Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg zwar nicht so stark wie in den Vormonaten, überschritt aber dennoch den Vorjahreswert von Oktober 2020 um 1,4 Prozent. Damit liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Hessen immer noch über dem Vorkrisenniveau.
„Insbesondere die stabilisierende Wirkung des Kurzarbeitergeldes hat die Gefahr, arbeitslos zu werden, im zurückliegenden Jahr erheblich verringert. Das Instrument hat maßgeblich dazu beigetragen, dass viele Menschen ihre Arbeit behalten konnten“, so Dr. Bettina Wolf, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Hessen.
Gleichzeitig führte sie aus, dass nicht alle Gruppen von dem zuletzt positiven Trend profitieren konnten und verweist auf die Zahl der Langzeitarbeitslosen: “In den vergangenen zwölf Monaten waren in Hessen durchschnittlich rund 178.000 Menschen arbeitslos, davon rund ein Drittel mindestens ein Jahr. Damit zählen sie zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Darunter waren rund 11.800 Menschen sogar bereits vier Jahre oder länger arbeitslos“, so Dr. Bettina Wolf. „Zum ersten Mal waren wir in einer Krisenlage, die auch uns als Arbeitsagentur betroffen hat. Wir konnten im vergangenen Jahr nur in geringerem Maß Qualifizierungsangebote oder Beschäftigungsprojekte organisieren. Ziel für 2022 ist es, hier verstärkt Angebote zu realisieren. Wir verfügen über die Instrumente für eine aktive Arbeitsmarktförderung. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir an die positive Entwicklung der Förderung und Qualifizierung von vor der Krise anknüpfen werden.“
„Wir wissen, dass Unternehmen vor allem Fachkräfte und weniger ungelernte Helfer suchen. Nicht nur in Branchen, wie der Pflege oder in manchen Handwerksberufen, gibt es deutlich mehr freie Stellen als arbeitslose Fachkräfte. Der Stellenmarkt hat insgesamt eine große Dynamik. Wir haben im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg an offenen Stellen von fast 30 Prozent. Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Wir können dem zunehmenden Fachkräftemangel nur begegnen, indem wir weiter auf Qualifizierung und Weiterbildung setzen.“ Dr. Bettina Wolf empfiehlt den Unternehmen, die Fachkräfte suchen, verstärkt in die Aus- und Weiterbildung des eigenen Personals zu investieren und sichert die Unterstützung der hessischen Agenturen für Arbeit zu: „Dafür haben wir in Hessen mit Berufsberaterinnen und Berufsberatern für Erwachsene und dem Arbeitgeberservice ein Netzwerk aufgebaut, mit dem wir die Unternehmen noch besser auf diesem Weg begleiten können. Dabei beraten wir zu den betriebsinternen Möglichkeiten und können die Lehrgangs- und Ausfallkosten ganz oder teilweise bezahlen. Je kleiner das Unternehmen ist, desto größer die finanzielle Unterstützung.“
Arbeitslosigkeit in Hessen: Weiterer Rückgang der Arbeitslosigkeit im Dezember, Langzeitarbeitslosigkeit verstetigt sich
Die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zum Vormonat weiter gesunken. Im Dezember waren in Hessen 157.416 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 728 (-0,5 Prozent) weniger als im November und 29.773 (-15,9 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote bleibt im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 4,6 Prozent. Im Dezember 2020 lag die Quote noch bei 5,4 Prozent. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 2.000 Personen, zum Vorjahr zeigt sich damit eine Verringerung um 31.000 Personen.
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf fast alle betrachteten Personengruppen. Von dieser Entwicklung profitieren am meisten junge Menschen unter 25 Jahren (-3,9 Prozent). Im Vorjahresvergleich wurde bei der Gruppe der Langzeitarbeitslosen ein Anstieg (+3,2 Prozent) verzeichnet. Sie ist im Vorjahresvergleich mit einem Anteil von rund 40 Prozent an allen Arbeitslosen die am stärksten betroffene Personengruppe.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Dezember 2021 auf 211.820 Personen. Das waren rund 31.219 (+12,8 Prozent) weniger als vor einem Jahr.
