Den Agenturen für Arbeit wurden für den Ausbildungsstart im Herbst 2022 im Land Bremen 5.689 freie Stellen gemeldet, 3,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zugleich ließen sich 4.709 Jugendliche als Bewerberin bzw. Bewerber registrieren, noch einmal 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Schere geht rasant auseinander, noch vor 5 Jahren waren Angebot und Nachfrage etwa gleich groß. Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit erklärt die Entwicklung so: „Schon in den Jahren vor Corona sank die Bewerber-Zahl kontinuierlich, Gründe waren vor allem die demografische Entwicklung und die hohe Studierneigung. Die Folgen von Corona machen dem Ausbildungsmarkt zusätzlich zu schaffen. Weniger Berufsorientierung und ausgefallene Praktika, kombiniert mit wirtschaftlichen Unsicherheiten, führen dazu, dass immer mehr Jugendliche lieber weiter zur Schule gehen, als eine Ausbildung zu beginnen.“
Von allen Bewerberinnen und Bewerbern waren im September nur noch 262 ohne Ausbildungsplatz. Weitere 541 hatten sich (auch) für eine Ausbildung interessiert, haben sich aber zwischenzeitlich für eine Alternative entschieden. Sie besuchen etwa eine weiterführende Schule, machen ein freiwilliges Jahr oder gehen ins Ausland als Au Pair oder per Work & Travel.
Die Agenturen für Arbeit kümmern sich gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern weiterhin darum, Jugendliche und Betriebe zusammen zu bringen, ein Ausbildungsbeginn ist immer noch möglich.
Arbeitsmarktexperte Pfeiffer sieht eine große Chance darin, auch jungen Menschen eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht als optimale Kandidaten erscheinen: „Es gibt viele Möglichkeiten, um beispielweise Weise Jugendliche mit schulischen Defiziten, noch nicht ausreichenden Deutschkenntnissen oder einer Behinderung so zu unterstützen, dass der Ausbildungsabschluss doch gelingt. Dafür bieten die Agenturen für Arbeit vielfältige Fördermöglichkeiten wie Nachhilfeunterricht oder eine sozialpädagogische Betreuung.“ Betriebe können sich vom Arbeitgeber-Service beraten lassen und individuelle Lösungen entwickeln.
In diesem Jahr war es vor allem für Betriebe mit Ausbildungsstellen im Verkauf von Lebensmitteln, in der Lebensmittelherstellung, in der Gastronomie, im Handel, in der Hotellerie, bei Köchen und bei Versicherungen/Finanzdienstleistungen extrem schwer, Auszubildende zu finden. Aber auch in stärker nachgefragten Bereichen wie Arzt- und Praxishilfe, Büro und Sekretariat, in der Fahrzeug-Luft-Raumfahrt-Schiffbautechnik sowie in der Holzverarbeitung liegen Angebot und Nachfrage inzwischen oftmals so eng beieinander, dass es schwierig ist, passende Nachwuchskräfte zu finden.
Eine prägende Rolle spielen inzwischen geflüchtete Jugendliche. 584 Bewerberinnen und Bewerber in Bremen haben einen Fluchthintergrund, stammen z.B. aus Syrien, dem Irak und anderen Asylherkunftsländern, das ist mehr als jeder Zehnte. Und künftig kommen noch junge Leute aus der Ukraine hinzu. „Ohne geflüchtete Jugendliche wäre die Bewerberlücke auf dem Ausbildungsmarkt noch erheblich größer. Diese jungen Menschen in Betriebe zu integrieren, kann – inkl. Förderungen bei Bedarf – zur Win-Win-Situation für alle Beteiligten werden“, betont Pfeiffer.
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