Ausbildungsmarkt in NRW im Mai: Unternehmen suchen weiterhin viele Auszubildende – es gibt aber regionale Unterschiede

Rund einen Monat vor Beginn der Sommerferien sind in NRW weiterhin viele Ausbildungsplätze frei. Als unbesetzt gelten derzeit landesweit 51.613 betriebliche Ausbildungsstellen. Gleichzeitig wächst das Interesse junger Menschen an einer Berufsausbildung. Seit Oktober haben sich insgesamt 88.788 Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen gemeldet, von diesen waren Ende Mai noch 49.026 Personen auf der Suche nach dem passenden Einstieg ins Berufsleben. Für den Fall, dass das nicht auf Anhieb gelingt, haben manche bereits eine Alternative im Blick. 

04.06.2024 | Presseinfo Nr. 15

Insgesamt nahm im Jahr 2024 die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen jedoch leicht ab. Bis Ende Mai wurden an Rhein, Ruhr und Weser insgesamt 94.938 betriebliche Ausbildungsstellen oder 3,1 Prozent weniger gemeldet als vor einem Jahr. Damit wirkt sich die für die Wirtschaft schwierige konjunkturelle Lage auch leicht am NRW-Ausbildungsmarkt aus.

„Ein kurzer Seitenblick auf den NRW-Arbeitsmarkt zeigt, warum die Wirtschaft weiterhin der Ausbildung großen Wert zumisst“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Die Unternehmen benötigen Fachkräfte. Deshalb ist, wer eine duale Berufsausbildung absolviert hat, auch in einem schwierigen Arbeitsmarkt gefragt. Die Arbeitslosigkeit von Fachkräften mit einer beruflichen Qualifikation lag in NRW zuletzt bei nur 3,4 Prozent. Am Markt wird es also eng, viele Bewerberinnen und Bewerber gibt es nicht. Deshalb setzen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die die Möglichkeit haben, nach wie vor auf die Ausbildung. So haben wir ein Plus an gemeldeten Ausbildungsangeboten im verarbeitenden Gewerbe und im Handel. Doch auch wenn es aktuell im Baugewerbe, den Freien Berufen und in der Gastronomie - im Vergleich zu den Vorjahren - noch Zurückhaltung gibt: Ausbildung ist der sicherste Weg für Unternehmen und Betriebe, Fachkräfteengpässe zu überwinden und zuverlässige qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zukunft zu finden.“ Viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt es zum Beispiel in der Energiewirtschaft mit 1.716 freien Ausbildungsangeboten, der Metallbearbeitung 1.109 Stellen, im Maschinenbau mit 1.527 Angeboten, oder auch in den Büro- und Sekretariatsberufen mit 2.179 Stellen. Den größten Anteil haben Berufe im Verkauf mit 10.315 Stellen oder die Ärzte- und Praxen mit 3.189 freien Stellen.

Regionale Unterschiede am Ausbildungsmarkt

In dem breiten Angebot sieht Schüßler eine Riesenchance für junge Menschen. „Landesweit übertrifft das Angebot an Ausbildungsstellen die Nachfrage. Wer auf Unternehmen zugeht, trifft daher in der Regel auf Interesse. Denn nicht wenige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber stehen vor der Herausforderung, überhaupt Bewerberinnen und Bewerber zu finden.“ Allerdings gibt es in NRW auch regionale Unterschiede. „Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geht in Südwestfalen deutlich zu Lasten der Ausbildungsbetriebe. Hier kommen auf 100 Ausbildungsangebote gerade einmal 64 Ausbildungsinteressierte. Im Ruhrgebiet erleben Bewerberinnen und Bewerber dagegen eine erheblich größer Konkurrenzsituation, hier bewerben sich auf 100 Ausbildungsplätze 107 Jugendliche.“

Ferien einmal anders: Berufe entdecken durch ein Praktikum

Für Jugendliche bietet ein Praktikum die Möglichkeit, Kontakt zu Ausbildungsunternehmen zu knüpfen, erste Erfahrungen in der Praxis zu sammeln und auf sich aufmerksam zu machen, sagte Schüßler. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, auf Unternehmen zuzugehen und ein Praktikum zum Beispiel während der bald beginnenden Schulferien zu vereinbaren: „Praktika sind eine Chance für beide Seiten. Bewerberinnen und Bewerber und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können sich vor einem möglichen Ausbildungsvertrag kennenlernen. Damit ist der erste Kontakt da. Für Schülerinnen und Schüler bedeuten Praktika aber vor allem, berufliche Praxis hautnah zu erleben. Auf diese Weise erfährt man auch, wie der Wunschberuf in der Praxis wirklich ist und kann ausprobieren, ob der Beruf wirklich zu einem passt.“

