In Hessen ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen. Mit rund 180.000 arbeitslosen Frauen und Männern stieg die Arbeitslosigkeit im April um 1.644 Personen. Die Arbeitslosenquote blieb mit 5,2 Prozent stabil auf dem Niveau der Vormonate. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 4,5 Prozent oder 23.480 arbeitslosen Menschen weniger. Damit bleibt der für den Frühjahr übliche Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren im April aus.
„Mit Beginn des Frühlings, wenn sich das Geschäft witterungsabhängiger Branchen wiederbelebt, sinkt gewöhnlich die Arbeitslosigkeit. Das ist in diesem Monat nicht der Fall,“ erklärt Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. Gründe für den untypischen leichten Anstieg seien klar auszumachen: „Zum einen ist die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen gesunken. Die Zahl der Stellenmeldungen ist deutlich niedriger als noch vor einem Jahr. Zum anderen wird eine unverändert hohe Zahlen an ukrainischen Staatsbürgern, die mehrheitlich noch Sprachkurse absolvieren müssen, in den Jobcentern betreut.“
Die aktuell nachlassende Konjunktur hinterlasse ihre Spuren auf dem hessischen Arbeitsmarkt: „Preissteigerungen für Energie und Material bereiten insbesondere Branchen wie dem Baugewerbe oder der verarbeitenden Industrie zunehmend Sorgen. Alleine in der Baubranche verzeichnen wir knapp 30 Prozent mehr Arbeitslosmeldungen als im April letzten Jahres. Gleichzeitig beobachten wir, dass viele Unternehmen aktuell zurückhaltender bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.“
In dem derzeit konjunkturell schwierigen Umfeld zeige sich der hessische Arbeitsmarkt dennoch robust, so Martin weiter: „Wir haben eine hohe und stetig wachsende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Hessen. Wir wissen aber auch, dass diese gute Entwicklung kein Selbstläufer ist. Neben der konjunkturellen Entwicklung sind insbesondere fehlende Fach- und Arbeitskräfte als Herausforderung zu nennen. Gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in nahezu allen Branchen gesucht.“
Arbeitslosigkeit in Hessen: Saisonuntypischer Anstieg der Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenzahlen sind im Berichtsmonat April (Stichtag 13.04.2023) im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen. 179.725 Frauen und Männer waren zum Stichtag arbeitslos gemeldet. Das waren 1.644 (+0,9 Prozent) mehr als im März 2023 und 23.480 (+15 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote verblieb zum vierten Mal in Folge bei 5,2 Prozent. Im April 2022 lag die Quote noch bei 4,5 Prozent.
Saisonbereinigt stieg die Zahl der Arbeitslosen seit März 2023 um 3.000 Personen an. Zum Vorjahr wurde ein saisonbereinigter Anstieg um 23.000 Personen verzeichnet.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf bis auf die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren alle betrachteten Personengruppen. Am stärksten stieg die Zahl bei Frauen (+1,8 Prozent) und Personen ohne deutschen Pass (+1,5 Prozent). Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen bei allen betrachteten Personengruppen an. Besonders bei der Personengruppe ohne deutschen Pass (+34,5 Prozent) wirkte sich die Zuwanderung aus der Ukraine aus. Dies hat ebenfalls einen weiteren Anstieg bei der Gruppe junger Menschen unter 25 Jahren (+24,5 Prozent) und bei Frauen (+19,8 Prozent) zur Folge. Aktuell zählen rund 15.900 Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft als arbeitslos. Allein die Zahl der Langzeitarbeitslosen konnte zum Vorjahr einen Rückgang um -1,8 Prozent verzeichnen.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im April 2023 auf 238.484 Personen. Das waren 29.000 (+13,9 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Entwicklung in den Rechtskreisen: 69 Prozent aller Arbeitslosen beziehen Leistungen aus der Grundsicherung
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 30,9 Prozent (55.522 Personen) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 69,1 Prozent (124.203 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) stieg die Zahl der Arbeitslosen zum Vorjahr um 2,6 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Anstieg von 21,6 Prozent erfasst.
Offene Stellen: Stellenmeldungen und Bestand weiter rückläufig
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 49.048 weiterhin einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (-7,7 Prozent) auf. Der Stellenzugang lag im April mit 9.807 gemeldeten Stellen ebenfalls deutlich unter dem Vormonats- (-3,1 Prozent) und Vorjahreswert (-17 Prozent).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 35.800 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Februar 2023 auf 2.731.000 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 35.000 Beschäftigten (+1,3 Prozent). Hessen liegt damit leicht über der Entwicklung des Bundes (+1,1 Prozent).
Im Februar waren rund 10.000 Personen mit ukrainischem Pass sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 5.379 Personen mehr als im Vorjahr.
Saisonbedingt verzeichnete die Land- und Forstwirtschaft (-1,0 Prozent) im Februar einen Rückgang der Beschäftigung. Ein leichtes Minus im Vergleich zum Vorjahr gab es ebenso beim Wirtschaftszweig Kunst, Unterhaltung und Erholung, sonst. Dienstleistungen, private Haushalte (-0,5 Prozent) sowie dem Gesundheitswesen (-0,4 Prozent) und dem Verarbeitenden Gewerbe (-0,1 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Information und Kommunikation (+6,1 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen und das Gastgewerbe (beide +3,7 Prozent) auf.
Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda mit Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent
Nur der Landkreis Fulda (3,4 Prozent) lag hessenweit im April mit seiner Arbeitslosenquote unter der 4-Prozent-Marke. Fünfzehn der 26 hessischen Kreise und kreisfreien Städte liegen mit ihren Arbeitslosenquoten zwischen 4,1 und 4,8 Prozent. Die Kreise Werra-Meißner, Lahn-Dill, Gießen, Main-Kinzig und Groß-Gerau sowie die Städte Frankfurt und Darmstadt liegen über der 5-Prozent-Marke.
Die höchsten Quoten weisen weiterhin die Städte Offenbach (9,0 Prozent), Kassel (8,2 Prozent) und Wiesbaden (8,0 Prozent) auf.
Ausbildungsmarkt: Positive Entwicklung auf Bewerberseite
Die Nachfrage nach Auszubildenden ist im Berichtsmonat nochmals gestiegen. Bisher wurden etwa 30.500 Ausbildungsplätze gemeldet: Ein Anstieg um 0,3 Prozent zum Vorjahresmonat. Ihnen gegenüber stehen rund 27.100 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, die sich bisher bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet haben. Das sind 1,7 Prozent mehr als im April letzten Jahres. Als unversorgt zählten zum Stichtag noch 15.140 Bewerber/innen. Etwa 19.000 Ausbildungsplätze waren Mitte April noch unbesetzt.
„Der Ausbildungsmarkt in Hessen hat sich nach den Herausforderungen während der Corona-Pandemie durch die leicht steigenden Bewerberzahlen etwas stabilisiert. Die Bereitschaft der Unternehmen, Jugendliche auszubilden, ist trotz wirtschaftlich unsicherer Zeiten weiter hoch,“ so Frank Martin. Wichtig sei es, die Jugendlichen und die Ausbildungsstellen erfolgreich zusammenzubringen. Der Schlüssel sei gute Beratung und Berufsorientierung. „Das Ausbildungsangebot in Hessen ist gut und bietet den jungen Menschen viele Chancen. Wir müssen sie aber mit einer guten Beratung bei der Berufswahl unterstützen. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater in den Arbeitsagenturen helfen dabei, persönliche Interessen und Kompetenzen zu erkennen und die passende Ausbildungsstelle zu finden.“