Der Arbeitsmarkt im November

Wirtschaftliche Herausforderungen erreichen zunehmend den Arbeitsmarkt

29.11.2024 | Presseinfo Nr. 27

Im November ist die Zahl der Arbeitslosen in Hessen im Vergleich zum Vormonat gesunken. Rund 192.900 Menschen waren arbeitslos gemeldet, knapp 2.300 (-1,2 Prozent) weniger als im Oktober, jedoch deutlich mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert bei 5,5 Prozent. Die Zahl der freien Stellen ist gegenüber dem Vormonat gesunken (-1.550 Stellen; -3,1 Prozent).

„Saisonüblich ist in Hessen die Arbeitslosigkeit im November gesunken“, kommentiert Dr. Frank Martin, Leiter der hessischen Regionaldirektion, die heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen. „Jedoch ist der Rückgang weniger deutlich ausgefallen, als erhofft. Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage ist dabei der entscheidende Grund. Eine Trendwende zeichnet sich momentan nicht ab. Wir müssen in den nächsten Monaten mit weiteren Unsicherheiten und neuen Herausforderungen auf dem hessischen Arbeitsmarkt rechnen.“

Qualifizierung ist ein sinnvoller Ansatz: „Dass die Freistellung von Fachkräften für viele Arbeitgeber mittel- und langfristig keine gute Wahl ist, kann man bereits heute sagen. Wir empfehlen, dass sich Arbeitgeber und Beschäftigte aktiv um berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten bemühen. So können Unternehmen in auftragsschwachen Zeiten die Lohnkosten senken und ihre Fachkräfte halten. Beschäftigte profitieren durch eine höhere Qualifikation, da sie länger im Betrieb gehalten werden und bei drohender Arbeitslosigkeit schneller in eine neue Arbeit integriert werden können. Dafür bietet die Arbeitsagentur geeignete Unterstützungsmöglichkeiten“, so Martin.

Weiter geht Martin auch auf die „Woche der Menschen mit Behinderungen“ ein, die von der Bundesagentur für Arbeit jährlich wiederkehrend rund um den internationalen Tag der Menschen mit Behinderung (3. Dezember) in den Fokus genommen wird: „Inklusion ist eine win-win-Situation für Arbeitgebende und Betroffene. Menschen mit Handicap sind überdurchschnittlich qualifiziert. Dies hilft Unternehmen und Betrieben, den eigenen Fachkräftebedarf zu reduzieren.“ 
102.000 schwerbehinderte und gleichgestellte Menschen waren im Jahr 2022 in Hessen in einer Beschäftigung. Der Anteil an schwerbehinderten Arbeitslosen liegt seit gut drei Jahren konstant bei rund 6 Prozent, was 11.600 Menschen entspricht.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Quote unverändert bei 5,5 Prozent

Im November sind die Arbeitslosenzahlen in Hessen gesunken. Im Berichtsmonat waren 192.893 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 2.292 (1,2 Prozent) weniger als im Oktober und 10.800 (+5,9 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 5,5 Prozent. Im November 2023 lag die Quote noch bei 5,2 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um weitere 1.000 Personen an.

Alle betrachteten Personengruppen haben im Vergleich zum Vormonat vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitiert. Hier sind die Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren besonders hervorgestochen. Im Vergleich zum Vormonat sank ihre Zahl um 10,0 Prozent. Am wenigsten konnten die über 50-jährigen vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren (-0,2 Prozent).

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im November 2024 auf 251.808 Personen. Das waren rund 10.800 (+4,5 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Entwicklung in den Rechtskreisen: Zwei Drittel beziehen Bürgergeld

Im Berichtsmonat zählten insgesamt 66,9 Prozent (129.078) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung/Bürgergeld). Das sind -1,3 Prozent weniger als noch im Vormonat und ein Anstieg von +1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gehörten 33,1 Prozent (63.815) aller Arbeitslosen. Das sind -0,9 Prozent weniger als im Oktober. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen im SGB III um 16,2 Prozent. 

Offene Stellen: Während der Stellenbestand im Vorjahresvergleich leicht gestiegen ist, wurde ein Rückgang beim Zugang verzeichnet

Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 48.254 offenen Stellen ein Plus gegenüber dem Vorjahr (+3,6 Prozent) auf. Der Stellenzugang im November lag mit knapp 8.800 gemeldeten Stellen (-4,1 Prozent) unter dem Vorjahreswert.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 17.100 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im September 2024 auf 2.786.000 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 17.100 (+0,6 Prozent) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Wie die Monate zuvor liegt Hessen damit über der Entwicklung des Bundes (+0,3 Prozent).

Bei der Betrachtung der Branchen, die im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Beschäftigung verzeichnen, sticht bereits das dritte Mal in Folge die Arbeitnehmerüberlassung hervor:
Arbeitnehmerüberlassung (-6,7 Prozent), Baugewerbe (-1,4 Prozent), Verarbeitendes Gewerbe (-1,3 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung, sonst. Dienstleistungen, private Haushalte (-1,1 Prozent), Kommunikation (-1,0 Prozent) sowie Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz Information (-0,5 Prozent). Die größten Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (+3,1 Prozent), Gastgewerbe (+2,9 Prozent), Erziehung und Unterricht sowie Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (beide +2,6 Prozent) und Immobilien, freiberuflich, wissenschaftlich u. techn. Dienstleistungen (+2,4 Prozent) auf.

Entwicklung in den Regionen: Niedrigste Arbeitslosenquote unverändert in Fulda

Die niedrigste Arbeitslosenquote in Hessen liegt unverändert im Landkreis Fulda (3,6 Prozent). Hersfeld-Rothenburg (3,9 Prozent) ist der zweite Kreis mit einer Quote unter 4 Prozent. Aktuell liegen weitere zehn der 26 hessischen Kreise unter der 5-Prozent-Marke. Dazu zählten der Schwalm-Eder-Kreis (4,2 Prozent), Vogelsbergkreis (4,2 Prozent), Kassel (4,3 Prozent), Wetteraukreis (4,3 Prozent), Bergstraße (4,4 Prozent), Hochtaunuskreis (4,4 Prozent), Waldeck-Frankenberg (4,4 Prozent), Odenwaldkreis (4,6 Prozent), Marburg-Biedenkopf (4,6 Prozent) sowie der Rheingau-Taunus-Kreis (4,8 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Stadt Wiesbaden (8,0 Prozent), die Stadt Kassel (8,3 Prozent) und die Stadt Offenbach (9,4 Prozent) auf.