- Im März ist die Arbeitslosigkeit in Bayern im Vergleich zum Vormonat saisonüblich zurück gegangen. Insgesamt waren 281.753 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 12.397 weniger als noch im Februar.
- Die Arbeitslosenquote liegt im März bei 3,7 Prozent.
- Thema des Monats: Kurzarbeitergeld
Die Anzeigen von konjunkturellem Kurzarbeitergeld durch Arbeitgeber in Bayern sind im Vergleich zu Februar 2019 (vor Corona) deutlich spürbar angestiegen.
Arbeitslosenzahl im März: | -12.397 auf 281.753 (-4,2 Prozent) |
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: | +23.021 (+8,9 Prozent) |
Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich: | -0,1 Prozentpunkte |
Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich: | +0,3 Prozentpunkte |
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: | 5,93 Mio. (Januar 2024) |
Beschäftigung im Vorjahresvergleich: | +51.100 bzw. +0,9 % |
„Trotz der aktuell zunehmenden konjunkturellen Herausforderungen und parallel einwirkender Megatrends wie Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung, bleibt der Arbeitsmarkt in Bayern mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent insgesamt robust. Neben der frühjahrsbedingt sinkenden Anzahl arbeitsloser Menschen auf 281.753, steigt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach den aktuellen Hochrechnungen für Januar 2024 auf 5,93 Mio. im Vergleich zum Vorjahr. Zeitgleich nehmen wir jedoch eine zu dieser Saison unübliche und deutliche Zunahme von Anzeigen für konjunkturelles Kurzarbeitergeld wahr: ein Indikator für heraufziehende Problemlagen. Dies zeigt die Skepsis der bayerischen Unternehmen, ist aber auch Ausdruck dessen, dass diese ihre qualifizierten Mitarbeitenden halten möchten. Zusätzlich bleibt aber auch die Nachfrage nach neuen Arbeits- und Fachkräften insgesamt auf einem hohen Niveau, wobei wir im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme der neu gemeldeten Stellen bemerken.“, fasst Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern, die aktuelle Situation am bayerischen Arbeitsmarkt im März 2024 zusammen.
Aktuelle Lage am bayerischen Arbeitsmarkt
Die Gesamtentwicklung am bayerischen Arbeitsmarkt ist weiterhin eher verhalten. Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat beträgt im März 281.753. Im Vergleich zum Vormonat ist der Arbeitslosenbestand somit saisonbedingt erneut gesunken (-12.397 bzw. 4,2 Prozent). Zum Vorjahresmonat März 2023 zeigt sich dagegen eine deutliche Zunahme um 25.155 bzw. 8,9 Prozent. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs (rund 50,3 Prozent) basiert auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, u.a. bei Syrern (+2.302), Ukrainern (+1.469) und Rumänen (+1.175). Diese zählen mit einer Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent auch weiterhin zu den besonders betroffenen Personengruppen.
Zudem ist der Bestand an Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen, was zu einem großen Teil mit dem hohen Zugang an Geflüchteten aus der Ukraine zu erklären ist. Diese Menschen, die aufgrund einer politischen Entscheidung seit dem 01.06.2022 gesammelt in den Jobcentern betreut werden, gehen – bei erfolglosen Integrationsbemühungen – jetzt sukzessive in die Langzeitarbeitslosigkeit über. So lag die Zahl der Langzeitarbeitslosen im März 2024 bei 65.613 – ein Anstieg von 5.679 oder 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.
Im März wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern 23.570 neue Arbeitsstellen gemeldet; der Stellenbestand wächst somit auf 138.314 Stellen an. Besonders viele offene Stellen sehen wir in der Arbeitnehmerüberlassung und im Verarbeitenden Gewerbe. Mit Blick auf den Vormonat Februar 2024 zeigt sich jedoch ein Minus von 4.606 bzw. 16,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr erkennen wir, dass die bayerischen Unternehmen bei der Einstellung von neuen Arbeits- und Fachkräften insgesamt zurückhaltender sind (-3.435 bzw. -12,7 Prozent). Auch wenn die Stellenmeldungen aktuell rückläufig sind, können wir im Vergleich zum März 2019 feststellen, dass wir weiterhin über dem „Vor-Pandemie-Niveau“ liegen. Damals lag der Bestand an offenen Stellen bei 128.414.
