NRW-Arbeitsmarkt: Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai

Im Mai ist die Arbeitslosigkeit in NRW zurückgegangen. Arbeitslos gemeldet waren 738.920 Menschen, das waren 4.154 Personen oder 0,6 Prozent weniger als einen Monat zuvor. Damit fiel die Bilanz der Frühjahrsmonate März bis Mai schwächer aus als im langjährigen Durchschnitt; im direkten Vergleich zum Vorjahr zeigte sich jedoch wieder etwas mehr Dynamik am NRW-Arbeitsmarkt. Gleichzeitig erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen mit 7.331.600 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen neuen Höchststand für diese Jahreszeit in NRW. Auch die Beschäftigung geflüchteter Menschen aus der Ukraine legte wieder zu.

04.06.2024 | Presseinfo Nr. 14

„Der Arbeitsmarkt in NRW hat im Zuge der Frühjahrsbelebung, im Mai und während der vergangenen Monate wieder etwas Fahrt aufgenommen, auch wenn diese deutlich eingebremst wurde von der schwachen konjunkturellen Lage in der Wirtschaft“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist durch die schwierige wirtschaftliche Lage geprägt. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die einen neuen Job suchen, bleibt die Herausforderung, dass die Unternehmen in NRW weiterhin zurückhaltend bei Neueinstellungen sind. Positiv stimmt jedoch, dass im vergangenen Monat rund 3.200 Menschen oder über neun Prozent mehr eine neue Stelle antreten konnten, als im vergangenen Jahr.“

Unternehmen stellen nach wie vor ein, sagte Schüßler weiter. „Derzeit jedoch noch auf einem niedrigeren Niveau als zum Beispiel während der Job-Boom Jahre bis 2019 oder auch nach dem Ende der Corona-Pandemie, als viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Einstellungen nachholten, die zuvor aufgeschoben worden waren.“ Die Zahl der Beschäftigten in NRW steigt stetig weiter an. Im März - das ist der aktuelle Datenstand und der erste Monat der Frühjahresbelebung, ist die Zahl der Beschäftigten auf 7.331.600 sozialversicherungspflichtig angestellte Menschen gestiegen. „Noch nie waren im März so viele Menschen in unserem Bundesland in Arbeit. Allerdings gilt auch hier: Eine positive Entwicklung, die jedoch im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren an Tempo verloren hat.“

Schwierig ist es am Arbeitsmarkt vor allem für Menschen ohne Ausbildung. „Sie haben einerseits immer noch ein deutlich höheres Risiko, ihre Beschäftigung zu verlieren. Es fällt ihnen zudem auch deutlich schwerer, einen neuen Job zu finden.“ Anders ist dies bei Menschen mit einer qualifizierten beruflichen oder akademischen Ausbildung: „Aus der täglichen Praxis kennen wir viele Beispiele von Fachkräften, die ihre Anstellung verloren haben, nach kurzer Zeit jedoch bei einem anderen Unternehmen wieder anheuern konnten.“ Das gelte, sagte Schüßler, branchenübergreifend: „Fachkräfte werden überall gesucht, besonders in den Gesundheitsberufen, viele auch im Handwerk und dem sogenannten Baunebengewerken, jedoch auch in Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe oder im Handel, die stärker als andere von der konjunkturellen Schwäche betroffen sind.“

Die Entwicklung der Integration in Arbeit von geflüchteten Menschen aus der Ukraine nannte Schüßler „ermutigend“: „Im März, das ist unser aktuellster Datenstand, waren in NRW 32.700 Ukrainerinnen und Ukrainer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind fast 23.000 mehr als zu Beginn des russischen Angriffskrieges. Von Februar auf März war der Sprung mit 1.500 Menschen, die neu eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen konnten, deutlich größer als in den Wintermonaten davor.“

