Mehr als ein Fünftel aller Bewerberinnen und Bewerber auf einen Ausbildungsplatz oder 22,4 Prozent haben einen ausländischen Pass. Von diesen 22.035 jungen Menschen stammen 16.994 Bewerberinnen und Bewerber aus einem sogenannten Drittstaat. Darunter waren 9.391 Jugendliche aus einem der Asylherkunftsländer, weitere 1.297 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz haben die ukrainische Staatsbürgerschaft.
„Im Vergleich zum Vorjahr haben sich rund 1.100 junge Menschen mehr aus einem der Asylherkunftsländer und rund 1.000 Jugendliche mehr aus der Ukraine um eine Ausbildungsstelle beworben. Rechnerisch beruht das aktuelle Plus bei den landesweit gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern zu über drei Vierteln auf diesen jungen Menschen“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit.
Über diese Entwicklung freut sich NRW-Integrationsministerin Josefine Paul:
„Nordrhein-Westfalen ist ein Einwanderungsland und wir sind ein Land, das Vielfalt lebt und gestaltet. Es ist eine äußerst positive Entwicklung für unseren Arbeitsmarkt aber natürlich auch für unsere Gesellschaft, dass immer mehr Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft und mit Fluchtgeschichte bei uns eine Ausbildung starten. Dass die Zahl der Ausbildungsinteressierten vor allem auf das wachsende Interesse zugewanderter Jugendlicher zurückgeht, zeigt, dass viele Betriebe gerade im Bereich der Integration Verantwortung übernehmen und jungen Menschen Chancen bieten. Gleichzeitig ist das in Zeiten eines akuten Fachkräftemangels eine Investition in die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes und der sozialen Infrastruktur. Die Bundesagentur für Arbeitet leistet hier eine wertvolle Arbeit in der Vermittlung und für die Integration in Nordrhein-Westfalen. Wir werden diesen Schwung für die gestartete Fachkräfteoffensive der Landesregierung weiter nutzen. Ein schneller Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht den jungen Menschen gesellschaftliche Teilhabe und Integration und leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Gewinnung dringend benötigter Arbeits- und Fachkräfte."
Gute Berufsorientierung wichtig für den Berufseinstieg
„Dass der Ausbildungsmarkt in NRW auch im Endspurt noch viele gute Chancen für Bewerberinnen und Bewerber bereit hält, ist eine gute Nachricht für alle jungen Menschen, die in diesem Jahr als Ticket in ihre Zukunft noch eine Ausbildung beginnen möchten“, sagte Ausbildungsmarktexperte Schüßler weiter. „Mein Tipp für alle, die diese Chance auch bestmöglich nutzen möchten ist, jetzt schnell Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufzunehmen. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater haben viele gute Ideen, unterstützen mit ihren Hintergrundkenntnissen und ihrem Wissen um den lokalen Ausbildungsmarkt und freuen sich, wenn sie junge Menschen dabei unterstützen können, herauszufinden, welche Berufe zu ihren Talenten und Interessen passen könnten und die richtige freie Stelle dazu zu finden.“
Schüßler betonte weiter, dass eine gute Berufsorientierung und Beratung das A und O für alle jungen Menschen ist: „Über 340 Ausbildungsberufe halten die Unternehmen bereit. Die kann man gar nicht alle kennen. Umso wichtiger ist die gute Beratung, die dabei unterstützt, auch Berufe in den Blick zu nehmen, die nicht in den sozialen Medien vorkommen oder die auch die eigenen Eltern als wichtige Ratgeber vielleicht nur vom Hörensagen kennen.“ Dazu gehört auch, auf das Angebot vor Ort einzugehen: „Wichtig ist es, sich über die eigenen Interessen, das eigene Talent und über die eigene Motivation klar zu sein. Dann gibt es in der Regel mehrere Berufe, in denen ich mich erfolgreich und mit tollen Entwicklungsperspektiven einbringen kann. Das alles herauszufinden helfen die Berufsberatungen der Agenturen für Arbeit.“
Viele Möglichkeiten bieten die Arbeitsagenturen auch schon online. So zum Beispiel „Check-U das Erkundungstool für Ausbildung und Studium“, mit denen man seine persönlichen Interessen und Stärken testen kann. Außerdem lassen sich online Termine mit der Berufsberatung machen – am besten schon heute! Doch geht es auch eher traditionell: Wer gerne telefonisch oder via E-Mail den Kontakt sucht, wird hier fündig, um persönliche Beratungstermine mit den Berufsberatungen der Agenturen für Arbeit zu vereinbaren.
