„Uns sind ausländische Fachkräfte nicht nur aus gesellschaftlichen Gründen willkommen. Wir sind angesichts unserer zunehmend alternden Bevölkerung zum Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit händeringend auf sie angewiesen“, sagte Madsen. Das Landeskabinett habe deshalb trotz angespannter Haushaltslage die nötigen Weichen für die Errichtung und Inbetriebnahme des Centers gestellt. Madsen: „Damit erhöhen wir die Sichtbarkeit und Attraktivität Schleswig-Holsteins als Zuwanderungsland und werden die Erwerbsmigration hoffentlich deutlich steigern.“
Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, erläuterte: „Zwar wird die schleswig-holsteinische Bevölkerung bis 2040 um nur rund 59.000 Einwohner – das sind minus zwei Prozent – schrumpfen, entscheidend ist jedoch: Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der arbeitsfähigen 15- bis 69-Jährigen um mehr als 200.000 Personen oder minus 10,4 Prozent zurückgehen." Mit einem Minus von 15 bis 20 Prozent seien die Rückgänge im Norden und Westen des Landes besonders hoch. Die schlechtesten Prognosen haben laut Regionaldirektion Nord die beiden Westküstenkreise Dithmarschen (-19,1 Prozent) und Nordfriesland (-17,6), die günstigste Entwicklung Pinneberg (-3,9 Prozent) vor Kiel (-4) und Flensburg (-5,3). „Geht man vom tatsächlichen Renteneintrittsalter von 64 Jahren aus, wird die Lücke noch deutlich größer und wir rechnen mit einem jährlichen Arbeitskräftezuwanderungsbedarf von 12.000 bis 13.000 Personen“, betonte Biercher.
Das „Welcome Center“ wird laut Kabinettsbeschluss der Landesregierung künftig unter der Trägerschaft der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WT.SH) im Schulterschluss mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge (LaZuF) betrieben. „Es dient als zentrale Erstberatungs-, Service- und Informationsstelle rund um Themen wie Einreise, Visum, Arbeit, Bildung, Leben und Wohnen in Schleswig-Holstein“, sagte Madsen. Zielgruppen seien sowohl die Unternehmen mit Sitz in Schleswig-Holstein als auch ausländische Fach- und Arbeitskräfte im In- und Ausland, die in Schleswig-Holstein leben und arbeiten möchten.
Mit Blick auf die Liegenschaft und die Ausstattung des Centers sagte Madsen: „In diesem Jahr werden wir über die WT.SH sechs Stellen für die Aufgabe zur Verfügung stellen, in 2024 und 2025 erfolgt dann ein Aufwuchs auf insgesamt 15 Vollzeit-Äquivalente.“ Hinzu kämen noch bis zu fünf Stellen der Arbeitsagentur und zwei Stellen des LaZuF, die räumlich im Welcome Center angesiedelt werden. Das Welcome Center wird seinen Standort entweder direkt bei der WT.SH oder in der Kieler Innenstadt haben. Bis 2028 seien 12,8 Millionen Euro für das Welcome Center vorgesehen, so Madsen.
Anwerbeländer für Fachkräfte seien nach den Worten von BA-Regionalchef Biercher derzeit vor allem Indonesien, Indien, Mexiko oder Vietnam. Während der Gesundheitssektor und die Gastronomie hier längst sehr aktiv seien, sieht er Nachholbedarf in den technischen Berufen und im Handwerk.