Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein: Juli 2022

-   Aktuell: 84.000 Arbeitslose in Schleswig-Holstein, die Arbeitslosenquote liegt bei 5,3 Prozent, im Juli des Vorjahres lag sie bei 5,7 Prozent -   Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Juli des Vorjahres um 5.300 zurückge­gangen, sie ist jedoch im Vergleich zum Vormonat Juni deutlich - um 5.400 - angestie­gen -   „Zwei unterschiedliche Einflussfaktoren sind für den überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Juni verantwortlich: Einerseits trägt der Übergang der ukrainischen Schutzsuchenden in die Grundsicherung zu diesem Anstieg bei. Andererseits kommen jahreszeitlich typische Effekte hinzu, die alljährlich im Juli zu einem Zuwachs der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vormonat Juni führen. So melden sich jedes Jahr im Juli zahlreiche junge Menschen - nach Abschluss der Berufs­ausbildung oder der Schule - vorübergehend arbeitslos.“ (Thomas Letixerant) -   Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nimmt weiter zu - ein Plus von 20.700 oder 2 Prozent im Vorjahresvergleich -   Kurz-Infos: Ausbildungsmarktdaten, TOP TEN der unbesetzten Ausbildungsplätze; Digi­tale Medienangebote der BA zum Thema Berufswahl; Alo-Quoten der Städte und Kreise

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 27

Arbeitsmarkt

Die Zahl der Arbeitslosen liegt aktuell bei 84.000. Das ist ein Minus von 5.300 oder 5,9 Prozent gegenüber dem Juli des Vorjahres und ein Plus von 5.400 oder 6,9 Prozent gegenüber dem Vormonat Juni. Die Arbeitslosenquote liegt mit aktuell 5,3 Prozent um 0,4 Prozentpunkte unter dem Juli-Wert des Vorjahres mit 5,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Juni hat sich die Quote um 0,3 Prozentpunkte erhöht.

„Zwei unterschiedliche Einflussfaktoren sind für den überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Juni verantwortlich: Einerseits trägt der Übergang der ukrainischen Schutzsuchenden in die Grundsicherung zu diesem Anstieg bei. Andererseits kommen jahreszeitlich typische Effekte hinzu, die alljährlich im Juli zu einem Zuwachs der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vormonat Juni führen. So melden sich jedes Jahr im Juli zahlreiche junge Menschen - nach Abschluss der Berufs­ausbildung oder der Schule - vorüber­gehend arbeitslos“, betonte Thomas Letixerant, stellvertretender Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, heute (29.07.22) in Kiel. Hinzu kämen quartalsbedingte Kündigungen und die Rekrutierungspraxis vieler Betriebe, die gewöhnlich erst nach den Sommerferien wieder neues Personal einstellten.

Mit Blick auf die im Vormonatsvergleich kräftig angestiegene Jugendarbeitslosigkeit sagte er: „Der schon angesprochene Zuwachs gegenüber dem Vormonat Juni bei den unter 25-jährigen (+ 1.600 / + 23,7 Prozent) ist ein Übergangsphänomen und kein Grund zur Besorgnis. Der größte Teil dieser Jugendlichen wird bis zum Herbst eine neue Stelle gefunden haben. Dies gilt speziell für die frisch ausgelernten Fachkräfte, die von ihren Ausbildungsbetrieben aus unterschiedlichen Gründen nicht übernommen werden konnten.“ Zugleich sei jetzt der beste Zeitpunkt, sich diese jungen Fachkräfte zu sichern. „Deshalb möchte ich an die Betriebe appellieren: Nutzen Sie diese Chance“, so Leti­xerant.

Personalnachfrage

Insgesamt liegt die Personalnachfrage über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (Januar-Juli 2021). Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen, die den Arbeitgeberservice-Teams seit Jahresbeginn gemeldet wurden, liegt mit 39.100 um 2.300 oder 6,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Speziell im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im verarbeitenden Gewerbe werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - es handelt sich um die Mai-Daten - ist im Vorjahresvergleich deutlich angewachsen. So stieg ihre Zahl im Vergleich mit dem Mai des Vorjahres um 20.700 oder 2,0 Prozent auf 1.044.400 an. Insbesondere im Gastgewerbe (+4.100) im Gesundheits- und Sozialwesen (+3.000), im Handel (+2.300) und im Bereich der sonstigen wirtschaft­lichen Dienstleistungen (jeweils +2.500) sowie im Bereich Öffentliche Verwaltung/­Sozial­versiche­rungen (+900) sind neue Arbeitsplätze entstanden. Nur in der Finanz- und Versicherungswirtschaft, im Bereich Herstellung von Vorleistungsgütern (jeweils -200) sowie im Wirtschaftszweig Dienstleistungen in privaten Haushalten (-100) gingen sozialversiche­rungspflichtige Arbeitsplätze verloren.