Im Vergleich zum Vorjahr nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, nach aktuellen Hochrechnungen der BA, im Januar 2024 um 51.100 bzw. 0,9 Prozent (im Vergleich zum Januar 2023) Beschäftigte zu. Je nach Wirtschaftszweig entwickelte sich die Beschäftigung allerdings sehr unterschiedlich: Während in der Metall-/Elektro-/Stahl-Industrie und im Gesundheitswesen die Beschäftigtenzahl um mehr als 10.000 gestiegen ist, kam es in den anderen Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes, in der Arbeitnehmerüberlassung, im Baugewerbe und im Handel zu einem Beschäftigten-Rückgang im vierstelligen Bereich.
Thema des Monats: Die aktuelle Entwicklung beim Konjunkturellen Kurzarbeitergeld mahnt zu Wachsamkeit
Grundsätzlich sind die von Unternehmen getätigten Anzeigen zur Kurzarbeit ein guter Indikator für die konjunkturelle Entwicklung im Land. Unternehmen melden Kurzarbeit an, um einen drohenden Arbeitsausfall anzuzeigen. Nur wenn sie diesen drohenden Ausfall rechtzeitig anzeigen, können sie im Falle eines Falles auch tatsächlich Kurzarbeitergeld beantragen. Damit sind die Anzeigen ein wichtiger Frühwarnindikator für den Arbeitsmarkt. Nach Einschätzung der bayerischen Agenturen ist es bei den Unternehmen im Freistaat deutlich spürbar, dass sowohl der Krieg in der Ukraine, die aktuell geltende Klimapolitik, Inflation und Zinsentwicklung sowie die durch Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz induzierte Transformation am Arbeitsmarkt, eine deutliche Mehrbelastung bedeuten und zu einer pessimistischen Grundstimmung bei den bayerischen Unternehmen beitragen.
Viele Betriebe standen bereits in der Pandemie großen Herausforderungen gegenüber, die sie unter anderem auch durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld gemeistert haben. So wurde über alle Branchen hinweg deutlich, dass die Bundesagentur für Arbeit mit dem Kurzarbeitergeld ein wichtiges „Kriseninstrument“ und dadurch eine große Hilfeleistung bieten kann.
Im Kalendermonat Februar 2024 wurden insgesamt von 586 Betrieben bzw. Betriebszweigen 14.108 Personen zur Kurzarbeit angezeigt; d.h., hier besteht das Risiko, dass Kurzarbeit tatsächlich eintreten kann. Im Vergleich zum Februar 2019, also vor der Pandemie, erkennen wir damit fast eine Verfünffachung der eingegangenen Anzeigen, welche die aktuelle konjunkturelle Lage deutlich macht. Aktuell können wir eine angespannte Situation besonders in Betrieben des Baugewerbes und der Baunebengewerbe erkennen. Diese Branchen sind normalerweise klassische Bezieher des saisonalen Kurzarbeitergeldes im Schlechtwetterzeitraum Dezember bis März. Durch die oben genannten Megatrends kommt es jedoch gerade hier zu zurückhaltendem Kundenverhalten und ruhenden Aufträgen. Zusätzlich sind die Unternehmen noch immer massiv von Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien betroffen.
„Der Anstieg der Anzeigen auf Kurzarbeitergeld macht uns wachsam, daher ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass wir Arbeitgebern mit der Zahlung von Kurzarbeitergeld eine Unterstützung anbieten können, um Arbeitslosigkeit zu verhindern und die Weiterbeschäftigung ihrer Fachkräfte zu ermöglichen. Vor Beginn von Kurzarbeit muss durch die Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall gestellt werden. Ob die Voraussetzungen für die Gewährung des Kurzarbeitergeldes vorliegen, kann den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sehr gut durch eine individuelle Beratung in unseren bayerischen Agenturen für Arbeit oder vor Ort in den Betrieben erläutert werden. Mit einer Beratung im Voraus können alle wichtigen Voraussetzungen geklärt und die Bearbeitung der Anzeigen somit deutlich erleichtert und beschleunigt werden. Es ist uns ein Anliegen, die Unternehmen umfassend zu beraten, zu unterstützen und mögliche Ablehnungen bereits im Vorfeld zu vermeiden.“, appelliert Dr. Markus Schmitz an die betroffenen Betriebe in Bayern.
Bild des Monats
Mit gutem Beispiel voran: Abeer (19), geboren in Bagdad und Yuliia (29) aus dem ukrainischen Ochtyrka beginnen im September in der Agentur für Arbeit Nürnberg ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen. Wir sind sehr stolz auf die Diversität in unseren Agenturen und freuen uns sehr über unsere Nachwuchskräfte, die definitiv eine Bereicherung für uns und unsere Kunden sind.