Ausbildungsmarkt in NRW im April: Interesse an Berufsausbildung steigt

In NRW interessieren sich wieder mehr junge Menschen für eine Berufsausbildung. Bis Ende April meldeten sich bei den Arbeitsagenturen 83.083 Bewerberinnen und Bewerber, das waren 1.534 oder 1,9 Prozent mehr als im selben Zeitraum des vergangenen Jahres. Für Unternehmen ist das eine gute Nachricht, da es vielen in den vergangenen Jahren schwerer gefallen ist, ihre Auszubildenden zu finden. Bis Ende April boten in NRW Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber insgesamt 91.595 Ausbildungsplätze an – 2.747 oder 2,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Erkennbar sind am Ausbildungsmarkt deutliche regionale Unterschiede. Mit Blick auf den aktuellen Arbeitsmarkt, auf dem trotz der konjunkturellen Eintrübung die Engpässe bei Fachkräften nicht geringer werden, wirbt Roland Schüßler, Chef der Regionaldirektion NRW dafür, in allen Regionen weiter Ausbildungsplätze anzubieten. Für Unternehmen ist es der beste Weg, den benötigten Fachkräfte-Nachwuchs selbst auszubilden.

30.04.2024 | Presseinfo Nr. 13

„Die Zahl der jungen Menschen, die sich für eine Berufsausbildung interessieren, steigt wieder. Das ist eine Nachricht, über die ich mich freue“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen. „Eine Berufsausbildung eröffnet einen guten Einstieg ins Berufsleben und bietet eine gute Basis für den beruflichen Erfolg und die eigene Lebensplanung. Und umgekehrt ist die Ausbildung der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit: Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, wählt einen guten Weg!“ Schülerinnen und Schülern, die jetzt noch unentschlossen sind, rät Schüßler, sich an die Berufsberatungen der Arbeitsagenturen zu wenden: “Die heiße Phase am Ausbildungsmarkt beginnt jetzt, kurz vor dem Ende des Schuljahres. Noch sind viele Ausbildungsstellen frei, viele weitere kommen noch dazu, auch Unternehmen entscheiden sich noch kurzfristig für die Ausbildung. Es ist also noch viel möglich und die Unternehmen brauchen euch!“

Dabei ist es nicht immer einfach, den passenden Ausbildungsberuf zu finden, sagte Schüßler: „Es gibt über 350 Ausbildungsberufe, viele davon sind nicht so bekannt. Es lohnt sich deshalb immer, Informationen über Berufe einzuholen und sich beraten zu lassen. Nicht selten findet sich gerade bei Berufsbildern, die man nicht im Blick hatte, die eigentlichen Traumberufe, die man bislang vergeblich gesucht hatte. Die Berufsberatungen der Arbeitsagenturen unterstützen sehr gerne dabei, solche neuen Perspektiven zu finden, oder auch einfach, die Kenntnisse über bekanntere Berufe zu verbessern, die richtige Praktikumsstelle zum Ausprobieren zu finden – und auf jeden Fall auch bei der Bewerbung. Stichwort Bewerbung: Für sie ist es jetzt, im April, noch lange nicht zu spät! Auf die lange Bank sollte man die Bewerbung aber auch nicht mehr schieben, sondern jetzt überlegen, wie man die guten Chancen auf eine Ausbildung und die damit verbundenen attraktiven Perspektiven für den Karriereeinstiege nutzen kann!“

Regionale Passungsprobleme bleiben bestehen

Eine Herausforderung für junge Menschen wie auch für Unternehmen sind die sogenannten regionalen Passungsprobleme, sagte Schüßler weiter: „Viele freie Stellen sind dort zu finden, wo die jungen Menschen nicht sind und umgekehrt“. In NRW kommen landesweit auf 100 Ausbildungsstellen 91 Bewerberinnen und Bewerber. In Südwestfalen sind es 63 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Stellen, im Münsterland 65 Interessenten an einer dualen Berufsausbildung. Andererseits gibt es im Ruhrgebiet auf 100 Ausbildungsstellen 106 Bewerberinnen und Bewerber, im Bergischen Land kommen auf 100 Ausbildungsstellen 101 interessierte Jugendliche. In Ostwestfalen-Lippe kommen auf 100 Ausbildungsangebote 93 Bewerberinnen und Bewerber, im Rheinland sind es 94 junge Menschen mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung.