Kurzarbeit

Betrachtet man die ‚realisierte Kurzarbeit‘ - hier liegen die April-Zahlen vor - so haben im April 6.700 Beschäftigte in 1.400 Betrieben kurzgearbeitet.  55 Betriebe haben im Juli für 502 sozialver­siche­rungspflichtig Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. „Damit liegen wir unter den Juni-Werten von 67 Betrieben für 575 Beschäftigte“, sagte Letixerant.

Ausbildungsmarkt

Zum Abschluss ging Letixerant auf den Ausbildungsmarkt ein. „Auch jetzt, wenige Tage vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres, ist noch vieles in Bewegung. Denn bei uns sind aktuell noch 8.100 unbesetzte Ausbildungsplätze gemeldet. Speziell im Einzelhandel und im Handwerk sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Noch nie - vorausgesetzt man ist räumlich flexibel und nicht auf einen Wunschberuf fixiert - waren die Chancen auf einen Ausbildungsplatz größer. Denen, die bisher vergeblich gesucht haben, kann ich empfehlen: Meldet Euch bei der Berufsberatung. Wer noch Tipps rund um das Thema Bewerbung und Ausbildung benötigt, ist auf der Seite www.arbeitsagentur.de/m/ausbildungklarmachen genau richtig.“ Auf dieser Website werden alle wichtigen Informationen und Angebote rund um das Thema Ausbildung übersichtlich gebündelt.

An die Arbeitgeber gewandt, die noch Ausbildungsplätze zu besetzen haben, sagte Letixerant: „Denjenigen, die sich bisher für keine Bewerberin oder keinen Bewerber entschieden haben, empfehle ich: Entscheiden Sie sich jetzt! Wer jetzt noch auf die ideale Bewerbung wartet, wartet meist vergeblich. Und das ist mir besonders wichtig: Geben Sie auch schwächeren Jugendlichen eine Chance. Schauen Sie sich diese Bewerber persönlich an und beurteilen Sie deren Kompe­tenzen nicht nur nach Aktenlage. Wir sind gerne bereit, sie mit unseren Angeboten - etwa der Einstiegsqualifizierung (EQ) oder der assistierten Ausbildung (AsA flex) - zu unterstützen.“

Ausbildungsmarkt

Daten-Info: Ausbildungsmarkt (Juli-Daten 2022)

  • aktuell unbesetzte Ausbildungsplätze: 8.140 / +969 oder +13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
  • aktuell unversorgte Bewerber/-innen: 3.835 Bewerber/-innen / -494 oder -11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr

TOP TEN der unbesetzten Ausbildungsplätze (Juli-Daten 2022)

  • Verkäufer/-in: 693
  • Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 647
  • Anlagemechaniker/-in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik: 266
  • Elektroniker/-in - Energie- und Gebäudetechnik: 257
  • Kaufmann/-frau im Büromanagement: 254
  • Handelsfachwirt/-in: 251
  • Zahnmedizinische Fachangestellte/r: 228
  • Fachkraft - Lagerlogistik: 225
  • Koch/Köchin: 195
  • Kaufmann/-frau Groß- und Außenhandel: 185

Auswahl: BA-Online-Angebote für Jugendliche

  • Die Website (https://www.arbeitsagentur.de/k/ausbildungklarmachen) bündelt übersichtlich alle wich-tigen Informationen und Angebote rund um das Thema Ausbildung. Das Spektrum reicht von Tipps für die Berufswahl über das Online-Selbsterkundungstool ‚Check-U‘ bis hin zur BA-Jobbörse. In einer Veranstal­tungs­datenbank finden die Jugendlichen außerdem virtuelle Aus-bildungsmessen, Speed-Datings und weitere Events in ihrer Region.
  • Die Seite bietet nicht nur persönliche Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten von Azubis, auch Arbeitgeber, Eltern und Lehrkräfte finden hier zahlreiche Erläuterungen und weiter-führende Links.

Beratungstermine: Jugendlichen bietet die gebührenfreie Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 die Möglichkeit, einen Beratungstermin bei der Berufsberatung zu vereinbaren.

Arbeitgeber-Infos: Bei Fragen zur ‚assistierten Ausbildung‘ (AsA flex), der ‚Einstiegsqualifizie­rung (EQ)‘ oder auch zum Programm ‚Zukunftsstarter‘ können Personalverantwortliche die ko­stenlose Arbeitgeberservice-Rufnummer 0800 4 5555 20 nutzen.

Daten-Info: Arbeitslosenquoten in Kreisen und Städten (Juli-Daten 2022)

Kreise

  • Niedrigste Quote: Stormarn mit 3,5 Prozent
  • Höchste Quote: Dithmarschen und Steinburg mit 5,6 Prozent

kreisfreie Städte

  • Niedrigste Quote: Neumünster mit 7,8 Prozent
  • Höchste Quote: Flensburg mit 8,1 Prozent