In einer sich stetig ändernden Arbeitswelt ist es entscheidend, die Entwicklungen am Arbeitsmarkt zeitnah zu erkennen. Das Wissen über die Nachfrage nach Arbeitskräften spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Wie sich die Nachfrage generell und in ausgewählten Berufen verhält, stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Hessen mit der jetzt vorliegenden Untersuchung Kompetenz-Kompass Hessen dar. Dazu wurden erstmalig etwa 118.000 Stellenanzeigen in den Zeiträumen April/Mai 2019 und Oktober/November 2019 aus der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet.
Der größte Teil der Stellen bezog sich auf fachlich ausgerichtete Tätigkeiten (54 Prozent), 14 Prozent betrafen Helfer- und Anlerntätigkeiten, rund 15 Prozent und 17 Prozent waren für komplexe Spezialistentätigkeiten bzw. für hoch komplexe Tätigkeiten ausgeschrieben. Damit entspricht die Verteilung der Anforderungsniveaus innerhalb der ausgeschriebenen Stellen weitestgehend der Struktur der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zum 30. Juni 2019.
Entwicklung, Planung und Management haben starke Bedeutung
Insgesamt zeigte sich bei der Betrachtung aller fachlichen Kompetenzen, die in ausgeschriebenen Stellen nachgefragt werden, dass zunächst deren Nennungshäufigkeit mit zunehmendem Anforderungsniveau der Stelle steigt. Weiterhin kommen jene fachlichen Kompetenzen recht häufig vor, bei denen es deutliche Fachkräfteengpässe am Arbeitsmarkt gibt. Trotz der Vielzahl der gut 7.000 fachlichen Kompetenzen zeigt ein Blick auf die TOP 10, dass deutliche Schwerpunkte bei Entwicklung, Planung und Management liegen.
Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit stehen an der Spitze
Bei den überfachlichen Kompetenzen steigt die durchschnittliche Häufigkeit je Stelle ebenfalls mit zunehmendem Anforderungsniveau. Im Vergleich zu fachlichen Kompetenzen spielen die überfachlichen Kompetenzen allerdings eine geringere Rolle.
Insgesamt werden 64 überfachliche Kompetenzen unterschieden. In rund jeder fünften ausgeschriebenen Stelle werden Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit genannt. Sie führen damit eindeutig die TOP 10 der überfachlichen Kompetenzen an, gefolgt von Kommunikationsfähigkeit und Eigenverantwortung. Die Auswertung der ausgeschriebenen Stellen zeigt, dass in Hessen im Durchschnitt pro Stelle 2,7 fachliche und 1,6 überfachliche Kompetenzen von den Betrieben erwartet werden.
Unterschiedliche Anforderungen in den Berufen
Fünf Berufshauptgruppen sind für den hessischen Arbeitsmarkt besonders bedeutend: Mechatronik, Energie- und Elektroberufe, Informatik, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe, Medizinische Gesundheitsberufe, Nichtmedizinische Gesundheitsberufe und Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe.
Die durchschnittliche Anzahl der Kompetenzen variiert zwischen den Berufshauptgruppen beträchtlich. Zusätzlich gibt die Unterscheidung nach Anforderungsniveaus Aufschluss über die Nachfrage nach Kompetenzen innerhalb der einzelnen Berufshauptgruppen.
Während zum Beispiel bei den Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen die überfachlichen Kompetenzen Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Eigenverantwortung an der Spitze stehen, spielt bei den Erziehungsberufen darüber hinaus vor allem Pflichtgefühl und Belastbarkeit eine entscheidende Rolle
Die Ergebnisse der Analyse können so relevante Erkenntnisse für die Aus- und Weiterbildung sowie die aktuelle Nachfrage nach Bewerber*innen in speziellen Berufsbereichen liefern.
Link zur Publikation