"Im Januar hat sich die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen besser entwickelt, als wir es aufgrund der Jahreszeit erwarten konnten", sagte Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit. So seien 19.367 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Dezember, aber ein Anstieg der Arbeitslosigkeit sei zum Beginn des Jahres üblich, sagte der Arbeitsmarktexperte. "Gründe für den saisonalen Anstieg sind unter anderem auslaufende Arbeitsverträge zum Jahresende, das Ende der zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen und auch das abgeschlossene Weihnachtsgeschäft. Allerdings fiel der Anstieg in diesem Monat deutlich geringer aus, als wir aufgrund des langjährigen Mittels von rund 35.000 Personen erwarten konnten. Der Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der aktuellen Einschränkungen des Wirtschaftslebens durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weiter stabil. Darüber freuen wir uns sehr."
Auswirkungen der Pandemie auf dem Arbeitsmarkt seien dennoch zu erkennen. "Wir sehen, dass derzeit weniger Menschen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen können. Die aktuell trotzdem positive Entwicklung am Arbeitsmarkt lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass weniger Menschen arbeitslos geworden sind", sagte Withake. "Vor einem Jahr haben sich rund 10.000 Menschen mehr im Januar arbeitslos melden müssen, das entspricht fast 16 Prozent. Ein Beispiel dafür, wie wichtig es für Unternehmen ist, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten."
Withake sagte weiter, Kurzarbeit werde aktuell wieder stärker in Anspruch genommen, doch nicht so umfangreich, wie zum Beispiel vor einem Jahr. "Konkrete Zahlen dazu liegen aber erst dann vor, wenn die Unternehmen rückwirkend die tatsächlich im Januar realisierte Kurzarbeit gemeldet haben. Für die Unternehmen, die derzeit eine Durststrecke erleben, besteht aber auch die Möglichkeit, den Arbeitsausfall gewinnbringend zur Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen. Damit können sie im Unternehmen neues Knowhow aufbauen, von dem sie nach dem konjunkturellen Tief schnell profitieren können." Die Agenturen für Arbeit förderten diese Weiterbildungen unter bestimmten Voraussetzungen. "Außerdem übernehmen die Arbeitsagenturen bei einer Qualifizierung 100 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge für die Zeit der verkürzten Arbeit - statt nur 50 Prozent, wenn keine Weiterbildung stattfindet." Qualifizierung öffne neue Perspektiven für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und das Unternehmen, beide Seiten profitierten nachhaltig: "Der einfachste Weg zum passend qualifizierten Personal für die Weiterentwicklung des Unternehmens ist es, dieses in den eigenen Reihen, statt an einem von Engpässen geprägten Arbeitsmarkt zu finden. In Unternehmen gibt es viele zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit der passenden Weiterbildung Lücken beim qualifizierten Personal schließen können. Die Qualifizierung während der Kurzarbeit ist eine Win-Win-Situation für alle Seiten. Informationen, Beratung und Unterstützung finden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit. Sie helfen, die richtige Förderung und Weiterbildung zu finden und in die Tat umzusetzen."
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Im Januar waren landesweit 670.733 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 19.367 Personen oder 3,0 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr, dem Januar 2021 sank die Zahl der Arbeitslosen um 12,7 Prozent oder 97.779 Personen. Für die Jahreszeit ist es üblich, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Im Durchschnitt der fünf Jahre vor dem ersten Pandemiejahr 2020, in den Jahren 2015 bis 2019, war im Januar die Arbeitslosigkeit um 34.339 Personen gestiegen. Der Anstieg im aktuellen Januar 2022 fällt damit geringer aus, als er für die Jahreszeit zu erwarten war. Im langjährigen Vergleich hatte die Arbeitslosigkeit schon im Dezember in NRW auf den drittniedrigsten Stand seit 1992 gelegen. Das hat auch im aktuellen Monat Bestand. In einem Januar waren nur 2019 und 2018 weniger Menschen arbeitslos gemeldet.
Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosenquote um 1,0 Punkte.
Im Januar fiel geringfügig im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Menschen, die eine Arbeit aufnehmen konnten. 30.609 Personen fanden einen Job, das waren 334 Personen oder 1,1 Prozent weniger als vor zwölf Monaten. Im Dezember wechselten 4.899 Personen oder 13,8 Prozent mehr direkt aus der Arbeitslosigkeit in die Erwerbstätigkeit. Gleichzeitig sank die Zahl der Menschen, die sich aus der Arbeit heraus neu arbeitslos melden mussten. Im aktuellen Monat mussten sich 52.114 Personen arbeitslos melden. Das waren 9.878 Personen oder 15,9 Prozent weniger als vor einem Jahr, aber 12.716 Personen oder 32,3 Prozent mehr als im Dezember.