Mit dem Mobilitätszuschuss, den die Bundesregierung zum 1. April eingeführt hat, sollen mehr junge Menschen dafür gewonnen werden, regional mobiler zu werden oder sogar überregional einen Ausbildungsplatz zu suchen. „Der Mobilitätszuschuss ist sicher ein wichtiger Fortschritt“, sagte Schüßler, der aber auch die Unternehmen mit am Zug sieht: „Der Zuschuss ist aber auch nur ein Hebel, um die regionalen Passungsprobleme zu lösen und Jugendliche zu Fachkräften auszubilden. Wir sprechen dabei über zum Teil sehr junge Menschen, für die die Sicherheit ihrer gewohnten Umgebung und ihres Elternhauses wichtig ist. Auch wenn diese Schülerinnen und Schüler vielleicht noch nicht für eine Ausbildung den Lebensmittelpunkt verändern können – für Ausbilderinnen und Ausbilder sind sie interessant. Es sind die Jugendlichen, die sie am Wohnort abholen können und die für als Nachwuchsfachkräfte schon in naher Zukunft für den Erfolg und das Fortbestehen des Unternehmens stehen können. Es lohnt sich, in sie zu investieren!“

Ausbildung wichtig für beide Seiten

Schüßler ist überzeugt, dass es wichtig ist, „dass alle jungen Menschen, die sich für eine berufliche Ausbildung interessieren, auch die Chance dazu erhalten. Unabhängig davon, wo ihr Elternhaus steht. Denn jede oder jeder Einzelne kann uns morgen als Fachkraft fehlen.“ Der Wandel am Ausbildungsmarkt mache letztlich vor keiner Region halt: „Der demografische Trend ist auch in Regionen wie dem Ruhrgebiet deutlich und wird auch zu einem Bewerbermarkt führen. Umso mehr lohnt es sich für die Unternehmen, womöglich auch zusätzliche Ausbildungsplätze anzubieten und sich auf diese Weise die eigenen Fachkräfte der Zukunft zu sichern.“

Eine Lösung für Unternehmen und Betriebe, die bislang erfolglos Auszubildende gesucht haben, kann es auch sein, scheinbar schwächeren Jugendlichen eine Chance zu bieten, die mit ihrer Bewerbung zunächst nicht überzeugen können: „Die Agenturen für Arbeit unterstützen zum Beispiel Ausbilderinnen und Ausbilder, indem sie die Jugendlichen fördern. Wir haben erfolgreiche Angebote wie die Assistierte Ausbildung, die von der Nachhilfe für Azubis bis hin zu einem begleitenden Coaching die jungen Menschen und auch die Betriebe unterstützen. Wir freuen uns über jedes Unternehmen, das diesen Weg gehen möchte und auf die Agenturen für Arbeit zukommt, um sich über die Möglichkeiten beraten zu lassen.“

Der Ausbildungsmarkt ist aktuell noch stark in Bewegung. Aus Erfahrung, sagte der Ausbildungsmarktexperte, könne sich noch viel verändern. „Klar ist aber, die Berufsausbildung bleibt eine wesentliche Stellschraube, um Fachkräfte im Inland zu sichern. Das gilt auch jetzt, in einer Phase konjunktureller Schwäche. Und sobald der konjunkturelle Trend wieder aufwärts geht, wird gutes Personal in noch größerem Umfang gebraucht. Wer jetzt nicht ausbildet, läuft Gefahr, es dann noch schwerer zu finden.“

Der Ausbildungsmarkt im April 2024 in Zahlen

Das aktuelle Vermittlungsjahr ist im Oktober 2023 gestartet und endet im September. Die Bilanz am Ausbildungsmarkt wird dann im Oktober gezogen.

Bis Ende April meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit in NRW 92.402 Berufsausbildungsstellen, darunter 91.595 betriebliche. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bis Ende April 3,2 Prozent oder 3.026 Stellen weniger gemeldet.

