Viele Kliniken in Rheinland-Pfalz suchen Humanmedizinerinnen und -mediziner. Im Jahr 2021 dauerte es fast ein halbes Jahr bis eine solche Stelle besetzt werden konnte. Daher ist es wichtig, dass neben der inländischen Fachkräftegewinnung der Blick aufs Ausland gerichtet wird. Dort suchen viele gut qualifizierte Medizinerinnen und Mediziner verzweifelt Assistenzarztstellen für ihre weitere Ausbildung oder finden keine ausbildungsadäquate Beschäftigung. Mit Hilfe von „Specialized!“, einem Programm der Bundesagentur für Arbeit, finden Kliniken in Deutschland und Humanmedizinerinnen und -mediziner aus ausgewählten Partnerländern zusammen. Auch in Rheinland-Pfalz ist „Specialized!“ gestartet.
„Wir haben schon jetzt einen hohen Personalbedarf im medizinischen Bereich. Angesichts der alternden Bevölkerung wird dieser noch größer werden. Neben der Tatsache, dass Humanmedizinerinnen und -mediziner nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, zeichnet sich in diesem Bereich auch eine alternde Beschäftigungsstruktur ab. 34 Prozent der Beschäftigten waren im Jahr 2021 über 50 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor lag dieser Anteil noch bei 28 Prozent. Daher ist es wichtig, dass wir rechtzeitig die Weichen stellen, um den Personalbedarf decken zu können“, so Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland.
Mit Hilfe von „Specialized!“ reagiert die Bundesagentur für Arbeit auf den Fachkräftemangel im Bereich der Humanmedizin und besetzt Vakanzen mit gut ausgebildeten mexikanischen und jordanischen Medizinerinnen und Medizinern, die in Deutschland beruflich langfristige Perspektiven suchen. Krankenhäuser müssen bereit sein, die Ärztinnen und Ärzte in der fachsprachlichen Qualifizierungsphase zu unterstützen, sie während des Anerkennungsverfahrens mit einer Berufserlaubnis zu beschäftigen und ihnen anschließend nach der Approbation eine Weiterbildungsstelle anzubieten.
Die Bundesagentur für Arbeit koordiniert das Programm, übernimmt die Bewerberansprache und -auswahl in den Partnerländern und schlägt den teilnehmenden Kliniken und Krankenhäusern geeignete Kandidatinnen und Kandidaten vor.
Ein Klinikträger, der diese Möglichkeit bereits genutzt hat, ist das Landeskrankenhaus (AöR). Im April begrüßte der Klinikträger insgesamt fünf Ärztinnen und Ärzte aus Mexiko. Eine Klinik des Landeskrankenhauses (AöR), die Rheinhessen-Fachklinik Alzey, startete mit einer Ärztin und einem Arzt.
Julia Franz, Personalmarketing und Recruiting Landeskrankenhaus (AöR): „Auch für uns ist der Fachkräftemangel in der Humanmedizin spürbar. Schon früh haben wir deshalb begonnen, Nachwuchs aus den Universitäten mittels eines Stipendienprogramms zu gewinnen. Auch im Rahmen des Praktischen Jahres haben die Medizinstudenten früh die Möglichkeit uns als Arbeitgeber und Weiterbildungsstätte kennenzulernen. Das Programm „Specialized!“ ist eines unserer ersten Projekte speziell zur Gewinnung von Mediziner:innen aus dem Ausland. Dabei ist die Multikultur in der Fachkräftegewinnung für uns absolut kein Fremdwort. In der Pflege haben wir bereits zwei Kurse mit Bewerber:innen aus Vietnam ausgebildet und haben jetzt gerade elf Bewerber:innen aus der Pflege in Brasilien „online“ rekrutiert.“
„Der Fachkräftemangel im Bereich der Gesundheitsberufe ist nicht nur für den Me-dizinstandort Mainz, sondern für ganz Rheinhessen ein besonders drängendes Thema“, bestätigt Heike Strack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Mainzer Arbeitsagentur. „Von den rund 2 800 Medizinerinnen und Medizinern in unserem Bezirk sind über 500 älter als 55 Jahre, gut 100 sogar älter als 65 Jahre. Mit dem Programm „Specialized!“ können wir den Klinken in unserer Region konkrete Lösungen anbieten. Unser Arbeitgeberservice entwickelt gemeinsam mit ihnen individuell zugeschnittene Strategien und stellt zusammen mit der Zentralen Auslandvermittlung die notwendigen Kontakte her.“
Über das Programm „Specialized!“
Als Reaktion auf den vor allem im ländlichen Raum bestehenden Fachkräftemangel im Bereich der Humanmedizin wurde 2017 das Programm „Specialized!“ von der Bundesagentur für Arbeit (BA) initiiert. Die Ärztinnen und Ärzte werden nach Absprachen mit den jeweiligen Herkunftsländern rekrutiert. Voraussetzung ist, dass in diesen Ländern gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO kein kritischer Mangel an medizinischem Personal sowie ein öffentliches Interesse an der Zusammenarbeit besteht.
Umgesetzt wird das Programm durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit, unterstützt durch das Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ). Interessierte Kliniken und Krankenhäuser können sich an den Arbeitgeber-Service ihrer örtlichen Agentur für Arbeit wenden oder telefonische Auskünfte unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 5555 20 einholen.
Für interessierte Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bietet die ZAV digitale Informationsveranstaltungen an. Die nächste findet am 19. Mai von 14.00 bis 15.30 Uhr statt. Unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/specialized/infoveranstaltung
sind alle Veranstaltungen aufgelistet.
Weitere Informationen: www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/specialized
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