Entwicklung in den Rechtskreisen: Stärkster Rückgang im Rechtskreis SGB III
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 34,1 Prozent (53.748) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 65,9 Prozent (103.668 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sank die Zahl der Arbeitslosen mit rund -35,1 Prozent zum Vorjahr am stärksten. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Minus von -0,7 Prozent gezählt.
Offene Stellen: Enormer Anstieg der Arbeitskräftenachfrage
Die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt weiter. Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 50.520 offenen Stellen einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (27,4 Prozent) auf. Der monatliche Zugang sank zwar um -4,5 Prozent auf rund 11.100, lag aber dennoch um 18,3 Prozent über dem Vorjahresmonat.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Deutlicher Zuwachs bei Arbeitnehmerüberlassung, Rückgang im Gastgewerbe und Verarbeitendem Gewerbe
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Monat Oktober auf 2.700.400 Personen. Damit ergibt sich ein Plus gegenüber dem Vorjahr um +1,4 Prozent oder rund 38.600 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mehr als noch vor einem Jahr. Hessen liegt damit auf dem Niveau der Werte des Bundes und Westdeutschlands (1,5 Prozent).
Rückgänge mussten weiterhin das Gastgewerbe (-2,6 Prozent) und das Verarbeitende Gewerbe (-1,5 Prozent) verzeichnen.
Deutlichen Beschäftigungszuwachs konnten insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (+10,8 Prozent) und Information und Kommunikation (+5,0 Prozent) verzeichnen. Die Mehrzahl der Branchen wies gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs auf. Unter anderem: Öffentliche Verwaltung (+3,5 Prozent), Prozent), Land-/Forstwirtschaft (+3,5 Prozent), Baugewerbe (+2,9 Prozent), Erziehung und Unterricht (+2,7 Prozent), Gesundheitswesen (+2,2 Prozent), Heime und Sozialwesen (+1,7 Prozent).
Entwicklung in den Regionen: Arbeitslosenquote in elf Kreisen unter 4 Prozent
Aktuell weisen elf der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 4,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 2,6 Prozent hessenweit am niedrigsten. Unter der Vier-Prozent-Marke lagen ebenfalls die Landkreise Kassel (3,5 Prozent), Waldeck-Frankenberg (3,2 Prozent), Schwalm-Eder (3,2 Prozent), Hersfeld-Rotenburg (3,2 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,5 Prozent), Vogelsberg (3,5 Prozent), Wetterau (3,8 Prozent), Rheingau-Taunus (3,9 Prozent), Main-Taunus (3,8 Prozent) und der Kreis Bergstraße (3,2 Prozent).
Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,2 Prozent), Kassel (7,2 Prozent), Wiesbaden (7,4 Prozent), Frankfurt (5,8 Prozent), Darmstadt (5,3 Prozent) sowie der Kreis Gießen (5,1 Prozent) auf.
Entwicklung konjunkturelle Kurzarbeit: Anstieg der Anzeigen zum Vormonat
Im Berichtsmonat Dezember erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen 1.200 neue Anzeigen (November: 309) für rund 11.900 Personen.
Im Juni 2021 bezogen fast 161.700 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 17.200 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für September werden rund 7.900 Betriebe und knapp 98.000 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.
„Die Anzeigen für Kurzarbeit steigen seit Dezember wieder spürbar an“, so Dr. Bettina Wolf. „Zwar zieht Omikron die Corona-Krise weiter in die Länge. Dennoch haben wir nach dem zurückliegenden Jahr die Erfahrungen, Instrumente und finanziellen Mittel, um auf sprunghafte Veränderungen zu reagieren und die Anzeigen und Anträge auf Kurzarbeitergeld sehr zügig zu bearbeiten.“