"In NRW interessieren sich wieder mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung. Es ist erfreulich, dass der Trend rückläufiger Bewerberinnen- und Bewerberzahlen der vergangenen Jahre gestoppt wurde. Die eingeleiteten und untereinander abgestimmten Aktivitäten aller Partner am Ausbildungsmarkt wirken. Das ist umso beachtlicher, weil wir gleichzeitig durch den demografischen Wandel weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger haben.“, so Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, anlässlich der Halbjahresbilanz am Ausbildungsmarkt.
Gleichzeitig bleiben die Chancen für junge Menschen, einen Ausbildungsstelle zu finden trotz der wirtschaftlichen Eintrübung weiterhin gut.
Zwar liegt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell zur Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt mit 88.654 um 2,3 Prozent oder rund 2.000 Stellen unter dem Ergebnis des Vorjahres, aber dennoch stehen damit rechnerisch 100 Stellenangeboten lediglich 88 Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber.
„Generell lässt sich festhalten: Die Unternehmen in NRW investieren trotz wirtschaftlich unsicherer Zeiten nach wie vor viel in die Ausbildung eigener Fachkräfte. Wir sehen aber auch, dass sich die wirtschaftliche Situation am Ausbildungsmarkt widerspiegelt. Im verarbeitenden Gewerbe und im Handel gibt es ein Plus bei den gemeldeten Ausbildungsstellen. Beim Baugewerbe und im Gastgewerbe sehen wir zu diesem frühen Zeitpunkt noch Zurückhaltung“, so Roland Schüßler.
„In den kommenden Monaten wird es am Ausbildungsmarkt aber noch viel Bewegung geben, die entscheidenden Monate liegen noch vor uns. Viele Jugendliche und viele Betriebe haben ihre Entscheidung noch nicht getroffen. Erfahrungsgemäß werden bis zum Herbst noch rund zwei Drittel der neuen Ausbildungsverträge geschlossen. Die übliche wirtschaftliche Frühjahrsbelebung kann hier auch noch einmal positive Akzente setzen.“
Dabei nimmt das Interesse der jungen Menschen an einer dualen Ausbildung wieder zu.
Während die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen etwas zurückgegangen ist, hat die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die aktuell eine Ausbildung anstreben, trotz einer rückläufigen Zahl an Schulabgängerinnen und Schulabgängern zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der jungen Menschen um 1.730 Personen oder 2,3 Prozent auf nun 77.500 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber.
„Bei jungen Menschen haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch lange angehalten. Die Pandemie ist jetzt schon zwei Jahre her. Während der Pandemie war es deutlich schwieriger, Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl zu unterstützen. Aktuell sehen wir wieder mehr Interesse bei den Jugendlichen an einer Ausbildung. Das zeigt, welche wichtige Rolle Berufsorientierung spielt. Junge Menschen brauchen, um ihre Wahl gut treffen zu können, die Möglichkeit der Information und Beratung sowie Praktika, in denen sie den beruflichen Alltag kennen lernen können. Das haben viele jetzt nachholen können. Das Gegenbild lieferte die Pandemie, als dies nur eingeschränkt möglich war. Die Folgen haben wir sehr genau wahrgenommen: Entscheidungen für die berufliche Zukunft wurden verschoben. Der scheinbar sichere Weg, weiter die Schule zu besuchen, wurde häufiger als sonst gewählt. Jetzt können wir sehen, dass Jugendliche sich wieder stärker für eine duale Ausbildung interessieren“, erklärt Roland Schüßler.
Die Ausgangssituation auf dem Ausbildungsmarkt ist für viele Jugendliche in NRW also so gut wie schon lange nicht mehr. In 33 der 53 der Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen sind bei den Agenturen für Arbeit mehr Ausbildungsstellen gemeldet als Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildung. Rein rechnerisch stehen in NRW 100 Bewerber/innen 114 Ausbildungsangebote gegenüber. Die Relation bleibt weiterhin günstig für Bewerberinnen und Bewerber. Für Unternehmen bedeutet sie eine Herausforderung bei der Besetzung von Ausbildungsstellen.
Der Ausbildungsmarkt im März 2024 in Zahlen
Das aktuelle Vermittlungsjahr ist im Oktober 2023 gestartet. Der Startschuss zur heißen Phase am Ausbildungsmarkt ist jetzt gefallen, Unternehmen werden noch viele Ausbildungsplätze melden. Auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber wird noch weiter steigen. Enden wird das aktuelle Vermittlungsjahr Ende September, die Bilanz am Ausbildungsmarkt wird im Oktober gezogen.
Bis zur aktuellen Halbjahresbilanz im März meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit in NRW 88.654 Berufsausbildungsstellen, darunter 87.915 betriebliche. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bis Ende März 2,3 Prozent oder 2.047 Stellen weniger gemeldet.
Gleichzeitig hat die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Mit 77.500 Bewerberinnen und Bewerbern meldeten sich im ersten Halbjahr des Vermittlungsjahres 1.730 junge Menschen oder 2,3 Prozent mehr bei den Arbeitsagenturen als im selben Zeitraum vor zwölf Monaten.
Rechnerisch kamen damit Ende März landesweit auf hundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 88 Bewerberinnen und Bewerbern. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 84.
Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im März noch 57.960 unbesetzt. Das waren 3.608 oder 5,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unversorgter junger Menschen nahm hingegen leicht zu – um 1.991 Personen oder 4,7 Prozent auf derzeit 43.941 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr noch eine Ausbildung antreten wollen. Rechnerisch kamen auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 132 unbesetzte Stellen.
Weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildung, jedoch bereits mit einer konkreten alternativen Vorstellung, wenn es mit dem Ausbildungsplatz nicht klappt, waren im März 8.400 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, aber weiterhin sucht, liegt damit bei 52.341 jungen Leuten.
Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern
Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern ist aktuell die Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement. 4.707 Bewerberinnen und Bewerber gaben diesen Beruf als ihre erste Wahl an.
Die Top 10 der von Bewerberinnen und Bewerber genannten Berufe unterscheidet sich nur wenig von der des Vorjahres. Die Ausbildung zur Fachinformatikerin bzw. Fachinformatiker ist in der Beliebtheit um einen Rang gestiegen, 2.362 Bewerberinnen und Bewerber sind 335 Personen mehr als vor einem Jahr.
Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen
Bei den am häufigsten angebotenen Stellen ist die Zahl der Ausbildungen zur/zum Medizinischen Fachangestellten zurückgegangen und mit einem Minus von 132 Stellen um einen Platz auf Rang 6 gefallen. Der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel legte im Vergleich zum Vorjahr hingegen deutlich um 741 Stellenangebote zu und behauptete damit weiter Platz 1. Einen weiteren Zuwachs verbuchte die Ausbildung zur/zum Handelsfachwirt/in.
Der Ausbildungsmarkt in den Regionen
Regionale Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW zeigten sich auch im ersten Halbjahr des aktuellen Vermittlungsjahres 2023/2024. Am deutlichsten stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Rheinland – um 1.219 Personen oder 4,9 Prozent – während im Bergischen Land die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 2,0 Prozent oder 148 Personen zurückging. Passend stieg im Vergleich zum Vorjahr auch im Rheinland die Zahl der gemeldeten Stellen mit 1,3 Prozent oder 378 am stärksten in NRW.
Regionale Unterschiede zeigen sich auch bei den Relationen zwischen gemeldeten Berufsausbildungsstellen und Bewerberinnen und Bewerbern. In Südwestfalen kommen aktuell auf 166 gemeldete Stellen 100 Bewerberinnen und Bewerber. Im Ruhrgebiet sind es hingegen nur 99 auf 100 ausbildungsinteressierte Jugendliche.
Im Rheinland gab es bis Ende März ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich 25.974 junge Menschen mit einem Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.219 Personen oder 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende März galten noch 15.631 Jugendliche als unversorgt. Dem standen 18.794 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit Oktober 2023 im Rheinland 28.393 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 1,3 Prozent oder 378 mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen im abgelaufenen Vermittlungsjahr 109 Stellen.
Im Münsterland wurden bis zum März 10.722 Stellen angeboten, das waren 182 oder 1,7 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Mit 6.695 jungen Menschen stieg auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber – um 252 Personen oder 3,9 Prozent. Unbesetzt waren Ende März noch 6.769 Stellen. Diesen standen 3.282 unversorgte Jugendliche gegenüber. Das Verhältnis liegt derzeit bei 100 Bewerberinnen und Bewerbern auf 160 Stellen.
In Ostwestfalen-Lippe gab es im März im Vergleich mit dem Vorjahr ein Minus bei den Ausbildungsplätzen. Seit Oktober 2023 sind hier 11.353 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – 755 oder 6,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende März noch 7.078. Diesen standen 5.456 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt sind aktuell in Ostwestfalen 10.218 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet – 307 Personen oder 3,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kamen 111 Stellenangebote.
Im Ruhrgebiet waren zur Halbzeit 21.996 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 184 Personen oder 0,8 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 12.700 junge Menschen galten Ende März noch als unversorgt. Diesen standen 14.295 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet 21.674 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 582 oder 2,6 Prozent weniger. Auf 100 Jugendliche kamen 99 betriebliche und außerbetriebliche Stellen.
In Südwestfalen haben sich bis zur Halbzeit am Ausbildungsmarkt 84 junge Menschen oder 1,5 Prozent weniger auf einen Ausbildungsplatz beworben als im vergangenen Jahr. Insgesamt meldeten sich hier 5.452 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Von diesen waren Ende März noch 2.733 Jugendliche unversorgt. Dem standen 6.152 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt waren bis Ende März in Südwestfalen 9.034 Ausbildungsstellen gemeldet worden – 958 oder 9,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Pro 100 Jugendliche ergab sich damit im März also ein Angebot von 166 Ausbildungsplätzen.
Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 148 Jugendliche oder 2,0 Prozent weniger mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern, Insgesamt meldeten sich bis zur Halbzeit am Ausbildungsmarkt 7.165 Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm ebenfalls ab, um 312 oder 4,0 Prozent auf 7.478. Von diesen Stellen sind aktuell noch 4.872 unbesetzt. Dem stehen 4.139 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen derzeit 104 Ausbildungsstellen.
Weitere Informationen:
Detailliertere statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt finden Sie unter https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Ausbildungsmarkt/Ausbildungsmarkt-Nav.html.
Hilfreiche Links zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten finden junge Menschen und ihre Eltern unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/content/1533753069762
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