Eine Möglichkeit, einen Praktikumsplatz zu finden, bietet zum Beispiel die Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit. Bei den meisten der dort gemeldeten Ausbildungsberufen wird auch gleich das Angebot mitgemacht, ein Praktikum zu absolvieren. Hier lohnt es sich, das Unternehmen einfach zu kontaktieren und nachzufragen. „Ein guter Zeitpunkt dafür ist jetzt, wenige Wochen vor dem Start der Sommerferien. Ob beim großen internationalen Unternehmen oder beim kleinen Handwerksbetrieb in der Nachbarschaft, für freiwillige Praktika sind die Ferien eine gute Zeit. Auch dann, wenn erst im nächsten Jahr die Entscheidung ansteht, was nach der Schule passieren soll. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater empfehlen, sich einfach einmal zu trauen, Unternehmen zu kontaktieren und Einblicke in die Welt der Berufe zu sammeln!“

Weiterführende Informationen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten der Berufsorientierung oder worauf man unbedingt achten sollte, bietet die Link-Liste weiter unten.

Berufsberatung der Arbeitsagenturen unterstützen bei Berufswahl

Was aber, wenn man feststellt, dass der gewünschte Beruf doch nicht zu einem passt? „Das ist zwar zuerst eine Enttäuschung“, sagte der Ausbildungsmarkt-Experte weiter. „Doch es hat auch einen positiven Aspekt: Es gibt über 350 Ausbildungsberufe. Die Wahl des passenden ist nicht leicht. Deshalb lohnt es sich auch, genauer mithilfe der Berufsberatungen in den Agenturen für Arbeit darauf zu schauen. Doch auch erste Erfahrungen durch Praktika, auch wenn sie zu einer Enttäuschung geführt hat, hilft, um besser zu wissen, in welche Richtung man gehen möchte. Ein Praktikum hilft also auf jeden Fall bei der Berufswahl!“

Unterstützung bieten die Berufsberatungen der Agenturen für Arbeit: „Die direkten Kontaktmöglichkeiten zu den Berufsberatungen gibt es im Internet. Unsere Kolleginnen und Kollegen kennen sich bestens aus und unterstützen gerade jetzt, zum Beginn der heißen Phase am Ausbildungsmarkt. Da macht es nichts, wenn man noch unentschlossen ist. Oder wenn es mit dem Wunschberuf nicht geklappt hat: Oftmals gibt es in benachbarten Ausbildungsberufen ganz ähnliche Inhalte. So hat man schnell einen guten Plan B. Wichtig ist uns, dass alle jungen Erwachsenen ihre Chance für einen guten Start in ihre berufliche Zukunft erhalten. Dafür beraten wir sie.“

Der Ausbildungsmarkt im Mai 2024 in Zahlen

Das aktuelle Vermittlungsjahr ist im Oktober 2023 gestartet und endet im September. Die Bilanz am Ausbildungsmarkt wird im Oktober gezogen.

Bis Ende Mai meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit in NRW 95.803 Berufsausbildungsstellen, darunter 94.938 betriebliche. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bis Ende Mai 3,1 Prozent oder 2.987 betriebliche Stellen weniger gemeldet.

Zugleich hat die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Mit 88.788 Bewerberinnen und Bewerbern meldeten sich bei den Arbeitsagenturen 2.134 junge Menschen oder 2,5 Prozent mehr als im selben Zeitraum vor zwölf Monaten. Rechnerisch kamen damit Ende Mai landesweit auf hundert angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 94 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 88.

Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im Mai noch 51.613 unbesetzt. Das waren 4.784 oder 8,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl unversorgter junger Menschen nahm hingegen zu – um 2.150 Personen oder 5,8 Prozent auf derzeit 39.287 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr noch eine Ausbildung antreten wollen. Rechnerisch kamen auf hundert unversorgte Bewerberinnen und Bewerber landesweit 131 unbesetzte Stellen.

Weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildung, jedoch bereits mit einer konkreten alternativen Vorstellung, falls es mit der Ausbildung nicht klappt, waren im Mai 9.739 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, aber weiterhin suchen, liegt damit bei 49.026 jungen Leuten. 

Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern

Die Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement ist, wie schon im vergangenen Jahr, der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern. 5.534 Bewerberinnen und Bewerber gaben diesen Beruf als ihre erste Wahl an.

Die Top 10 der von Bewerberinnen und Bewerber genannten Berufe unterscheidet sich nur wenig von der des Vorjahres. Die Ausbildung zur Fachinformatikerin bzw. Fachinformatiker ist in der Beliebtheit um zwei Ränge gestiegen, 2.565 Bewerberinnen und Bewerber sind 439 mehr als vor einem Jahr.

Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen

Im Vergleich zum Vorjahr legte der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel um 706 Stellenangebote zu und ist damit um einen Rang auf Platz 1 gestiegen.

Der Ausbildungsmarkt in den Regionen

Regionale Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW zeigten sich auch im Mai des aktuellen Vermittlungsjahres 2023/2024. Am deutlichsten stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Rheinland – um 1.330 Personen oder 4,7 Prozent – während im Bergischen Land die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 1,0 Prozent oder 85 Personen zurückging. Gegen den Trend stieg im Münsterland als einziger Arbeitsmarktregion in NRW die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen: um 36 oder 0,3 Prozent.

Regionale Unterschiede zeigen sich auch bei den Relationen zwischen Bewerberinnen und Bewerbern und gemeldeten Berufsausbildungsstellen. In Südwestfalen kommen aktuell auf 100 gemeldete Stellen 64 Bewerberinnen und Bewerber. Im Ruhrgebiet sind es hingegen auf 100 Stellenangebote 107 ausbildungsinteressierte Jugendliche.

Im Rheinland gab es Ende Mai ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich 29.839 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.330 Personen oder 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. 14.121 Jugendliche galten als noch unversorgt. Dem standen 16.919 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit Oktober 2023 im Rheinland 31.100 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 0,5 Prozent oder 146 weniger als vor einem Jahr. Auf 100 Ausbildungsstellen kamen Ende Mai im Rheinland 96 Bewerberinnen und Bewerber.

In Ostwestfalen-Lippe gab es im Vergleich mit dem Vorjahr ein Minus bei den Ausbildungsplätzen. Seit Oktober 2023 sind hier 12.202 duale Ausbildungsstellen gemeldet worden – 821 oder 6,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Unbesetzt davon waren Ende Mai noch 5.805. Diesen standen 4.610 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt sind aktuell in Ostwestfalen 11.576 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet – 251 Personen oder 2,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Stellenangebote kamen hier 95 Bewerberinnen und Bewerber.

Im Münsterland wurden Ende Mai 11.249 Stellen angeboten, 36 oder 0,3 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Mit 7.521 jungen Menschen stieg auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber – um 253 Personen oder 3,5 Prozent. Unbesetzt waren Ende Mai noch 5.922 Stellen. Diesen standen 2.670 unversorgte Jugendliche gegenüber. Das Verhältnis liegt derzeit bei 100 Ausbildungsstellen auf 67 Bewerberinnen und Bewerbern.

Im Ruhrgebiet waren im Mai 25.381 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 438 Personen oder 1,8 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 11.656 junge Menschen galten Ende Mai noch als unversorgt. Diesen standen 13.247 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet 23.715 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 745 oder 3,0 Prozent weniger. Auf 100 Stellen kamen damit 107 Jugendliche.

In Südwestfalen ging im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen um 53 oder 0,9 Prozent zurück. Insgesamt meldeten sich hier 6.151 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Von diesen waren Ende Mai noch 2.350 Jugendliche unversorgt. Dem standen 5.511 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt waren bis Ende Mai in Südwestfalen 9.550 Ausbildungsstellen gemeldet worden – 998 oder 9,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Pro 100 Ausbildungsstellen ergab das im Mai eine Nachfrage von 64 an einer betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsstelle interessierten jungen Menschen.

Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 85 Jugendliche oder 1,0 Prozent weniger mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung. Insgesamt zeigten 8.320 Bewerberinnen und Bewerber Interesse. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm ebenfalls ab, um 574 oder 6,7 Prozent auf 7.987. Von diesen Stellen sind aktuell noch 4.209 unbesetzt. Dem stehen 3.880 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 gemeldete Ausbildungsplätze kamen 104 Bewerberinnen und Bewerber auf einen betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsplatz.

Weitere Informationen:

Detailliertere statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt finden Sie unter  https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Ausbildungsmarkt/Ausbildungsmarkt-Nav.html.

Check-U – Das Erkundungstool für Ausbildung und Studium bietet die Möglichkeit, persönlichen Stärken und Interessen zu testen und herauszufinden, welche Ausbildungen oder Studienfelder dazu passen.

Praktika:

Informationen, welche Praktika es gibt und worauf man bei Praktika achten sollte: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/zwischenzeit/praktikum-machen

Weitere Tipps und Infos zu Praktika gibt es auch bei planet-berufe.de und abi.de.

Die Handwerkskammern in Nordrhein-Westfalen informieren dich in den Lehrstellen- und Praktikumsbörsen über deine Möglichkeiten (Praktikumsinitiative).

Auch auf den Seiten der Industrie- und Handelskammern findest du dein Praktikum, deine Ausbildung oder ein duales Studium.

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