Zu Beginn des Jahres hatten Jobcenter und Arbeitsagenturen den „Job-Turbo“ gestartet, sagte Schüßler: „Der kritische Faktor bei der Integration geflüchteter Menschen ist der Faktor Zeit. Eine nachhaltige Integration als Fachkraft gelingt umso besser, je früher Unternehmen den Menschen die Chance geben, sich durch die Aufnahme von Arbeit einzubringen. Deshalb ist es unser Ziel, Menschen aus der Ukraine möglichst schnell in Arbeit zu bringen. Sie sind im Schnitt gut qualifiziert. Diese Qualifikationen dürfen sie nicht durch zu lange Wartezeiten verlieren.“ Sprachförderung und berufliche Weiterqualifizierung kann dann berufsbegleitend umgesetzt werden, sagte Schüßler weiter: „Auch wenn die erste Anstellung vielleicht noch unter der Möglichkeit liegt, die sie durch ihre Qualifikationen mitbringen. Am Arbeitsplatz lernen sie schneller und pragmatischer deutsch, zudem können wir als Agenturen für Arbeit und Jobcenter, darauf kommt es an, berufsbegleitend die Vertiefung ihrer Sprachkenntnisse sowie ihre Weiterbildung am Arbeitsplatz fördern. Davon profitieren die ukrainischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, genauso aber auch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Zeit gewinnen und die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon einmal einarbeiten können.“

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Landesweit waren im Mai 738.920 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 0,6 Prozent oder 4.154 Personen weniger als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 5,6 Prozent oder 39.116 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote sank im Vormonatsvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Sie lag damit um 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahresmonat.

In der Personengruppe junger Menschen unter 25 Jahren sank die Arbeitslosigkeit am deutlichsten – 1,3 Prozent oder 802 Personen auf nun 61.062 junge Arbeitslose. Auch in allen anderen Personengruppen gab es landesweit einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Zum Beispiel bei den Männern um 0,4 Prozent oder 1.752 Personen auf 407.425 männliche Arbeitslose; bei den Frauen sank die Arbeitslosigkeit stärker, um 0,7 Prozent oder 2.402 Personen auf 331.495 arbeitslose Frauen. In der Altersklasse über 50 Jahren nahm die Zahl der Arbeitslosen um 0,2 Prozent oder 611 Personen auf 250.755 Arbeitslose ab. Die Zahl ausländischer Arbeitsloser sank um 0,6 Prozent oder 1.775 Personen auf 295.934 Menschen.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit entfiel vor allem auf den Aufgabenbereich der Agenturen für Arbeit, dem Arbeitslosengeld. Im Mai bezogen 213.743 Menschen Arbeitslosengeld. Das waren 3.273 Personen oder 1,5 Prozent weniger als vor einem Monat, aber 20.437 Menschen oder 10,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeld bzw. der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II), sank die Zahl der Arbeitslosen um 881 Personen bzw. 0,2 Prozent. Insgesamt waren bei den Jobcentern 525.177 Menschen arbeitslos gemeldet – 3,7 Prozent oder 18.679 Menschen mehr als vor einem Jahr.

Einen Rückgang gab es auch in der Unterbeschäftigung. Sie sank um 3.584 Personen oder 0,4 Prozent auf 954.609 Menschen, die landesweit als unterbeschäftigt galten. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, dem Arbeitsmarkt jedoch nicht zur Verfügung stehen und daher nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im Mai 215.689 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Im Vergleich zum Vorjahr waren in NRW im April landesweit 25.196 Personen oder 2,7 Prozent mehr unterbeschäftigt.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt in NRW weiterhin auf höchstem Niveau. Im März, dem aktuell hochgerechneten Datenstand für die Beschäftigung, waren 7.331.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 0,1 Prozent oder 7.300 Personen mehr als einen Monat zuvor. Damit waren in NRW im März 33.900 Menschen oder 0,5 Prozent mehr in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis gemeldet als vor einem Jahr.

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im März 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job bei 6.266.639 Personen und damit rund 1,1 Millionen Beschäftigte niedriger.

Ein näherer Blick auf die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeigt, dass die Beschäftigung in NRW im vergangenen Jahr rechnerisch aufgrund der Erwerbsbeteiligung von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gewachsen ist. Von November 2022 bis November 2023 (aktuelle Zahlen für Staatsangehörigkeiten) ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in NRW insgesamt um 40.645 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestiegen. Im selben Zeitraum hat sich die Zahl ausländischer Beschäftigter um 58.482 Personen auf 1.105.936 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erhöht. Im Gegenzug ist – vor allem aus demografischen Gründen – die Zahl der deutschen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW um 17.838 Personen auf 6.282.510 Beschäftigte zurückgegangen. Den größten Anteil am Wachstum haben Angehörige von Drittstaaten mit 51.320 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die übrigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stammen aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der Schweiz.

