„Die schwache wirtschaftliche Entwicklung hat auch den Arbeitsmarkt in NRW erfasst. Aktuell liegt die Arbeitslosigkeit um rund 5,5 Prozent oder fast 39.000 Frauen und Männer über dem Vorjahresniveau. Gleichzeitig bleibt aber auch noch Raum für positive Nachrichten: Ende November blicken wir auf eine deutlich stärkere Herbstbelebung am NRW-Arbeitsmarkt zurück als in den beiden vorhergehenden Jahren“, sagte Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „In den vergangenen drei Monaten konnten rund 9.000 Menschen mehr ihre Arbeitslosigkeit beenden als im jeweils selben Zeitraum in den Jahren 2022 und 2023. Insgesamt waren das in den vergangenen drei Monaten rund 25.500 Personen.“
Auch die Anzahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer legte in NRW noch einmal zu - im September auf den neuen Rekordwert von hochgerechnet 7.419.800 Millionen sozialversicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. „Bei den vielen derzeit schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft und vom Arbeitsmarkt sollten uns solche positiven Meldungen nicht verloren gehen. Aber auch hier sehen wir, dass der Zuwachs auf weiter wachsende Sektoren, wie dem Gesundheitswesen, zurückgeht. Im verarbeitenden Gewerbe gab es im Vergleich zum Vorjahr hingegen einen Rückgang von rund 17.500 Beschäftigten oder 1,3 Prozent.“ Insgesamt arbeiteten laut der aktuellen Hochrechnung im September 1.312.700 Menschen im verarbeitenden Gewerbe in NRW.
Mit Blick auf den Stellenmarkt sagte der Arbeitsmarktexperte: „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber stellen schon seit Monaten deutlich weniger ein. Das betrifft die Besetzung von ausgeschriebenen Stellen, wie auch die Einrichtung neuer. Das ist die größte Herausforderung für Menschen, die arbeitslos werden. Auch in diesem Monat wurden bei den Arbeitsagenturen nur 22.000 neue Stellen gemeldet - für einen November eine rekordverdächtige geringe Zahl.“
Industrie in NRW kündigt Personalabbau an
„Diese Zurückhaltung bei den Neueinstellungen prägt derzeit den aktuellen Arbeitsmarkt in NRW“, sagte Schüßler weiter. “Doch dass Entlassungen im größeren Umfang bislang nicht der Grund für eine im Jahresvergleich steigende Arbeitslosigkeit sind, ändert nichts daran, dass der jetzt bei Ford und Thyssenkrupp angekündigt Stellenabbau eine bedrückende Nachricht für NRW ist.“ Am Montag (25.11.2024) hatte Thyssenkrupp erklärt, 5.000 Stellen abbauen, weitere 6.000 ausgliedern zu wollen. Dazu gehört auch eine Werksschließung im Siegerland. „Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bangen jetzt um ihre Jobs und befürchten, in der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt keine Anschlussperspektiven zu finden.“ In dieser Situation sind die Agenturen für Arbeit zuverlässiger Ansprechpartner. „Das ist mir wichtig, zu betonen“, sagte Schüßler. Der Stellenabbau soll zwar jeweils auf mehrere Jahre gestreckt werden: „Für uns ist es als Agenturen für Arbeit wichtig, für die Menschen schon frühzeitig da zu sein.“ Der Arbeitsmarktexperte sieht für viele der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gute alternative Perspektiven. „Der Arbeitsmarkt ist für sie als gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor tragfähig. Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes sind Fachkräfte in NRW weiter gefragt. Wir bieten den Menschen jetzt schnelle und unkomplizierte Unterstützung an, Information, Beratung oder sogar schon den Einstieg zum Beispiel in eine Weiterbildung. Ziel ist es, die gegebenen Chancen auch erfolgreich für sich zu nutzen.“
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
747.545 Menschen waren im November in NRW arbeitslos gemeldet. Das waren 5.558 Personen oder 0,7 Prozent weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen um 5,5 Prozent oder 38.957 Personen. Die Arbeitslosenquote blieb auf dem Niveau des Vormonats von 7,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 7,2 Prozent.
Am stärksten sank die Arbeitslosigkeit bei den jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern unter 25 Jahren. Im November waren 63.901 junge Menschen arbeitslos gemeldet - 1,7 Prozent oder 1.109 Personen weniger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 5.686 Personen oder 9,8 Prozent.
Bei den Kundinnen und Kunden der Agenturen für Arbeit und den Jobcentern sank die Arbeitslosigkeit annährend gleich stark. 219.555 Menschen bezogen im November von einer der Arbeitsagenturen Arbeitslosengeld. Das waren 1.798 Personen oder 0,8 Prozent weniger als vor einem Monat und 20.072 Menschen oder 10,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Aufgabenbereich der Jobcenter, dem Bürgergeld, sank die Zahl der Arbeitslosen mit einem Minus von 0,7 Prozent oder 3.760 Personen. Insgesamt waren bei den Jobcentern im aktuellen Monat 527.990 Menschen arbeitslos gemeldet, das waren 3,7 Prozent oder 18.885 Personen mehr als vor einem Jahr.
Auch die Zahl der unterbeschäftigten Menschen sank im Vergleich zum Vormonat. Der Rückgang fiel mit 0,4 Prozent oder 3.589 Personen weniger deutlich aus als in der Arbeitslosigkeit. Landesweit galten 949.998 Menschen als unterbeschäftigt. Vor einem Jahr waren es 19.091 Personen oder 2,1 Prozent weniger. Die Unterbeschäftigung setzt sich zusammen aus der Zahl der Menschen, die arbeitslos gemeldet sind und denjenigen, die Arbeitslosengeld oder Bürgergeld erhalten, jedoch dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen und deshalb nicht als arbeitslos gelten. Das kann zum Beispiel sein, wenn sie an einer abschlussorientierten Fördermaßnahme teilnehmen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten im November 202.453 Personen.
