DGB, UVN und Bundesagentur für Arbeit fordern: Übergang in die Ausbildung aus einem Guss sicherstellen

Die Evaluation des Erlasses zur Beruflichen Orientierung in Niedersachsen hat gezeigt: Berufliche Orientierung findet nicht überall systematisch und verbindlich genug statt, um alle Schülerinnen und Schüler gut auf den Übergang von der Schule in den Beruf vorzubereiten.

 

13.03.2024 | Presseinfo Nr. 7

Die Folge: Zu viele Jugendliche gehen auf dem Weg in die Ausbildung verloren oder brechen ihre Ausbildung bzw. ihr Studium vorzeitig ab. In Zeiten von Fachkräfteengpässen kann sich Niedersachsen das nicht leisten.
Wir begrüßen, dass Handlungsnotwendigkeiten klar benannt und in einem Werkstatt-Format mit den relevanten Akteuren bearbeitet werden.
Im Rahmen der ‚Woche der Ausbildung‘ der Bundesagentur für Arbeit stellen die Regionaldirektion Niedersachsen – Bremen zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Niedersachsen und den Unternehmerverbänden Niedersachsen e. V. (UVN) ihr gemeinsames Papier „Alle jungen Menschen erhalten eine Perspektive. Keiner darf verloren gehen - Übergänge sicher gestalten“ vor und skizzieren konkrete Vorschläge für einen besseren Übergang von der Schule in den Beruf.
Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen, fordert eine strukturierte, klischeefreie und praxisorientierte berufliche Orientierung in der Schule: „Schon in der Schule müssen sich die jungen Leute regelmäßig mit den Fragen beschäftigen: Welche Berufe gibt es? Wozu passen meine Talente? Was und wie möchte ich später arbeiten? Dies geht nur, indem die Berufsorientierung bei der Vermittlung von Lerninhalten deutlich mehr Gewicht auf lebens- und arbeitsweltbezogenes Wissen legt.
Darüber hinaus muss die Berufsorientierung ab der Klassenstufe 7 aufeinander aufbauen. Dies geht am besten, wenn die Berufsorientierung an ein Schulfach angedockt ist. Dort werden Praktika, Besuche bei Unternehmen und Betrieben vor Ort, Besuche von Berufsschullehrkräften, Ausbildungs- und Berufsberater*innen, Messebesuche und auch digitale Selbstlernangebote organisiert und strukturiert begleitet.“
Die Erfahrung zeigt: Berufliche Orientierung sollte frühzeitig beginnen, kontinuierlich und nachhaltig erfolgen. Praktika haben eine Schlüsselfunktion für die Berufliche Orientierung. Sie sollten auf die verschiedenen Phasen der Beruflichen Orientierung abgestimmt sein und können unterschiedliche Funktionen haben. Ein Praktikum kann zunächst einen ersten Eindruck von der Berufswelt verschaffen und Einblicke in verschiedene Berufe oder Berufsfelder bieten. Zum anderen können die Schülerinnen und Schüler erkunden und erproben, ob eine bestimmte Ausbildung die richtige ist.
„Im Kern geht es darum, dass jede Schülerin und jeder Schüler eine berufliche Perspektive findet. Keiner darf verloren gehen! Sehr wirkungsvoll sind Praktika, vor allem wenn sie zur individuellen Entwicklungsphase der jungen Menschen passen“, sagt Johannes Pfeiffer, Chef der Bundesagentur für Arbeit Niedersachsen-Bremen, denn „Praktika können mehr als nur Einblicke in die Berufswelt geben. Sie können reale (Lebens-) Erfahrung außerhalb der Schule ermöglichen. Wir wissen, wenn Schülerinnen und Schüler sich einbringen können, vielleicht sogar Verantwortung übernehmen und sich in anderen Rollen ausprobieren, trägt dies zu einer besseren Selbsteinschätzung und maßgeblich zu einer besseren Berufswahlkompetenz bei.“ Pfeiffer appelliert daher an die Schulen, die vielfältigen Optionen für Praktika auch in der Praxis auszuschöpfen.
Ein erfolgreicher Übergang von der Schule zum Beruf für alle jungen Menschen ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Vor allem junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen brauchen Unterstützung, damit sie eine qualifizierte Ausbildung absolvieren können.
Jugendberufsagenturen (JBA) spielen dabei eine wichtige Rolle. Hier wirken Agenturen für Arbeit, Jobcenter, Trägern der Jugendhilfe und Schulen eng zusammen. DGB, UVN und BA appellieren an die Landesregierung, die JBAen künftig nachhaltig zu unterstützen.
Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer von UVN, fordert die flächendeckende Einführung einer Bildungs-ID in Niedersachsen: „Eine Bildungs-ID schafft ein zentrales digitales Instrument, das den Bildungsweg jedes Einzelnen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter nahtlos dokumentiert und unterstützt. Durch die Einführung einer solchen ID gewinnt man einen umfassenden Überblick über die Bildungshistorie, Fortschritte, Qualifikationen und besonders Unterstützungsbedarfe jedes und jeder Jugendlichen. Dies ermöglicht, individuell zugeschnittene Bildungs- und Förderangebote anzubieten und frühzeitig einzuschreiten, wenn Risiken des Bildungsabbruchs oder der Ausgrenzung erkennbar werden.
So können wir die Anzahl der unversorgten Jugendlichen minimieren, indem jede und jeder Einzelne gezielt gefördert und in der Bildungs- und Berufslaufbahn begleitet wird. Eine Bildungs-ID ist ein wichtiges Werkzeug, um Bildungsgerechtigkeit zu fördern und sicherzustellen, dass keine Jugendliche und kein Jugendlicher zurückgelassen wird.
Uns ist klar und das muss sichergestellt sein, dass die Umsetzung einer solchen Initiative eine sorgfältige Abwägung im Hinblick auf Datenschutz, Datensicherheit und die Gewährleistung, dass die gesammelten Informationen ausschließlich zum Wohle der Betroffenen eingesetzt werden, erfüllen muss“.
Wir verstehen unsere gemeinsame Erklärung als konstruktiven Beitrag für die Erstellung des neuen BO-Erlasses und bieten unsere aktive Mitarbeit in der ‚BO-Werkstatt‘ an.

 

Die gemeinsame Erklärung (s.u. Pressematerial/ PDF Datei)