Der hessische Arbeitsmarkt startete mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen in das neue Jahr. Saisontypisch stieg die Arbeitslosigkeit im Wintermonat Januar um 11.668 Personen (+6,4 Prozent) im Vergleich zum Vormonat auf rund 194.700 arbeitslose Menschen an. Die Arbeitslosenquote in Hessen liegt damit bei 5,6 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 5,2 Prozent, vor einem Monat bei 5,3 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Personen.
„Der Arbeitsmarkt hat sich im Januar stabil gezeigt und damit die Entwicklung der Monate vor dem Jahreswechsel bestätigt“, sagte Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. „Obwohl sich die schwache Konjunktur weiterhin dämpfend auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt, ist im Januar der Anstieg der Arbeitslosigkeit im saisonüblichen Rahmen geblieben.“
Ausschlaggebend für den Anstieg der Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen sind vorwiegend die für die Saison typischen Einflüsse wie zum Jahresende auslaufende Arbeitsverträge, das Ende der zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen und auch das abgeschlossene Weihnachtsgeschäft.
„Die Sicherung des Fachkräftebedarfs, die Integration von Zugewanderten in Gesellschaft und Arbeitsmarkt, die Veränderung der Lebens- und Arbeitswelt und der demografische Wandel werden den Arbeitsmarkt in Hessen in diesem Jahr weiter bestimmen“, so Martin. Angesichts dieser Herausforderungen müssen die sogenannten drei Säulen der Fachkräftesicherung konsequent zusammengedacht werden: „Als einer der Akteure am Arbeits- und Ausbildungsmarkt haben wir die Aufgabe, am Ausbildungsmarkt allen jungen Menschen eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen, am Arbeitsmarkt die Potentiale arbeitsloser und beschäftigter Menschen durch Qualifizierung und Weiterbildung voranzutreiben und durch Zuwanderung Fachkräfte für den Arbeitsmarkt zu gewinnen.“
Integration von ukrainischen Geflüchteten
Dr. Frank Martin macht auch auf die Fortschritte bei der Integration von ukrainischen Geflüchteten aufmerksam.
Im November 2023 waren in Hessen 16.900 Ukrainer*innen beschäftigt,13.100 davon sozialversicherungspflichtig. Damit hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ukrainischem Pass in Hessen seit Kriegsbeginn beinahe verdreifacht. Weitere rund 9.300 Ukrainer*innen besuchen derzeit einen Integrationssprachkurs.
„Nach der ersten Phase des Spracherwerbs geht es nun um den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Viele sprechen die Sprache noch nicht perfekt oder die Anerkennung ihrer Qualifikationen ist noch nicht abgeschlossen. Unser Ziel ist es dennoch, die Menschen schnellstmöglich in Arbeit zu bringen und parallel weiter in Sprache und Qualifikation zu investieren“, erklärt Martin: „Wir brauchen aber auch Unternehmen, die den Geflüchteten eine Chance geben und sie einstellen. Denn selbst wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen, können sie schon jetzt als Arbeitskräfte gewonnen und zu Fachkräften entwickelt werden.“
Ende des Jahres waren in den hessischen Jobcentern 41.350 erwerbsfähige Menschen aus der Ukraine gemeldet.
Arbeitslosigkeit in Hessen
Im Januar stieg die Arbeitslosigkeit um 11.668 Personen oder +6,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat an. Zum Stichtag (15.01.2024) waren in Hessen 194.759 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren knapp 16.100 (+9,0 Prozent) mehr als im Januar letzten Jahres. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent. Im Januar 2023 lag die Quote bei 5,2 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Personen an.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit betraf im Vorjahresvergleich alle betrachteten Personengruppen. Insbesondere Ältere sind im Vergleich zum Vorjahr besonders von Arbeitslosigkeit betroffen (+14,5 Prozent). Auch die Langzeitarbeitslosigkeit steigt deutlich (+15,1 Prozent). Der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Personen ohne deutschem Pass (+11,7 Prozent) ist in erster Linie auf die Zuwanderung aus der Ukraine zurückzuführen.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Januar 2024 auf 251.212 Personen. Das waren rund 15.500 (+6,6 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Entwicklung in den Rechtskreisen
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 67,1 Prozent (130.774) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB II (Bürgergeld). Das sind +3,6 Prozent mehr als noch im Vormonat und 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gehörten 32,9 Prozent (63.985) aller Arbeitslosen: Im Vergleich zum Vormonat ein Anstieg um +12,5 Prozent und im Vorjahresvergleich um +10,5 Prozent.
Offene Stellen
Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 45.141 offenen Stellen weiterhin einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (-7,8 Prozent) auf.
Der Stellenzugang lag im Januar mit 8.233 gemeldeten Stellen (-2,8 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahres. Im Vergleich zum Vormonat wurden -11,0 Prozent oder 1.019 Stellen weniger gemeldet.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im November 2023 auf 2.774.600 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 23.900 Beschäftigten (+0,9 Prozent).
Folgende Branchen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr weiterhin einen Rückgang der Beschäftigung auf: Arbeitnehmerüberlassung (-4,2 Prozent), Land- und Forstwirtschaft (-2,9 Prozent), Handel, Instandhaltung, Reparatur von Kfz (-1,5 Prozent), Baugewerbe (-1,3 Prozent) und Verarbeitendes Gewerbe (-0,8 Prozent). Die größten Zuwächse zeigen sich in den Wirtschaftszweigen Verkehr und Lagerei (+3,0 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+2,9 Prozent), Gastgewerbe (+2,8 Prozent), sowie Bergbau, Energie- u. Wasserversorgung, Entsorgungswirtschaft (+2,7 Prozent).
Entwicklung in den Regionen: Günstigste Arbeitslosenquote bleibt in Fulda bei 3,7 Prozent
Mit Fulda (3,7 Prozent) weist weiter nur einer der hessischen Kreise und kreisfreien Städte eine Arbeitslosenquote unter 4 Prozent auf, gefolgt von Hersfeld-Rotenburg (4,3 Prozent) und dem Wetteraukreis (4,4 Prozent).