Während der Sommerferien veranstalten die Agenturen für Arbeit in NRW den „Sommer der Berufsausbildung“. Unter diesem Titel gibt es viele Informationen und Beratungsangebote für junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchen oder sich auch erst einmal in der Welt der Berufe orientieren wollen. Auf den Internetseiten der Regionaldirektion NRW gibt es Informationen und einen Überblick zum Sommer der Berufsausbildung.
Der Ausbildungsmarkt im Juli 2024 in Zahlen
Bis Ende Juli meldeten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei den Agenturen für Arbeit in NRW insgesamt 101.170 Berufsausbildungsstellen, davon waren 100.186 betriebliche Ausbildungsangebote. Im Vergleich zum Vorjahr wurden bis Ende Juli 3,5 Prozent oder 3.604 betriebliche Stellen weniger gemeldet.
Zugelegt hat hingegen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Mit 98.576 Bewerberinnen und Bewerbern meldeten sich bei den Arbeitsagenturen bis Ende Juli 2.649 junge Menschen oder 2,8 Prozent mehr als im selben Zeitraum vor zwölf Monaten. Rechnerisch kamen damit Ende Juli landesweit auf 100 angebotene betriebliche Ausbildungsstellen 98 Bewerberinnen und Bewerber. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 92.
Allerdings unterschieden sich die regionalen Ausbildungsmärkte untereinander. So kamen im Juli in Südwestfalen auf 100 Ausbildungsstellen 67 an einer betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsstelle interessierten junge Menschen. Deutlich eingeschränkter ist die Auswahl an Ausbildungsplätzen im Ruhrgebiet – hier auf 100 bei den Arbeitsagenturen gemeldete Stellen kamen 112 Bewerberinnen und Bewerber. Wie sehr sich Angebot und Nachfrage zwischen den Arbeitsmarktregionen unterscheiden können – teils auch innerhalb eines einzelnen Berufsbildes, zeigt deutlich der soeben veröffentlichte NRW-Ausbildungsatlas der Regionaldirektion NRW in 62 Landkarten auf, die die unterschiedliche Situation der Berufsgruppen am Ausbildungsmarkt in NRW darstellen.
Von den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen waren im Juli noch 40.241 unbesetzt – 4.708 oder 10,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl noch unversorgter junger Menschen nahm hingegen zu – im Vergleich zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Im Juli vor zwölf Monaten waren 2.485 Personen oder 10,0 Prozent weniger unversorgt. In absoluten Zahlen sind es derzeit 27.299 Bewerberinnen und Bewerber, die in diesem Jahr noch eine Ausbildung antreten wollen und noch keine Alternative haben. Rechnerisch kamen auf 100 unbesetzte Stellen landesweit 68 unversorgte Jugendliche.
Weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildung, jedoch bereits mit einer konkreten alternativen Vorstellung, falls es mit der Ausbildung nicht klappt, waren im Juli 10.605 Jugendliche. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, aber weiterhin suchen, liegt damit bei 37.904 jungen Leuten.