Unternehmen suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte

Im Mai waren bei den Arbeitsagenturen 137.639 offenen Stellen gemeldet. Das waren 728 oder 0,5 Prozent mehr als einen Monat zuvor. Vor zwölf Monaten waren bei den Arbeitsagenturen in NRW 10.570 oder 7,1 Prozent offene Stellen mehr gemeldet. Neu gemeldet wurden den Arbeitsagenturen im Mai 24.763 Stellen.

Der Arbeitsmarkt in NRW ist zweigeteilt: Die Unternehmen suchen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte. Die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber verfügt jedoch nur über geringe Qualifikationen.

In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im Mai 79.734 offene Stellen für Fachkräfte auf dem Niveau der dualen Berufsausbildung gemeldet. Das waren 57,9 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 195.472 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch 245 Bewerberinnen und Bewerber.

Das Angebot offener Stellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne (aktuelle) Ausbildung ist deutlich kleiner: 29.399 Stellen oder mit 21,4 Prozent nur wenig mehr als ein Fünftel aller Arbeitsangebote waren im Mai für Helfertätigkeiten ausgeschrieben, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne eine (aktuelle) Ausbildung arbeitslos gemeldet waren 422.953 Menschen. Das waren mit 57,2 Prozent mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen. Auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer kamen 1.439 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildung.

Nicht berücksichtigt wird bei der statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen, also die gesuchten Berufe und die angebotenen zueinander passen oder Angebot und Nachfrage auch in derselben Region liegen.

Ukrainische Kriegsgeflüchtete in NRW

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges im März 2022 konnten viele der nach Deutschland geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer eine Beschäftigung in NRW aufnehmen.

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren im März 2024 – dem aktuellen Datenstand für die Beschäftigung – 32.700 Ukrainerinnen und Ukrainer. Seit Beginn des Krieges stieg damit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen ukrainischen Beschäftigten um rund 22.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Innerhalb eines Monats waren das 1.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftige mit ukrainischer Staatsangehörigkeit mehr.

Insgesamt – darunter auch in geringfügiger Beschäftigung – arbeiteten in NRW 42.800 Ukrainerinnen und Ukrainer. Das waren rund 31.100 ukrainische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr als vor dem Beginn des Krieges.

Arbeitslos gemeldet waren im Mai in NRW 43.364 ukrainische Staatsangehörige.

Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Mai

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zeigte sich im Mai in NRW landesweit vergleichbar. In fast allen Regionen sank die Zahl der Arbeitslosen, in Südwestfalen als einzige Ausnahme blieb sie auf dem Niveau des Vormonats.

Im Ruhrgebiet sank innerhalb eines Monats die Zahl der Arbeitslosen um 0,9 Prozent oder 2.154 Personen auf nun 248.793 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren im Mai 7.877 Personen oder 3,3 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 9,9 Prozent – 0,2 Punkte unter dem Vormonat und 0,2 Punkte über dem Stand von vor zwölf Monaten.

Im Bergischen Land waren im Mai 667 Menschen oder 0,9 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Mit 70.333 Arbeitslosen waren zudem 1.782 Personen oder 2,6 Prozent mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte ab – auf jetzt 7,1 Prozent zu. Vor einem Jahr lag sie bei 7,0 Prozent.

Im Münsterland sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent oder 264 Personen auf 46.228 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 4.861 Personen oder 11,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 4,8 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,4 Punkte niedriger.

In Ostwestfalen-Lippe sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen im Mai um 0,4 Prozent oder 300 Personen auf 70.363 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren in Ostwestfalen 10,5 Prozent oder 6.707 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 6,1 Prozent. Vor einem Jahr lag sie um 0,6 Punkte niedriger.

Im Rheinland waren im Mai mit 256.670 Arbeitslosen 776 Personen oder 0,3 Prozent weniger arbeitslos als einen Monat zuvor. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosigkeit um 13.798 Personen oder 5,7 Prozent niedriger. Die Quote sank um 0,1 Punkte auf 7,2 Prozent. Vor zwölf Monaten betrug sie 6,9 Prozent.

In Südwestfalen blieb die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Mai annähernd stabil. Im Vergleich zum Vormonat waren statistisch sieben Personen mehr arbeitslos – insgesamt waren es 46.533 Arbeitslose. Vor einem Jahr waren 4.091 Menschen oder 9,6 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei 5,9 Prozent – 0,5 Punkte mehr als vor einem Jahr.

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