KIEL. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, und Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen heute (22.01.2024) in Kiel ihre Arbeitsmarkt-Bilanz für das Jahr 2023 vorgestellt und insbesondere ihre Erwartungen für das Jahr 2024 benannt.
„Ich kann für 2023 eine insgesamt positive Bilanz ziehen“, sagte Biercher. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen – wie die schwache Konjunktur, der Ukraine-Krieg, der Nahost-Konflikt, steigende Energie- und Lebensmittelpreise, die Inflation und hohe Zinsen – habe sich der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein als insgesamt robust erwiesen. „Noch nie waren so viele Menschen in Schleswig-Holstein sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie im vergangenen Jahr. Dennoch hat die wirtschaftliche Entwicklung auch ihre Spuren hinterlassen - wir können im Vorjahresvergleich 2023 zu 2022 einen Anstieg der Arbeitslosenzahl um 6.200 oder 7,6 Prozent melden“, so Biercher weiter.
Minister Madsen betonte ebenfalls die positive Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die für ihn weiterhin auch Arbeitsauftrag sei: „Wir haben in 2023 wieder mehr Menschen in Arbeit gebracht, und uns das auch für dieses Jahr vorgenommen. Den Job-Turbo der Bundesagentur für Arbeit wollen wir nach Kräften unterstützen, damit Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden. Außerdem wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um teilzeitbeschäftigten Frauen mehr Möglichkeiten zur Erhöhung ihrer Arbeitszeit zu geben und um die unschätzbare Erfahrung und Expertise älterer Beschäftigter länger im Arbeitsmarkt zu halten“, so Madsen.
Mit Blick auf das Jahr 2024 betonte Biercher, dass er - bei allen Unabwägbarkeiten – zuversichtlich sei. „Die Arbeitsmarktlage bleibt insgesamt stabil. Zwar rechne ich mit einer weiteren Zunahme der Beschäftigung, allerdings auch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr.“ Für alle Arbeitsmarktpartner werde auch im Jahr 2024 die Arbeits- und Fachkräftesicherung die zentrale Herausforderung bleiben. „Erschwerend kommt hierbei hinzu, dass wir einen zweigeteilten Arbeitsmarkt haben. Qualifizierte Arbeitskräfte werden kein Problem haben, einen Job zu finden, Geringqualifizierte hingegen hatten es noch nie so schwer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Die Arbeitskräftenachfrage der Betriebe ist weiterhin zurückhaltend. Sie ist im langfristigen Vergleich dennoch auf einem hohen Niveau. Wir - die Arbeitsagenturen und Jobcenter - werden insbesondere in die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten investieren und uns gleichzeitig dem Thema ‚faire Erwerbsmigration‘ mit besonderem Nachdruck widmen.“
Minister Madsen unterstrich das Erfordernis der zielgerichteten Erwerbsmigration. „Selbst wenn es gelingt, dass mit mehr Beschäftigung auch das Arbeitsvolumen steigt, bleibt die Herausforderung des demografiebedingten Arbeits- und Fachkräftemangels“, so der Minister. „Mit dem Welcome Center haben wir Ende letzten Jahres ein starkes Ausrufezeichen gesetzt, um Schleswig-Holstein im Wettbewerb mit anderen Bundesländern um ausländische Fachkräfte zu positionieren und Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland und der Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dieses Angebot zur Erwerbsmigration müssen die Unternehmen jetzt nutzen, damit Schleswig-Holstein als guter Ort zum Arbeiten und Leben bekannter wird. Es sind alle gefragt, damit Menschen schnell in Arbeit kommen und Integration gelingt“, so der abschließende Appell des Ministers.
Ausgewählte Daten: Jahresbilanz 2023
Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Schleswig-Holstein
Arbeitslosenzahlen: Jahresdurchschnitt 2023 zu 2022
- insgesamt 87.800 / +6.200 oder +7,6 Prozent
- Langzeitarbeitslosigkeit: 29.100 / -650 oder -2,2 Prozent
- Unter 25: 8.600 / +1.200 oder +16,1 Prozent
- 55 Jahre und älter: 20.900 / +1.100 oder +5,6
- Menschen mit Behinderung: 4.700 / +/- 0 oder +/- 0 Prozent
- Ausländer: 27.700 / +5.100 oder +22,8 Prozent (Stichwort: Ukraine)
- Arbeitslosenquote: 5,5 Prozent, im Vorjahr: 5,2 Prozent
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 2023 zu 2022
- 1.053.800, Anstieg um 7.700 oder 0,7 Prozent
- Gesundheits- und Sozialwesen: +3.500
- Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen: +2.000
- Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherungen: +1.700
- Verkehr und Logistik: +1.300
- Handel: -2.100
- Arbeitnehmerüberlassung: -700
- Sonstige wirtschaftliche Dienstleitungen: -600
Bestand: sozialversicherungspflichtige Stellenangebote 2023 zu 2022
- 26.900 / -2.800 oder -9,5 Prozent; Schwerpunkte: Handel, Gesundheits- und Sozialwesen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Verarbeitendes Gewerbe sowie Bau- und Gastgewerbe
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