Bewerberinnen und Bewerber sowie Azubis aus dem Ausland
Mehr als ein Fünftel aller Bewerberinnen oder Bewerber auf einen Ausbildungsplatz in NRW – 22,4 Prozent oder 22.035 junge Menschen – haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Dabei nimmt die Zahl ausländischer Bewerberinnen und Bewerbern weiter zu, allein im Vergleich zum letzten Jahr um 14,1 Prozent oder 2.727 Jugendliche. Das Plus von 2.649 Bewerberinnen und Bewerben am NRW Ausbildungsmarkt geht damit allein auf das wachsende Interesse ausländischer Jugendlicher zurück. Denn – obzwar nur geringfügig – ging die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber mit einer deutschen Staatsangehörigkeit im selben Zeitraum um 0,1 Prozent oder 79 Personen auf 76.540 junge Menschen zurück.
Aus einem Drittstaat stammen 16.994 Bewerberinnen und Bewerber auf eine Berufsausbildung. Von diesen kommen knapp über die Hälfte oder 9.391 Personen aus einem der Asylherkunftsländer. Außerdem finden sich bei den Ausbildungsinteressierten 1.297 junge Menschen aus der Ukraine. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gruppe junger Menschen aus Asylherkunftsländern um 1.079 Personen oder 13,0 Prozent, die aus der Ukraine um 1.005 Personen angewachsen (2023 gab es nur 292 ukrainische Bewerberinnen und Bewerber). Damit geht das Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern im Ausbildungsvermittlungsjahr 2023/2024 zu 78,7 Prozent auf diese beiden Gruppen zurück, die auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Deutschland gekommen sind.
Dasselbe Bild zeigt sich, wenn man einen Blick auf die jungen Menschen wirft, die bereits in Ausbildung sind. Im Dezember 2023 gab es in NRW 365.160 Menschen, die einer sozialversicherungspflichtigen Ausbildung nachgingen. Die Zahl der Azubi ohne deutschen Pass belief sich dabei auf 47.970 Auszubildende. Das waren 6.870 junge Menschen oder 16,7 Prozent mehr als fünf Jahre zuvor, im Dezember 2018. Im selben Zeitraum von Dezember 2018 bis Dezember 2023 nahm die Zahl der Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit um 2,0 Prozent oder 6.520 Azubis ab.
Top 10 der beliebtesten Berufe bei Schülerinnen und Schülern
Die Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Büromanagement ist weiterhin der beliebteste duale Ausbildungsberuf bei Bewerberinnen und Bewerbern. 6.310 junge Leute gaben diesen Beruf als ihren wichtigsten Ausbildungswunsch an.
Die Top 10 der von Bewerberinnen und Bewerber genannten Berufe unterscheidet sich nur wenig von der des Vorjahres. Die Ausbildung zu Kfz-Mechatronikern ist um einen Rang gestiegen, 5.110 Bewerberinnen und Bewerber sind 603 mehr als vor einem Jahr. Ebenfalls um einen Rang ist die Ausbildung von Fachinformatikerinnen bzw. Fachinformatikern in der Beliebtheit gestiegen, 3.005 Bewerberinnen und Bewerber sind 429 mehr als vor einem Jahr.
Top 10 der angebotenen Ausbildungsstellen
Bei den angebotenen Stellen legte im Vergleich zum Vorjahr der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel um 607 Stellenangebote zu und nimmt damit wieder wie im Vorjahr Rang 1 ein.
Der Ausbildungsmarkt in den Regionen
Regionale Unterschiede am Ausbildungsmarkt in NRW zeigten sich auch im Juli des aktuellen Vermittlungsjahres 2023/2024. Den deutlichsten Anstieg bei den Bewerberinnen und Bewerbern gab es im Rheinland – um 1.515 Personen oder 4,8 Prozent – während in Südwestfalen die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 1,6 Prozent oder 110 Personen zurückging. Bei den angebotenen Ausbildungsplätzen gab es den geringsten Rückgang mit 1,0 Prozent oder 121 angebotenen Ausbildungsplätzen im Münsterland.
