Im Juli sind die Arbeitslosenzahlen in Hessen wie üblich zu Beginn der Sommerferien angestiegen. Mit rund 197.000 arbeitslosen Frauen und Männern stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats (Stichtag: 15.07.2024) um etwa 5.000 Personen an, rund 15.500 Menschen mehr als vor einem Jahr. Saisonbereinigt blieb die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat jedoch unverändert bei 196.000 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,6 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 5,2 Prozent.
Für Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit keine große Überraschung:
„Die gestiegene Arbeitslosigkeit ist in erster Linie auf junge Menschen unter 25 Jahren, deren Schule oder Ausbildung endete, zurückzuführen. Viele Jugendliche befinden sich in den Sommermonaten auf der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz, einige bewerben sich auf ihre erste Festanstellung. Das ist eine saisonübliche Entwicklung. Erfahrungsgemäß geht die Zahl junger Arbeitsloser bis zum Oktober deutlich zurück. Viele werden einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz finden und auch Schul- und Studienbeginn werden die Zahlen wieder sinken lassen.“
Der Arbeitsmarkt in Hessen ist zweigeteilt. Die Unternehmen suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. Die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber verfügen jedoch nur über geringe Qualifikationen:
Dem Arbeitsmarkt fehle momentan der konjunkturelle Rückenwind, so Frank Martin weiter: „Auch wenn hessische Unternehmen ihr Personal angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage halten wollen, bleiben viele Neueinstellungen erst einmal aus. Wenn eingestellt wird, dann vor allem qualifiziertes Personal. Deshalb sind besonders Menschen ohne Ausbildung von Arbeitslosigkeit betroffen. 80 Prozent, das sind rund 38.000 der bei den hessischen Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen, setzen eine berufliche oder akademische Ausbildung voraus. Gleichzeitig verfügen aber knapp 60 Prozent oder rund 119.000 der arbeitslos gemeldeten Menschen nicht über passende Qualifikationen. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sind die Chancen am Arbeitsmarkt noch immer gut, wenn sie über eine berufliche Ausbildung verfügen.“
Arbeitslosigkeit in Hessen: Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit
In Hessen sind die Arbeitslosenzahlen im Berichtsmonat Juli im Vergleich zum Vormonat, wie für den Sommermonat üblich, gestiegen. 197.059 Personen waren zum Stichtag (15.07.2024) arbeitslos gemeldet. Das waren 4.963 (+2,6 Prozent) mehr als im Juni 2024 und 15.499 (+8,5 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,6 Prozent. Im Juli 2023 lag die Quote noch bei 5,2 Prozent. Saisonbereinigt blieb die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat jedoch unverändert bei 196.000.
Der saisonbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Wie für den Monat Juli üblich, stieg die Zahl der Jugendlichen unter 25 Jahren mit dem Schulende und dem Ende betrieblicher Ausbildungen am deutlichsten an:
+10,8 Prozent.
Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen ebenfalls bei allen betrachteten Personengruppen. Prozentual war die Personengruppe der Älteren über 55 Jahren (+13,5 Prozent) am stärksten betroffen – gefolgt von den Gruppen der jungen Menschen unter 25 Jahren (+12,3 Prozent) und über 50 Jährigen (+10,5 Prozent), der Männer (+10 Prozent) und Langzeitarbeitslosen (+9,5 Prozent).
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Juli 2024 auf 253.469 Personen. Das waren rund 13.760 (+5,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiter verhalten
Bei den hessischen Agenturen für Arbeit waren im Juli 2024 insgesamt 49.526 offene Stellen gemeldet und damit 0,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der monatliche Stellenzugang stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 10.830. Zum Vormonat wurden den Arbeitsagenturen zwar rund 2.400 Stellen (+27,8 Prozent) mehr gemeldet, unter Berücksichtigung saisonaler Effekte ergibt sich jedoch keine Veränderung, so dass ein positiver Trend nicht auszumachen ist.
Entwicklung in den Rechtskreisen: Zunahme der Arbeitslosenzahlen in erster Linie im Rechtskreis SGB III
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 33,7 Prozent (66.459 Personen) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 66,3 Prozent (130.600 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).
Im Vorjahresvergleich liegt die Zunahme im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) bei +17,7 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) gab es eine Veränderung um +4,4 Prozent.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Weiterhin Beschäftigungsanstieg
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Mai 2024 auf 2.766.000 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 27.700 Beschäftigten (+1,0 Prozent). Hessen liegt damit weiterhin über der Entwicklung des Bundes (+0,5 Prozent).
Folgende Branchen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Beschäftigung: Arbeitnehmerüberlassung (-6,2 Prozent), das Baugewerbe (-1,3 Prozent), Handel, Instandsetzung, Reparatur von KFZ (-0,9 Prozent), Verarbeitendes Gewerbe und Kunst, Unterhaltung und Erholung (jeweils -0,6 Prozent) sowie Land- und Forstwirtschaft (-0,4 Prozent).
Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Gastgewerbe (+3,6 Prozent), Erziehung und Unterricht (+3,1 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Verkehr und Lagerei (jeweils +2,9 Prozent) sowie Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (+2,8 Prozent).
Die Beschäftigung der Menschen mit ukrainischem Pass wächst kontinuierlich. Derzeit gehen rund 19.400 Ukrainerinnen und Ukrainer in Hessen einer Beschäftigung nach. Rund 18.200 Ukrainer/innen sind in der offiziellen Statistik arbeitslos gemeldet. Hinzu kommt eine große Zahl an Personen in Sprachkursen, Ausbildung oder auch im Schulbesuch.
Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda unverändert mit niedrigster Arbeitslosenquote
Aktuell weisen 11 der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 5,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 3,8 Prozent im Hessenvergleich am niedrigsten. Unter der Fünf-Prozent-Marke lagen weiter die Landkreise Hersfeld-Rothenburg (4,1 Prozent), Kassel (4,3 Prozent), Schwalm-Eder und Wetterau (4,4 Prozent), Kreis Bergstraße, Hochtaunus, Vogelsberg, Waldeck-Frankenberg (jeweils 4,5 Prozent), Marburg-Biedenkopf (4,6 Prozent) und der Odenwaldkreis (4,7).
Die höchsten Quoten haben die Städte Wiesbaden (8,4 Prozent), Kassel (8,5 Prozent) und Offenbach (9 Prozent), Frankfurt (6,5 Prozent), der Landkreis Groß-Gerau (6,4 Prozent), Stadt Darmstadt (6,1 Prozent), Gießen (6,0 Prozent) sowie der Lahn-Dill-Kreis (6,0 Prozent).
Ausbildungsmarkt: Bestand an Ausbildungsstellen und Bewerbern weiterhin auf Vorjahresniveau
Bis jetzt meldeten die hessischen Betriebe 32.956 Ausbildungsstellen. Das sind 310 (-0,9 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. Gleichzeitig sank die Zahl der unbesetzten Lehrstellen um 555 (-4,0 Prozent) auf 13.466. Die Zahl der Bewerber stieg im Vergleich zum Vorjahr um 149 (+0,5 Prozent) auf 32.005 an. Als unversorgt zählten zum Stichtag (15.07.2024) 10.476 Bewerberinnen und Bewerber. Das waren 146 (+1,4 Prozent) mehr als im Vorjahr.
Die meisten offenen Ausbildungsstellen gab es zum Stichtag 15.07.2024 für Kaufleute im Einzelhandel (1.211), Verkäufer/innen (1.090) und Handelsfachwirte (707).