KIEL. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, und Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen heute (13.01.2023) in Kiel ihre Arbeitsmarkt-Bilanz für das Jahr 2022 vorgestellt und insbesondere ihre Erwartungen für das Jahr 2023 benannt.
„Ich kann für 2022 eine insgesamt positive Bilanz ziehen“, sagte Biercher. „Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen - ich nenne nur die Stichworte Ukrainekrieg, Lieferkettenprobleme, Inflation und Energiepreise - stelle ich fest: Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein hat sich insgesamt als äußerst robust erwiesen.“ Selbst der Übergang der Schutzsuchenden aus der Ukraine in die Grundsicherung und damit in die Arbeitsmarktstatistik habe an dieser Gesamteinschätzung nichts geändert. „Wir können im Vorjahresvergleich 2022 zu 2021 einen Rückgang der Arbeitszahl um 7.300 oder -8,2 Prozent melden. Rechnet man die arbeitslos gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainer raus, so wäre es sogar ein Minus von 10.400 oder -11,7 Prozent.“
„Besonders erfreulich finde ich nicht nur, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2022 kontinuierlich über dem Wert von einer Million lag und im Vorjahresvergleich um 17.700 oder 1,7 Prozent gewachsen ist, auch die Personalnachfrage lag 2022 über dem Niveau des Vorjahres“, so Biercher weiter.
Minister Madsen hob die positive Entwicklung bei den arbeitslosen Jugendlichen und den Langzeitarbeitslosen hervor: „Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahre ist geringer als vor der Coronapandemie und auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen konnte weiter reduziert werden.“ So seien 2022 rund 7.400 Jugendliche arbeitslos gewesen, 2019 waren es noch 7.900, was einem Rückgang von 6,3 Prozent entspreche. Bei den Langzeitarbeitslosen waren es 2022 rund 29.800 und drei Jahre zuvor noch 25.000 (+ 4.800 oder 19,2 Prozent).
Mit Blick auf das Jahr 2023 betonte Biercher, dass er - bei allen Unabwägbarkeiten – zuversichtlich sei. „Die Arbeitsmarktlage bleibt insgesamt stabil. Aufgrund des hohen Arbeits- und Fachkräftebedarfs erwarte ich 2023 einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vergleich mit 2022 und gleichzeitig einen weiteren Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.“ Für alle Arbeitsmarktpartner werde auch im Jahr 2023 die Arbeits- und Fachkräftesicherung die zentrale Herausforderung bleiben. „Wir - die Arbeitsagenturen und Jobcenter - werden insbesondere in die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten investieren und uns gleichzeitig dem Thema ‚faire Erwerbsmigration‘ mit besonderem Nachdruck widmen.“
Aus Sicht von Madsen werden die Förderprogramme des Landes die zentrale Herausforderung gezielt unterstützen. „Die Fachkräftesicherung ist ein Schwerpunkt dieser Legislaturperiode, sodass wir mit einem Klimaschutzfachkräfteprogramm, einem Pakt für Gesundheits- und Pflegeberufe, einem Förderprogramm für Projekte zur Fachkräftesicherung und dem Welcome Center ein ganzes Instrumentarium gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel etablieren werden“, sagte der Minister. Hierzu gehöre auch die Weiterentwicklung der Fachkräfteinitiative Schleswig-Holstein. Madsen appellierte zugleich an die Unternehmen, selbst an konkreten Veränderungen zu arbeiten. „Ein attraktives Arbeitsangebot wird nicht allein durch einen Obstkorb geschaffen, sondern durch das Grundverständnis, dass Arbeit und Leben zusammengehören und nicht das eine dem anderen untergeordnet ist“, so der Minister. Die Sinnhaftigkeit von Arbeit und die Wertschätzung von Mitarbeitenden seien neben flexiblen Arbeitszeiten, Fort- und Weiterbildungen und einer angemessenen Entlohnung essentiell, um Mitarbeitende zu binden und neue zu finden.