In Südwestfalen ging die Zahl der an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen im Vergleich zum Vorjahr um 110 oder 1,6 Prozent zurück. Insgesamt meldeten sich hier 6.664 junge Bewerberinnen und Bewerber bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern. Von diesen waren Ende Juli noch 1.392 Jugendliche unversorgt. Dem standen 4.477 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt waren bis Ende Juli in Südwestfalen 10.968 Ausbildungsstellen gemeldet worden – 1.030 oder 9,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Pro 100 Ausbildungsstellen ergab das im Juli eine Nachfrage von 67 an einer betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsstelle interessierten jungen Menschen.
Im Bergischen Land meldeten sich im Vergleich zum Vorjahr 52 Jugendliche oder 0,6 Prozent mehr mit Interesse an einer dualen Berufsausbildung. Insgesamt zeigten 9.319 Bewerberinnen und Bewerber Interesse. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm hingegen ab, um 634 oder 7,0 Prozent auf 9.057. Von diesen Stellen sind aktuell noch 3.372 unbesetzt. Dem stehen 2.843 unversorgte Jugendliche gegenüber. Auf 100 gemeldete Ausbildungsplätze kamen 111 Bewerberinnen und Bewerber auf einen betrieblichen oder außerbetrieblichen Ausbildungsplatz.
Im Ruhrgebiet waren im Juli 28.308 Bewerberinnen und Bewerbern und damit 631 Personen oder 2,3 Prozent mehr gemeldet als vor einem Jahr. 8.227 junge Menschen galten als unversorgt. Diesen standen 10.109 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Insgesamt wurden im Ruhrgebiet 25.306 Stellen angeboten. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 661 oder 2,5 Prozent weniger. Auf 100 Stellen kamen damit 112 Jugendliche.
In Ostwestfalen-Lippe gab es im Vergleich mit dem Vorjahr ein Minus von 969 Ausbildungsplätzen oder 7,0 Prozent. Seit Oktober 2023 sind hier 12.801 Ausbildungsstellen gemeldet worden. Unbesetzt davon waren Ende Juli noch 4.245. Diesen standen 3.191 unversorgte Jugendliche gegenüber. Insgesamt sind aktuell in Ostwestfalen 12.854 Jugendliche bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet – 319 Personen oder 2,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf 100 Stellenangebote kamen hier 101 Bewerberinnen und Bewerber.
Im Rheinland gab es Ende Juli ein Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern. Hier meldeten sich 33.214 junge Menschen mit Interesse an einem Ausbildungsplatz, 1.515 Personen oder 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr. 10.075 Jugendliche galten noch als unversorgt. Dem standen 13.354 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Insgesamt sind seit Oktober 2023 im Rheinland 32.990 duale Ausbildungsplätze angeboten worden – 1,6 Prozent oder 536 weniger als vor einem Jahr. Auf 100 Ausbildungsstellen kamen Ende Juli im Rheinland 100 Bewerberinnen und Bewerber.
Im Münsterland wurden bis zur Jahresmitte 11.712 Stellen angeboten, 121 oder 1,0 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr. Mit 8.217 jungen Menschen stieg gleichzeitig die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber – um 242 Personen oder 3,0 Prozent. Unbesetzt waren Ende Juli noch 4.684 Stellen. Diesen standen 1.571 noch unversorgte Jugendliche gegenüber. Das Verhältnis liegt derzeit bei 70 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Ausbildungsstellen.
Weitere Informationen:
Detailliertere statistische Daten und Grafiken zum Ausbildungsmarkt finden Sie unter https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Fachstatistiken/Ausbildungsmarkt/Ausbildungsmarkt-Nav.html.
Check-U – Das Erkundungstool für Ausbildung und Studium bietet die Möglichkeit, persönlichen Stärken und Interessen zu testen und herauszufinden, welche Ausbildungen oder Studienfelder dazu passen.
Ausbildungsatlas NRW: 62 Landkarten zeigen Chancen am NRW-Ausbildungsmarkt.
Praktika:
Informationen, welche Praktika es gibt und worauf man bei Praktika achten sollte: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/zwischenzeit/praktikum-machen
Weitere Tipps und Infos zu Praktika gibt es auch bei planet-berufe.de und abi.de
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