Der hessische Arbeitsmarkt zeigt sich zum Ende des Jahres weiterhin stabil. Nach dem Anstieg der Arbeitslosenzahlen in den Sommermonaten Juni bis August baute sich die Arbeitslosigkeit im November zum dritten Mal in Folge weiter ab. Die Arbeitslosigkeit sank im Berichtsmonat November (Stichtag: 14.11.2022) saisonüblich auf rund 167.000 Personen.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, erkennt aktuell eine Seitwärtsbewegung des hessischen Arbeitsmarktes:
„Wir sehen momentan eine typische Entwicklung für einen November. Einige junge Menschen konnten durch die Nachvermittlungsaktion in diesem Monat noch eine Ausbildung beginnen und das beginnende Weihnachtsgeschäft bietet jedes Jahr ebenfalls zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten. Dass die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr ansteigen, liegt vor allen Dingen an der Zuwanderung ukrainischer Frauen und Jugendlicher. Aber auch hier zeigen sich erste Erfolge. Rund 220 Ukrainer*innen konnten im letzten Monat einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt aufnehmen.“
Nach Martin haben die aktuellen Krisen noch keine Auswirkungen auf den hessischen Arbeitsmarkt: „Trotz der Energiekrise, dem Ukrainekrieg und den Corona-Nachwirkungen entwickeln sich die Beschäftigtenzahlen weiter positiv und die Arbeitgeber melden wie bisher freie Stellen. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist weiterhin stabil, aber auch Helferstellen sind in Hessen vakant.“
Arbeitslosigkeit in Hessen: Quote verbleibt auf 4,9 Prozent
Die Arbeitslosenzahlen sind im November nochmals gesunken. Im Berichtsmonat waren in Hessen 167.001 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 1.841 (-1,1 Prozent) weniger als im Oktober und 8.857 (+5,6 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 4,9 Prozent. Im November 2021 lag die Quote noch bei 4,6 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Personen an. Zum Vorjahr wird ein Anstieg um 9.000 Personen verzeichnet.
Fast 71 Prozent aller Arbeitslosen in Hessen bezogen im Berichtsmonat November Leistungen aus der Grundsicherung, die ab dem 1.1.2023 zum Bürgergeld wird. Das waren 13,1 Prozent mehr als im November 2021. Im Berichtsmonat waren rund 78.400 Arbeitslose (47 Prozent) Menschen ohne deutschen Pass. Davon waren etwa 16.290 Ukrainer*innen. Ihre Zahl ist zum Vormonat leicht gesunken (-1,7 Prozent). Im Vorjahresmonat waren es noch etwa 480 arbeitslose Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Dabei sank die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren gegenüber Oktober am deutlichsten (-5,4 Prozent). Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Personen ohne deutschen Pass (+24,0 Prozent) aufgrund der Zuwanderung aus der Ukraine weiter an. Dies zog ebenfalls einen Anstieg bei den jungen Menschen unter 25 Jahren (+12,3 Prozent) und Frauen (+10,7 Prozent) nach sich.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im November 2022 auf 224.485 Personen. Das waren rund 11.200 (+5,3 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Offene Stellen: Bestand blieb stabil
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 52.657 einen Rückgang gegenüber dem Vormonat (-2,1 Prozent) auf. Im Vergleich zum Vorjahr blieb der Stellenbestand stabil. Die hessischen Betriebe suchen in erster Linie Fachkräfte. Nur 21,0 Prozent der gemeldeten Stellen betreffen Helfertätigkeiten. Der Stellenzugang im November lag mit rund 10.820 gemeldeten Stellen deutlich unter dem Vorjahreswert: -7,2 Prozent. Zum Vormonat ist ein Anstieg zu verzeichnen (+6,2 Prozent).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 49.100 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im September 2022 auf 2.746.100 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 49.100 (+1,8 Prozent). Damit liegt Hessen leicht über der Entwicklung des Bundes (+1,7 Prozent). Ein Minus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet weiterhin allein das Verarbeitende Gewerbe (-0,2 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Arbeitnehmerüberlassung (+5,9 Prozent), Information und Kommunikation (+5,4 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+4,4 Prozent) und das Gastgewerbe (+3,9 Prozent) auf.
Entwicklung in den Regionen: Niedrigste Arbeitslosenquote weiterhin in Fulda
Wenige hessische Kreise weisen aktuell eine Arbeitslosenquote unter vier Prozent auf. An der Spitze steht weiterhin der Landkreis Fulda (3,0 Prozent). Es folgen die Kreise Hersfeld-Rotenburg (3,7 Prozent), Waldeck-Frankenberg (3,7 Prozent), Schwalm-Eder (3,9 Prozent) sowie Hochtaunus (3,9 Prozent). Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,3 Prozent), Kassel (7,7 Prozent), Wiesbaden (7,5 Prozent), Frankfurt (5,7 Prozent), sowie der Landkreis Gießen (5,2 Prozent) auf.