Chancen für Frauen am Arbeitsmarkt besser denn je – mit Einschränkungen

Pfeiffer: "Damit Frauen ihre beruflichen Chancen ergreifen können, sollten auch Männer ihren Beitrag leisten"

 

Höchststände bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und Betriebe, die gerade im Frühjahr wieder vermehrt freie Arbeitsstellen melden: Eigentlich sollten die Chancen für arbeitssuchende Frauen auf dem Arbeitsmarkt so gut sein wie nie zuvor.

07.03.2023 | Presseinfo Nr. 9

Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit, betont: "Frauen sind ein ganz wichtiges Potential im Kampf gegen den Fachkräftemangel – wir müssen noch mehr Frauen motivieren, überhaupt oder in größerem Umfang zu arbeiten. Aber da müssen wir alle noch stärker umdenken, denn es gibt immer noch Hürden."

Die Entwicklung der letzten Jahre stimmt grundsätzlich positiv: Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen stieg in Niedersachsen von 2018 bis 2022 um 6% Prozent – damit stieg sie stärker als die Beschäftigung von Männern, die um 4,5% Prozent zunahm (Bremen: 4,5% Steigerung bei Frauen und bzw. 2,9% bei Männern).

Dennoch sind Frauen im Vergleich zu Männern noch immer erheblich weniger am Arbeitsmarkt aktiv als Männer: In 2022 nahmen in Niedersachsen 58% der erwerbsfähigen Frauen aktiv am Arbeitsmarkt teil (Männer 66%) und in Bremen 53% (Männer 63%).

Die Mehrheit der Frauen in Niedersachsen und Bremen (über 50%) arbeitete zudem in Teilzeit. Zum Vergleich: Männer arbeiteten in Niedersachsen zu 11% in Teilzeit und in Bremen zu 15%. Frauen verzichten dabei auf Einkommen, Rente und Karrieremöglichkeiten, häufig zugunsten von Männern.

"Solange familiäre und Betreuungspflichten noch häufig hauptsächlich von Frauen übernommen werden, ist eine Ausweitung der Arbeitszeit und auch die Übernahme von besser bezahlten Jobs in vielen Fällen gar nicht möglich. Natürlich ist jede Familie frei, Sorge- und Erwerbsarbeit nach den eigenen Vorstellungen aufzuteilen. Aber wenn Frauen arbeiten wollen oder müssen, sind in den Familien auch wir Männer gefragt", appelliert Pfeiffer.

"Frauen gelingt der Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Familienphase besser, wenn auch Männer sich von Anfang an durch längere Elternzeiten in die Betreuung ihrer Kinder einbringen. In den Unternehmen sollte es da keine Denkverbote geben: Elternzeit, flexible Arbeitszeiten, Förderung von Jobsharing und Karriere in Teilzeit sollte für beide Geschlechter möglich sein. Auszeiten oder reduzierte Arbeitszeit zugunsten von kleinen Kindern sind unvermeidbar – aber in den allermeisten Fällen nur zeitlich begrenzt. Wer gute Fachkräfte zu Wettbewerbern ziehen lässt, die familienfreundlichere Arbeitsbedingungen bieten, findet in der jetzigen Arbeitsmarktsituation nicht so schnell Ersatz. Auch im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte können wir nur bestehen, wenn wir Familienpflichten mitdenken."

Auch mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für Kinder hindern Berufstätige mit Kindern, insbesondere, wenn sie alleinerziehend sind, an einer Ausweitung ihrer Arbeitszeit - oder daran, überhaupt einer Arbeit nachzugehen. Noch sind meist Frauen betroffen. 16 % der arbeitslosen Frauen in Niedersachsen sind alleinerziehend (Bremen 22%), bei arbeitslosen Männern sind nur 1,2% (Bremen 1,4%) Alleinerziehende.

Frauen und Männern, die Beratungsbedarf für einen Wiedereinstieg in den Beruf haben oder Benachteiligung befürchten, rät Pfeiffer: "Nutzen Sie die Angebote unserer Beauftragten für Chancengleichheit (BCA) in den Arbeitsagenturen und Jobcentern. Niemand soll wegen des Geschlechts oder wegen familiärer Aufgaben benachteiligt werden. Die BCA beraten auch Unternehmen bei der Umsetzung von Chancengleichheit wie z.B. der praktischen Umsetzung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen."

 

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