In den beiden Rechtskreisen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit unterschiedlich. Im Vorjahresvergleich sank im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III (SGB III), dem Aufgabenbereich der Arbeitsagenturen, die Arbeitslosigkeit um 31,1 Prozent oder 87.594 Personen auf im Januar 193.649 arbeitslos gemeldete Personen. Dieser Rückgang im Vergleich zum Lockdown-Winter 20/21 fiel deutlich stärker aus als im Bereich der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), dem Aufgabenbereich der Jobcenter. Hier sank im Vorjahresvergleich die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen um 10.185 Personen oder 2,1 Prozent auf nun 477.084 Arbeitslose. Auch im Vergleich zum Vormonat ergeben sich sichtbare Unterschiede. Im Aufgabenbereich der Agenturen für Arbeit lag die Arbeitslosigkeit im Januar um 7,2 Prozent oder 12.996 Personen höher als einen Monat zuvor. Das war ein deutlich höherer Zuwachs als im SGB II, wo im Januar das Plus zum Vormonat 6.371 Personen oder 1,4 Prozent betrug.
Weniger stark als die Arbeitslosigkeit ist im Januar die Unterbeschäftigung in NRW gestiegen. Die Unterbeschäftigung setzt sich aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen zusammen, die Arbeitslosengeld oder Arbeitslosengeld II erhalten, aber dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn man an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnimmt. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Januar 203.097 Personen. Das waren 5.474 Personen weniger als einen Monat zuvor. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Landesweit galten im Januar 873.830 Menschen als unterbeschäftigt. Das waren 13.106 Personen oder 1,5 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl unterbeschäftigter Menschen um 97.450 Personen oder 10,0 Prozent.
Länger als ein Jahr arbeitslos waren im Januar in NRW 318.798 Menschen. Damit ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vorjahresvergleich fast unverändert geblieben. Vor einem Jahr waren 267 Menschen oder 0,1 Prozent mehr länger als ein Jahr arbeitslos. Vor einem Monat lag die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 2.558 Personen oder 0,8 Prozent niedriger. Damit liegt die Langzeitarbeitslosigkeit zwar unter dem Wert von 2016 mit damals 324.784 Personen, aber noch über dem Stand von 2017 mit 301.986 Langzeitarbeitslosen.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im November gestiegen
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten legte im Laufe des Jahres in NRW stetig zu. Im September gingen zum historisch ersten Mal über 7,2 Millionen Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Im November – dem aktuellen Berichtsmonat für die Beschäftigung – wurde mit 7.252.100 Beschäftigten und damit 25.600 Beschäftigten oder 0,4 Prozent mehr als im Oktober ein weiterer Rekordwert erreicht. Auch das spiegelt einen saisontypischen Verlauf wider. Zu rechnen ist damit, dass die Zahl der Beschäftigten im Januar geringer gelegen hat. Im November lag die Zahl der Beschäftigten um 133.559 Personen oder 1,9 Prozent höher als zwölf Monate früher.
Zahl der offenen Stellen deutlich höher als vor einem Jahr
Die Nachfrage nach Arbeitskräften entwickelte sich im Januar landesweit im Vergleich zum Vorjahr positiv. Neu gemeldet wurden 29.452 Stellen, das waren 6.442 oder 28,0 Prozent mehr als vor zwölf Monaten, als NRW mitten im Lockdown lag. Im Vergleich zum Dezember sank die Zahl wie für die Jahreszeit üblich, um 3.385 oder 10,3 Prozent. Der Bestand an offenen, von Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit gemeldeten Stellen lag auch im Januar noch sehr hoch, bei 160.789 offenen Stellen. Das waren 393 oder 0,2 Prozent mehr als im Dezember und 44.006 freie Stellen oder 37,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Gesucht werden vor allem Fachkräfte. In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Januar 92.951 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung angezeigt. Das waren 57,8 Prozent aller gemeldeten Stellen. Dem standen 184.286 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen kamen im Dezember 198 Bewerberinnen und Bewerbern mit einer dualen Berufsausbildung. Für Menschen ohne aktuelle Ausbildung ist das Angebot deutlich geringer: 38.378 Stellen oder 23,9 Prozent aller Arbeitsangebote waren für Helfertätigkeiten, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gemeldet. Arbeitslos gemeldet waren 385.491 Menschen ohne eine aktuelle Ausbildung. Damit kamen auf 100 offene Stellen 1.004 Bewerberinnen und Bewerber.
Anzeigen zur Kurzarbeit im Januar leicht gestiegen
Im Januar zeigten in NRW 3.620 Unternehmen mögliche Kurzarbeit an. Das waren 1.221 Anzeigen auf mögliche Kurzarbeit mehr als im Dezember. Vor einem Jahr, im Januar 2021, war bei den Agenturen für Arbeit mögliche verkürzte Arbeit für 19.801 Unternehmen angezeigt worden. Im aktuellen Januar wurde verkürzte Arbeit für bis zu 49.395 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angezeigt. Vor einem Jahr wurde mögliche Kurzarbeit für 231.129 Personen neu angezeigt. Zum Vergleich die Zahlen aus dem Frühjahr 2020: Im April und März hatten rund 160.000 Unternehmen Kurzarbeit für fast 2,3 Millionen Personen angezeigt.
