Der Arbeitsmarkt im September

Trotz dämpfender Effekte - Arbeitsmarkt zeigt sich krisenfest

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 20

Rund 171.000 Frauen und Männer zählten im Berichtsmonat September (Stichtag: 12.09.2022) als arbeitslos.Die Arbeitslosenquote sank - weniger als für einen September üblich - im Vergleich zum Vormonat auf 5 Prozent (-0,1 Prozent). Die Nachfrage nach Arbeitskräften ließ mit 14,2 Prozent weniger gemeldeten Stellen im Vergleich zum August deutlich nach.

„Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine dämpfen die positive Entwicklung der letzten Monate auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Wirtschaftliche Belastungen durch zurückgehende Exporte, Lieferkettenstörungen und Energiepreiserhöhungen bereiten vielen Unternehmen und auch Privatpersonen zunehmend Probleme“, berichtet Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. “Dass die Zahl der arbeitslosen Menschen dennoch weitgehend konstant bleibt, lässt sich mit dem hohen Fachkräftebedarf begründen: Firmen wollen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten. Aufgrund der momentan schwer absehbaren wirtschaftlichen Risiken reduzieren sie zeitgleich ihre Einstellungsaktivitäten“, so Martin weiter.

„Es besteht kein Zweifel, dass sich der Bedarf an Fachkräften weiter zuspitzen wird. Dahinter stehen der demografische Wandel, aber auch der Nachholbedarf nach Corona-bedingter Einstellungsflaute und die zunehmende Nachfrage im technischen und handwerklichen Bereich im Zuge der Energiewende.“ Dieser Trend bestätige, dass mit entsprechenden Qualifizierungs- und Ausbildungsangeboten Abhilfe geschaffen werden müsse.

Die Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei einer der zentralen Schlüssel über die Energiekrise hinaus: "Es gibt seit der Einführung des Qualifizierungschancengesetzes vor drei Jahren viele Möglichkeiten, wie die Arbeitsagenturen Unternehmen und Menschen unterstützen können.“, betont Martin. „Es lohnt sich für Firmen gerade jetzt, die Fördermöglichkeiten zur Teilqualifizierung oder Weiterbildung langjähriger Beschäftigter zu nutzen. Auf die Potentiale dieser Menschen kommt es für die wirtschaftliche Entwicklung in Hessen in Zukunft immer mehr an. Wir können auf keine Arbeitnehmerin und keinen Arbeitnehmer verzichten."

Arbeitslosigkeit in Hessen: Weniger starker Rückgang als für September üblich
Die Arbeitslosenzahlen sind im September gesunken. Im Berichtsmonat waren in Hessen 171.161 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 4.797 (-2,7 Prozent) weniger als im August und 2.866 (+1,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 5 Prozent. Im September 2021 lag die Quote bei 4,9 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Personen an. Zum Vorjahr wird ein Anstieg um 2.000 Personen verzeichnet.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Wie für einen September üblich sank mit Ausbildungsbeginn die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren am deutlichsten (-9,4 Prozent). Bedingt durch die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die Grundsicherung stieg im Vorjahresvergleich die Zahl der Personen ohne deutschen Pass um +19,8 Prozent an.

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im September 2022 auf 222.706 Personen. Das waren rund 1.500 (+0,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Geflüchtete aus der Ukraine: Mehrheitlich Frauen im Alter von 25 bis 55 Jahren
Von den etwa 80.000 arbeitslos gemeldeten Menschen ohne deutschen Pass sind aktuell rund 16.500 aus der Ukraine auf Leistungen aus der Grundsicherung (SGB II) angewiesen. Arbeitslose im SGB II mit ukrainischer Staatsbürgerschaft sind mehrheitlich Frauen (12.452). Den größten Anteil haben Frauen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren (9.302).

Entwicklung in den Rechtskreisen: Mehr Arbeitslose in der Grundsicherung
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 70,7 Prozent (121.015) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Das sind -0,2 Prozent weniger als noch im Vormonat und ein Anstieg von +10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der Grundsicherung ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit überwiegend auf die Erfassung ukrainischer Geflüchteter seit dem 1. Juni 2022 zurückzuführen.

Zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gehörten 29,3 Prozent (50.146) aller Arbeitslosen: -8,3 Prozent weniger als im August 2022. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der Arbeitlsosen im SGB III um 14,4 Prozent.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage lässt nach
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit rund 55.000 offenen Stellen noch immer ein Plus gegenüber dem Vorjahr (+5,6 Prozent) auf. Im Stellenzugang jedoch sank die Nachfrage im Vorjahresvergleich deutlich um

-8,9 Prozent. Für den Monat September wurden den hessischen Agenturen rund 1.650 neue Stellen weniger als im Vormonat (-14,2 Prozent) gemeldet.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Knapp 52.000 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Juli 2022 auf 2.702.400 Personen. Damit ergibt sich ein leichter Rückgang gegenüber dem Vormonat um -0,3 Prozent oder 8.800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Damit läuft die Entwicklung in Hessen parallel zum Niveau des Bundes. Vor einem Jahr waren in Hessen 51.700 Personen oder 1,9 Prozent weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Ein Minus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet weiterhin allein das Verarbeitende Gewerbe (-0,1 Prozent). Den größten relativen Zuwachs weist der Wirtschaftszweig Information und Kommunikation (+5,2 Prozent) auf.

Entwicklung in den Regionen: Arbeitslosenquote in Fulda sinkt auf 3,1 Prozent
Weiterhin weist der Landkreis Fulda die niedrigste Arbeitslosenquote (3,1 Prozent) in Hessen auf. Aktuell liegen 17 der 26 hessischen Kreise unter der 5-Prozent-Marke. Dazu zählten der Kreis Hersfeld-Rotenburg (3,7 Prozent), Wetterau (4,0 Prozent) sowie die Landkreise Bergstraße (4,0 Prozent), Hochtaunus (4,0 Prozent), Rheingau-Taunus (4,1 Prozent), Odenwaldkreis (4,1 Prozent), Schwalm-Eder (4,1 Prozent), Waldeck-Frankenberg (4,1 Prozent), Limburg-Weilburg (4,2, Prozent), Marburg-Biedenkopf (4,2 Prozent), Vogelsberg (4,3 Prozent), Darmstadt-Dieburg (4,5 Prozent), Main-Kinzig (4,5 Prozent),Kreis Kassel (4,6 Prozent), Main-Taunus-Kreis (4,7 Prozent) und Kreis Offenbach (4,8 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,3 Prozent), Wiesbaden (8,0 Prozent), Kassel (7,9 Prozent), Frankfurt (6,0 Prozent), der Landkreis Gießen (5,6 Prozent) sowie Darmstadt (5,1 Prozent) auf.

Realisierte Kurzarbeit steigt leicht
Im Berichtsmonat September 2022 erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen 109 neue Anzeigen (August: 103) für rund 2.600 Personen.

Im März 2022 bezogen rund 70.000 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 6.200 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem deutlichen Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für Juni 2022 werden rund 1.600 Betriebe und knapp 16.000 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

Hinweise:
Ausbildungsmarkt
Die nächsten Zahlen zum Berufsausbildungsstellenmarkt (Abschluss des Ausbildungsjahres 2021/2022) werden am 02.11.2022 bekannt gegeben.