Schere zwischen dem Angebot an dualen Ausbildungsstellen und der Anzahl junger Menschen, die eine Lehre beginnen wollen, klafft – wie schon seit langem – auch dieses Jahr erneut weit auseinander“, so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter.
Einen Appell richtet Dr. Schmitz an Bewerberinnen und Bewerber, die auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart noch keine passende Lehrstelle gefunden haben: „Die Zahl der freien Berufsausbildungsplätze belegt, dass noch ein attraktives und breit gefächertes Angebot vorhanden ist. Bis Jahresende ist ein Ausbildungsstart unproblematisch möglich. Wer noch unsicher ist, Beratungsbedarf hat oder Vermittlungsvorschläge benötigt, wendet sich am besten an unsere Experten der Berufsberatung bei den örtlichen Arbeitsagenturen.“ Zum Ende des Berichtsjahres waren von noch 1.481 junge Menschen unversorgt, das sind 312 Jugendliche mehr als noch einem Jahr.
„Kein Jugendlicher sollte am Übergang von der Schule in den Beruf verloren gehen. Auch wer jetzt noch nicht die passende Lehrstelle gefunden hat, sollte den Kopf nicht in den Sand stecken. Bis Jahresende und darüber hinaus bieten die noch zahlreich vorhandenen Berufsausbildungsplätze beste Chancen. Offen sein für Alternativen heißt das Gebot der Stunde für Schülerinnen und Schüler wie auch für Ausbildungsbetriebe“, appelliert Dr. Schmitz.
Unbesetzte Ausbildungsstellen
Berufswünsche und Vorstellungen junger Menschen einerseits und die Anforderungen der Unternehmen andererseits passen bekanntlich nicht immer zusammen. Neben Eignung und Neigung sind es häufig auch fehlende Mobilität und räumliche Distanzen, die dem Abschluss eines Ausbildungsvertrages entgegenstehen. Neben diesen qualitativen Gesichtspunkten gibt es zudem einen anhaltenden quantitativen Aspekt: Die in den letzten Jahren sinkende Zahl der Schulabgänger und der anhaltende Trend zu höherem Bildungsabschluss bzw. zur Aufnahme eines Studiums bedingen ein geringeres Bewerberangebot und in der Folge eine geringere Nachfrage nach Ausbildungsstellen. Die meisten unbesetzten Stellen gibt es bei den Einzelhandelskaufleuten, im Verkauf, bei den Zahnmedizinischen Fachangestellten und im Büromanagement. „Warum nicht auch den Bewerberinnen und Bewerbern auf den zweiten Blick eine Chance geben? Hier stehen uns gute und bewährte Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten, wie beispielsweise die Assistierte Ausbildung, zur Verfügung“, so Dr. Schmitz.
Top 10 Berufswünsche junger Menschen
Trotz zahlreicher Initiativen und Kampagnen haben sich die Berufswünsche der jungen Menschen – auch geschlechterstereotypisch – in den letzten Jahren kaum verändert. Dennoch setzt sich ein Trend, der auch schon im vergangenen Jahr erkennbar war, fort. In den angestrebten Ausbildungen haben sich so insbesondere bei den jungen Männern zukunfts- und transformationsorientierte Berufe wie Fachinformatiker/-in für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration, Elektroniker/-in oder Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizung und Klimatechnik etabliert.