Gleichzeitig hat die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Mit 83.083 Bewerberinnen und Bewerbern meldeten sich bei den Arbeitsagenturen 1.534 junge Menschen oder 1,9 Prozent mehr als im selben Zeitraum vor zwölf Monaten. Rechnerisch kamen damit Ende April landesweit auf hundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 91 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 86.

Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im April noch 55.220 unbesetzt. Das waren 4.370 oder 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unversorgter junger Menschen nahm hingegen leicht zu – um 2.023 Personen oder 5,0 Prozent auf derzeit 42.184 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr noch eine Ausbildung antreten wollen. Rechnerisch kamen auf hundert unbesetzte Ausbildungsstellen 76 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber.

Weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildung, jedoch bereits mit einer konkreten alternativen Vorstellung, falls es mit der Ausbildung nicht klappt, waren im April 8.964 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, aber weiterhin suchen, liegt damit bei 51.148 jungen Leuten.

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern ist, wie schon im vergangenen Jahr, die Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement. 5.113 Bewerberinnen und Bewerber gaben diesen Beruf als ihre erste Wahl an.

Die Top 10 der von Bewerberinnen und Bewerber genannten Berufe unterscheidet sich nur wenig von der des Vorjahres. Die Ausbildung zur Fachinformatikerin bzw. Fachinformatiker ist in der Beliebtheit um einen Rang gestiegen, 2.565 Bewerberinnen und Bewerber sind 362 mehr als vor einem Jahr.

Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen

Im Vergleich zum Vorjahr legte der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel um 733 Stellenangebote zu und ist in der Beliebtheit um einen Rang auf Platz 1 gestiegen.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Regionale Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW zeigten sich auch im April des aktuellen Vermittlungsjahres 2023/2024. Am deutlichsten stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Rheinland – um 1.071 Personen oder 4,0 Prozent – während im Bergischen Land die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 2,8 Prozent oder 224 Personen zurückging. Gegen den Trend stieg im Münsterland als einziger Arbeitsmarktregion in NRW die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen: um 124 oder 1,1 Prozent.

Im Rheinland gab es Ende April ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich 27.855 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.071 Personen oder 4,0 Prozent mehr als im Vorjahr. 14.999 Jugendliche galten als noch unversorgt. Dem standen 18.056 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit Oktober 2023 im Rheinland 29.745 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 0,7 Prozent oder 195 weniger als vor einem Jahr.

In Ostwestfalen-Lippe gab es im Vergleich mit dem Vorjahr ein Minus bei den Ausbildungsplätzen. Seit Oktober 2023 sind hier 11.835 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – 794 oder 6,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende April noch 6.507. Diesen standen 5.151 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt sind aktuell in Ostwestfalen 10.885 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet – 280 Personen oder 2,6 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Im Münsterland wurden Ende April 11.018 Stellen angeboten, 124 oder 1,1 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Mit 7.135 jungen Menschen stieg auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber – um 266 Personen oder 3,9 Prozent. Unbesetzt waren Ende April noch 6.416 Stellen. Diesen standen 3.083 unversorgte Jugendliche gegenüber.

Im Ruhrgebiet waren im April 23.702 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 218 Personen oder 0,9 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 12.344 junge Menschen galten Ende April noch als unversorgt. Diesen standen 13.753 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet 22.753 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 750 oder 3,2 Prozent weniger.

In Südwestfalen ging im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen um 77 oder 1,3 Prozent zurück. Insgesamt meldeten sich hier 5.796 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Von diesen waren Ende April noch 2.603 Jugendliche unversorgt. Dem standen 5.861 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt waren bis Ende April in Südwestfalen 9.325 Ausbildungsstellen gemeldet worden – 955 oder 9,3 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 224 Jugendliche oder 2,8 Prozent weniger mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung. Insgesamt zeigten 7.710 Bewerberinnen und Bewerber Interesse. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm ebenfalls ab, um 456 oder 5,6 Prozent auf 7.726. Von diesen Stellen sind aktuell noch 4.627 unbesetzt.

Weitere Informationen:

Detailliertere statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt finden Sie unter https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Ausbildungsmarkt/Ausbildungsmarkt-Nav.html.

Hilfreiche Links zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten finden junge Menschen und ihre Eltern unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/content/1533753069762

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