Der Arbeitsmarkt im September

Abschwächung am Arbeitsmarkt setzt sich fort

29.09.2023 | Presseinfo Nr. 23

In Hessen sank die Arbeitslosenzahl im September (Stichtag: 12.09.2023) im Vergleich zum Vormonat um 5.521 (-2,9 Prozent) auf 183.857 Frauen und Männer. Die Arbeitslosenquote sank damit im Vergleich zum Vormonat auf 5,3 Prozent (-0,1 Prozentpunkte). Die Nachfrage nach Arbeitskräften ließ mit 17,2 Prozent weniger gemeldeten Stellen als im August deutlich nach. Im Vorjahresvergleich wurden den Agenturen für Arbeit 730 Stellen (-7,3 Prozent) weniger gemeldet.

„Erfreulich ist, dass in Hessen im September wieder mehr Menschen eine Arbeit aufnehmen konnten“, sagte Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. „Allerdings wäre bei wirtschaftlich positiveren Rahmenbedingungen der Rückgang der Arbeitslosigkeit im ersten Monat der Herbstbelebung stärker ausgefallen. Die schwache konjunkturelle Entwicklung kommt jedoch zusehends am hessischen Arbeitsmarkt an.“

„Es zeigt sich auch,“ so Frank Martin weiter, „dass die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer abnehmenden Dynamik am Arbeitsmarkt führt. Insgesamt erwarten wir in den kommenden Monaten vorerst keine nennenswert sinkenden Arbeitslosenzahlen. Die Lage bleibt angespannt.“

Der Arbeitsmarktexperte geht aber davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt in Hessen trotz der sinkenden Geschäftserwartungen vieler Unternehmen weiterhin robust zeigen wird und kein Einbruch zu erwarten ist: „Die Unternehmen werden ihre qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten versuchen, auch wenn es vorübergehend geschäftlich nicht gut laufen sollte.“ 

Eine größere Herausforderung sieht er bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Qualifikation nicht den Ansprüchen vieler offener Stellen entspreche. „Das kann die konjunkturellen Schwierigkeiten noch verstärken. Umso mehr ist es jetzt unsere Aufgabe, die Möglichkeiten für Beratungen und Qualifizierung zu verbessern und weiter auszubauen.“


Arbeitslosigkeit in Hessen: Deutlich weniger Rückgang als für September üblich
Im September sank die Arbeitslosigkeit um 5.521 Personen oder 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Stichtag (12.09.2023) waren in Hessen 183.857 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 12.696 (+7,4 Prozent) mehr als im September letzten Jahres. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Im September 2022 lag die Quote bei 5,0 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat leicht um 1.000 Personen an. 

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Wie für einen September üblich sank mit Ausbildungsbeginn die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren am deutlichsten (-9,1 Prozent). Bedingt durch die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die Grundsicherung (Bürgergeld) stieg im Vorjahresvergleich die Zahl der Personen ohne deutschen Pass um 10,0 Prozent an.

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im September 2023 auf 240.112 Personen. Das waren rund 17.000 (+7,6 Prozent) mehr als vor einem Jahr.


Entwicklung in den Rechtskreisen: Langzeitarbeitslosigkeit nimmt zu
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 69,7 Prozent (128.216) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung/ Bürgergeld). Das sind -1,5 Prozent weniger als noch im Vormonat und 6,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gehörten 30,3 Prozent (55.641) aller Arbeitslosen. Im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um -5,9 Prozent und ein Anstieg um 11,0 Prozent zum Vorjahr.


Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage rückläufig
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 48.860 offenen Stellen weiterhin einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (-10,7 Prozent) auf. Der Stellenzugang lag im September mit rund 9.200 gemeldeten Stellen ebenfalls unter dem Vorjahreswert (-7,3 Prozent). Zum Vormonat musste ein Minus von 17,2 Prozent oder rund 1.900 Stellen verzeichnet werden.


Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Juli 2023 auf 2.728.700 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 27.300 Beschäftigten (+1,0 Prozent). 
Folgende Branchen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr weiterhin einen Rückgang der Beschäftigung: Land- und Forstwirtschaft (-1,8 Prozent), Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz (-0,8 Prozent), Baugewerbe (-0,7 Prozent), Arbeitnehmerüberlassung (-0,4 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (-1,1 Prozent) und Verarbeitendes Gewerbe (-0,7 Prozent). Die größten Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Information und Kommunikation (+4,3 Prozent) sowie das Gastgewerbe (+3,1 Prozent) und Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+3,5 Prozent) auf. 


Entwicklung in den Regionen: Niedrigste Arbeitslosenquote weiterhin im Landkreis Fulda 
Weiterhin weist der Landkreis Fulda die niedrigste Arbeitslosenquote (3,4 Prozent) in Hessen auf. Aktuell liegen 14 der 26 hessischen Kreise unter der 5-Prozent-Marke. Dazu zählten der Kreis Offenbach (4,9 Prozent), Rheingau-Taunus (4,8 Prozent), Darmstadt-Dieburg (4,8 Prozent), Limburg-Weilburg (4,6 Prozent) sowie die Landkreise Bergstraße (4,4 Prozent), Hochtaunus (4,4 Prozent), Vogelsberg (4,3 Prozent), Landkreis Kassel (4,3 Prozent), Wetterau (4,2 Prozent), Waldeck-Frankenberg (4,0 Prozent) sowie Hersfeld-Rotenburg (4,0 Prozent), Marburg-Biedenkopf und Schwalm-Eder (beide 4,4 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Stadt Offenbach (8,8 Prozent), die Stadt Kassel (8,2 Prozent), die Stadt Wiesbaden (8,2 Prozent), der Landkreis Groß-Gerau (5,9 Prozent), Frankfurt (5,9 Prozent), der Landkreis Gießen (5,5 Prozent) sowie die Stadt Darmstadt (5,5 Prozent) auf.


Hinweis:
Ausbildungsmarkt
Die nächsten Zahlen zum Berufsausbildungsstellenmarkt (Abschluss des Ausbildungsjahres 2022/2023) werden am 02.11.2023 bekannt gegeben.