Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist im Vergleich zum Vormonat saisonüblich angewachsen. Mit rund 181.600 arbeitslosen Frauen und Männern stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats um etwa 3.000 Personen an. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,2 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 4,9 Prozent.
Trotz Sommerloch und anhaltenden Unsicherheiten sieht Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion, den hessischen Arbeitsmarkt bislang stabil:
„In Hessen sind die Arbeitslosenzahlen saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat gesunken und der Arbeitsmarkt stabilisiert sich. Der Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Hessen schreitet ebenfalls weiter voran. Über 2,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Hessen, Tendenz steigend, sind ein gutes Zeichen. Die Betriebe suchen, wenn auch aktuell verhaltener, nach Arbeitskräften. Wer kurzfristig arbeitslos wird, hat gute Chancen, schnell wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. Auch rund 5.000 Ukrainer*innen haben so binnen eines Jahres einen Job gefunden“, so Martin.
Aktuell sind rund 17.700 arbeitslose Menschen – mehrheitlich Frauen - mit ukrainischem Pass auf der Suche nach einer Beschäftigung.
Dass die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vormonat gestiegen sind, lag im Juli in erster Linie am saisonalen Zugang junger Menschen unter 25 Jahren und einer gestiegenen Zahl von Menschen aus der Ukraine, die ihre Sprachkurse beenden konnten.
„Binnen eines Monats haben sich nochmals rund 1.500 junge Menschen bei den Agenturen für Arbeit in Hessen gemeldet. Sie sind noch auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz oder haben ihre Ausbildung gerade beendet. Hinzu kommen Geflüchtete aus der Ukraine, die nach und nach dem Arbeitsmarkt ebenfalls zur Verfügung stehen“, erklärt Martin.
Erfahrungsgemäß werde mit Ausbildungsstart und Studienbeginn die Zahl junger Menschen spätestens im Oktober wieder deutlich sinken, führte Martin aus. Er wies dennoch darauf hin, dass angesichts der vielen unbesetzten Ausbildungsstellen der Nachvermittlungsaktion in den nächsten Monaten ein hoher Stellenwert zukommen werde: „Aus der Erfahrung wissen wir, dass von Oktober bis Dezember noch viele freie Ausbildungsplätze besetzt werden können.“
Ausbildungsmarkt: Mehr Bewerber*innen als im Vorjahr
Die Nachfrage nach Auszubildenden für das Ausbildungsjahr 2022/2023 ist im Berichtsmonat nochmals gestiegen. Bisher wurden etwa 33.270 Ausbildungsplätze gemeldet. Die sind nochmals rund 830 Stellen mehr als im Vormonat (-230 zum Vorjahr). Ihnen gegenüber stehen rund 31.800 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, die sich bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet haben. Das sind deutlich mehr (+2,8 Prozent oder rund 870) als im Juli letzten Jahres. Als unversorgt zählten zum Stichtag noch 10.330 Bewerber*innen. Etwa 14.000 Ausbildungsplätze waren Mitte Juli noch unbesetzt.
Gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz haben Bewerber*innen aktuell noch in vielen Bereichen: im Einzelhandel/Verkauf, als Bürofachkraft, als Fachkraft für Lagerlogistik, als Medizinische Fachangestellte, als Bankkauffrau/-mann oder als Industriekauffrau/-mann.
Die meisten unbesetzten Ausbildungsplätze pro unversorgte Bewerber*innen gibt es derzeit noch in den Bezirken der Agenturen für Arbeit Bad-Hersfeld-Fulda (Stellen-Bewerber-Relation 3,3:1) und Limburg-Wetzlar (2,0:1).
Arbeitslosigkeit in Hessen: Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenzahlen sind im Berichtsmonat Juli (Stichtag 12.07.2023) im Vergleich zum Vormonat, wie für den Sommermonat üblich, gestiegen. 181.560 Frauen und Männer waren zum Stichtag arbeitslos gemeldet. Das waren 2.940 (+1,6 Prozent) mehr als im Juni 2023 und 14.466 (+8,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Im Juli 2022 lag die Quote noch bei 4,9 Prozent. Saisonbereinigt sank die Zahl der Arbeitslosen um 4.000 Personen. Zum Vorjahr wurde ein saisonbereinigter Anstieg um 14.000 Personen verzeichnet.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Besonders hoch ist der Zuwachs mit +9,2 Prozent bei jungen Menschen unter 25 Jahren, die erfahrungsgemäß mit Schulende noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind.
Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls bei allen betrachteten Personengruppen an. Besonders bei der Personengruppe ohne deutschen Pass (+14,0 Prozent) wirkte sich die Zuwanderung aus der Ukraine weiter aus. Dies hat ebenfalls einen weiteren Anstieg bei der Gruppe junger Menschen unter 25 Jahren (+8,7 Prozent), bei Frauen (+7,2 Prozent) sowie Langzeitarbeitslosen (+7,8 Prozent) zur Folge.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Juli 2023 auf 239.879 Personen. Das waren rund 20.800 (+9,5 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiter verhalten
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit rund 49.270 offenen Stellen weiterhin einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (-9,8 Prozent) auf. Der Stellenzugang lag im Juli mit rund 10.460 gemeldeten Stellen ebenfalls unter dem Vorjahreswert (-2,3 Prozent). Zum Vormonat konnte ein Plus von 5,6 Prozent oder rund 560 Stellen verzeichnet werden.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Im Mai 2023 26.400 Beschäftigte mehr
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Mai 2023 auf 2.735.000 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 26.400 Beschäftigten (+1,0 Prozent). Hessen liegt damit weiterhin über der Entwicklung des Bundes (+0,7 Prozent).
Folgende Branchen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr weiterhin einen Rückgang der Beschäftigung: Land- und Forstwirtschaft (-3,1 Prozent), Arbeitnehmerüberlassung (-1,3 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (-1,2 Prozent), Handel und Verarbeitendes Gewerbe (beide -0,4 Prozent) und das Gesundheitswesen (-0,3 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Information und Kommunikation (+4,8 Prozent) sowie das Gastgewerbe (+3,7 Prozent) und Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+3,5 Prozent) auf.
Entwicklung in den Regionen: Niedrigste Arbeitslosenquote im Landkreis Fulda
Nur die Landkreise Fulda (3,3 Prozent) und Waldeck-Frankenberg (3,9 Prozent) lagen hessenweit im Juli mit ihren Arbeitslosenquoten unter der 4-Prozent-Marke. Insgesamt sechzehn der 26 hessischen Kreise und kreisfreien Städte lagen mit ihren Arbeitslosenquoten unterhalb der Hessenquote von 5,2 Prozent. Die Kreise Werra-Meißner, Lahn-Dill, Gießen, Main-Kinzig und Groß-Gerau sowie die Städte Frankfurt und Darmstadt lagen mit ihren Arbeitslosenquoten zwischen 5,2 bis 5,9 Prozent.
Die höchsten Quoten haben die Städte Offenbach (8,6 Prozent), Kassel (8,1 Prozent) und Wiesbaden (8,0 Prozent).