Kurzarbeit ist ein zweistufiges arbeitsmarktpolitisches Instrument. Es erlaubt Unternehmen, trotz konjunktureller Engpässe Beschäftigte im Unternehmen zu halten. Die Unternehmen zeigen geplante verkürzte Arbeit an. Wenn sie die angezeigte Kurzarbeit tatsächlich realisieren, gehen sie mit der Auszahlung des Lohnersatzes – des Kurzarbeitergeldes zum Beispiel für den September - in Vorleistung. Frühestens nach Ablauf des Monats, spätestens nach drei Monaten rechnen Unternehmen und Betriebe das an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgezahlte Kurzarbeitergeld bei den Agenturen für Arbeit ab. Wieviel im Dezember in NRW tatsächlich verkürzt gearbeitet wurde, weiß man erst nach Ablauf dieser drei Monate, wenn alle Unternehmen ihren Antrag auf Erstattung der in Vorleistung erbrachten Lohnersatzleistung gestellt haben. Die realisierte Kurzarbeit gibt wieder, wie vielen Unternehmen und für wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Lohnersatzleistung in einem Monat erstattet wurde.
Für den Monat Oktober liegt eine erste Hochrechnung vor, wieviel Kurzarbeit tatsächlich realisiert wurde: Demnach rechneten im Oktober 20.430 Unternehmen in NRW mit den Agenturen für Arbeit Kurzarbeit ab. Das waren 3.527 weniger als im Vormonat September und 28.007 weniger als vor einem Jahr, im Oktober 2020. Im aktuellen Oktober arbeiteten 131.018 Beschäftigte verkürzt, 13.113 Personen weniger als im September und 262.801 Personen weniger als vor zwölf Monaten. Die Kurzarbeiter-Quote sank von September auf Oktober um 0,2 Punkte auf 1,8 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in NRW.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Januar
Die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen ist im Vergleich zum Vormonat in NRW im Januar wie für die Saison üblich in allen Agenturbezirken gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Januar einen - landesweit auch deutlichen - Rückgang der Arbeitslosigkeit in allen Agenturen für Arbeit.
Mit Blick auf die Regionen und im Vergleich zum Vorjahresmonat hat Südwestfalen im Januar den größten Rückgang an Arbeitslosen. Vor einem Jahr waren hier 8.397 Personen oder 17,6 Prozent mehr arbeitslos, als im aktuellen Monat. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Arbeitslosen um 3,3 Prozent oder 1.238 Personen auf jetzt 39.267 arbeitslos gemeldete Menschen. Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 5,0 Prozent - 0,1 Punkte höher als im Dezember, aber 1,1 Punkte niedriger als vor zwölf Monaten.
Im Vergleich zum Vormonat nahm im Januar im Münsterland die Zahl der Arbeitslosen um 4,2 Prozent oder 1.416 Personen auf 35.287 arbeitslos gemeldete Menschen zu. Vor einem Jahr waren 6.622 Personen oder 15,8 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg zum Monatswechsel um 0,2 Punkte auf 3,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie 0,7 Punkte höher.
In Ostwestfalen-Lippe waren im Januar 58.907 Menschen arbeitslos gemeldet - 2.278 Personen oder 4,0 Prozent mehr als vor einem Monat. Vor einem Jahr waren in Ostwestfalen 15,3 Prozent oder 10.644 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 5,2 Prozent. Sie lag damit um 0,9 Punkte niedriger als vor einem Jahr.
Im Bergischen Land stieg die Arbeitslosigkeit im Januar im Vergleich zum Vormonat um 2,4 Prozent oder 1.534 Personen auf jetzt 66.371 Personen. Vor zwölf Monaten, im Januar 2021, waren 9.939 Menschen oder 13,0 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Die Quote stieg um 0,1 Punkte auf 6,7 Prozent. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote bei 7,8 Prozent.
Im Jahresvergleich waren im Rheinland im Januar mit 238.091 Personen 34.842 Menschen oder 12,8 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Im Monatswechsel nahm die Zahl der Arbeitslosen um 2,8 Prozent oder 6.504 Personen zu. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie 1,0 Prozentpunkte höher.
Im Ruhrgebiet ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Vergleich zum Vormonat um 6.397 Personen oder 2,8 Prozent zurückgegangen. Hier waren im Januar 232.810 Menschen arbeitslos gemeldet. Vor einem Jahr waren im Ruhrgebiet 27.335 Personen oder 10,5 Prozent mehr arbeitslos. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 9,5 Prozent, 0,3 Punkte höher als vor einem Monat und 1,1 Prozentpunkte niedriger als vor zwölf Monaten.
Weitere Zahlen, Daten, Fakten zum Arbeitsmarkt lesen Sie hier.