Neuer Rekord bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung
Einen Rekordwert hat die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im September erreicht, dem aktuellen Datenstand. Noch nie waren in NRW mehr als 7,4 Millionen Menschen beschäftigt. Im September waren es nun 7.419.800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das waren 37.500 Menschen oder 0,5 Prozent mehr als vor einem Monat und 43.300 Personen oder 0,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im September 2014, lag die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem sozialversicherungspflichtigen Job noch rund eine Millionen Beschäftigte niedriger.
Allerdings legt die Beschäftigung von Monat zu Monat nicht mehr so deutlich zu, wie in den vergangenen zehn Jahren. Das geht vor allem auf das verarbeitende Gewerbe zurück, wo Stellen abgebaut wurden. Im Vergleich zum Vorjahr arbeiten laut Hochrechnung in den Industriebetrieben im September 17.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oder 1,3 Prozent weniger. Dabei ging die Zahl der Beschäftigten in der Metall-, Elektro-, und Stahlindustrie um 12.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, in der Kunststoffindustrie um 7.100 Personen oder 2,6 Prozent.
Unternehmen suchen qualifizierte Arbeitskräfte
Im November waren bei den Arbeitsagenturen 132.843 offene Stellen gemeldet. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen sank damit im Vergleich zum Vormonat um 3.641 oder 2,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gab es ebenfalls ein Minus: Damals waren bei den Arbeitsagenturen in NRW 9.665 oder 6,8 Prozent offene Stellen mehr gemeldet.
Der maßgebliche Grund für diesen Rückgang lag auf der Zugangsseite: Mit 21.970 Stellen wurden im Vergleich zum Vormonat bei den Arbeitsagenturen 3.146 oder 12,5 Prozent weniger neu gemeldet, das waren 4,3 Prozent oder 998 weniger als vor einem Jahr.
Auch wenn die Zahl der neu gemeldeten Stellen sich auf einem niedrigeren Niveau befindet und viele Einstellungsprozesse derzeit eingefroren sind, bleibt ein sogenanntes „qualifikatorisches Mismatch“. Der Arbeitsmarkt in NRW ist zweigeteilt. Während die Unternehmen vor allem qualifizierte Arbeitskräfte suchen, verfügt die Mehrzahl der arbeitslosen Bewerberinnen und Bewerber nicht über die gefragten Qualifikationen.
In den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern waren im November 77.278 offene Stellen für Fachkräfte mit einer Berufsausbildung gemeldet. Das entsprach 58,2 Prozent aller angezeigten offenen Stellen. Diesen standen 197.791 arbeitslose Fachkräfte gegenüber. Auf 100 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung kamen damit rein statistisch 256 Bewerberinnen und Bewerber.
Das Angebot offener Stellen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne eine (aktuelle) Ausbildung ist deutlich kleiner. Mit 29.419 Stellen oder 22,1 Prozent aller angebotenen Stellen sind nur wenig mehr als ein Fünftel der Stellen Helfertätigkeiten, richten sich also an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ohne aktuelle Qualifikation. Gleichzeitig waren 423.272 an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet. Mit 56,6 Prozent waren dies mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen. Auf 100 offene Stellen für Helferinnen und Helfer kamen 1.438 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildung.
Nicht berücksichtigt wird bei dieser statistischen Betrachtung, ob Angebot und Nachfrage auch räumlich und inhaltlich zueinander passen.
Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im November
Den größten Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es im November in Ostwestfalen-Lippe. Hier sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent oder 635 Personen auf 69.872 arbeitslos gemeldete Menschen. Das waren 4.518 Personen oder 6,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Punkte auf 6,0 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote 0,3 Punkte niedriger.
Im Ruhrgebiet sank innerhalb eines Monats die Zahl der Arbeitslosen um 0,8 Prozent oder 2.059 Personen auf nun 252.333 arbeitslos gemeldete Menschen. Damit waren im November 8.586 Personen oder 3,5 Prozent mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 10,1 Prozent - 0,1 Punkte niedriger als im Vormonat und 0,3 Punkte über dem Stand von vor zwölf Monaten.
Im Münsterland sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Männer und Frauen im November um 0,8 Prozent oder 387 Personen auf 47.144 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren hier 8,3 Prozent oder 3.615 Menschen weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote blieb auf dem Vormonatsniveau von 4,9 Prozent. Sie lag damit um 0,3 Punkte höher als im Vorjahr.
Im Rheinland sank die Arbeitslosigkeit im Monatsvergleich um 0,7 Prozent oder 1.939 Personen auf 259.017 Arbeitslose. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosigkeit um 14.824 Personen oder 6,1 Prozent niedriger. Die Quote blieb auf 7,3 Prozent. Vor zwölf Monaten betrug sie 6,9 Prozent.
Im Bergischen Land waren im November 473 Menschen oder 0,7 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Mit 71.556 Arbeitslosen waren 3.496 Personen oder 5,1 Prozent mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote hielt das Niveau von 7,2 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 6,9 Prozent.
In Südwestfalen ging die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen um 0,1 Prozent oder 65 Personen zurück. Insgesamt galten 47.623 Personen als arbeitslos. Vor einem Jahr waren 3.918 Menschen oder 9,0 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag wie vor einem Monat bei 6,1 Prozent, 0,5 Punkte über dem Vorjahr.
Weitere Informationen:
Weitere Zahlen, Daten und Fakten zum NRW Arbeitsmarkt lesen Sie hier.
Folgen Sie uns auf der Plattform X: @BA_NRW