Im Oktober 2023 wurde bundesweit der Job-Turbo gestartet. Ziel ist es, gemeinsam die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt vorantreiben. Geflüchteten Menschen sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln, während der Beschäftigung ihre Sprachkenntnisse im praktischen Alltag ausbauen und anschließend sinnvoll weiter qualifiziert werden. Um das zu erreichen, werden die Geflüchteten Menschen bereits während des Integrationskurses vom Jobcenter unterstützt, dass sie anschließend schnell eine Arbeit finden. Für erfolgreiche Integrationen braucht es Arbeitgeber, die bereit sind ausländische Bewerber einzustellen, Vielfalt leben und dadurch zum Chancengeber werden. Einer dieser Betriebe ist Käsehandel Rene Lang aus Leipzig, der eine jungen Verkäuferin aus der Ukraine ihre Chance zum Einstieg in den Arbeitsmarkt gegeben hat.
„Jetzt heißt es erst beruflich einsteigen, dann aufsteigen. Wir helfen, damit die Menschen Anschluss finden und Teil der Gesellschaft werden. Deshalb setzen wir auf eine schnelle Vermittlung in Arbeit und parallel zur Arbeit auf den Ausbau sprachlicher und beruflicher Kompetenzen. Der Vorteil: Wer schnell eine Arbeit hat – selbst im Helferbereich, lernt schneller die deutsche Sprache und sammelt praktische Erfahrungen. Darauf kann man aufbauen und mit berufsbegleitenden Qualifizierungen im Job schneller zur Fachkraft aufsteigen“, sagte Michaela Ungethüm, Geschäftsführerin der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Um möglichst viele Geflüchteten in Arbeit und damit die Gesellschaft zu integrieren braucht es letztendlich Chancengeber – also Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die zugewanderten Frauen und Männer einstellen, auch wenn sie nur wenig Deutsch sprechen.
Das die Integration funktioniert belegt folgendes Beispiel:
Leipzig: Mit einem Lächeln verkauft Yulia Korotkoruchko auf dem Leipziger Wochenmarkt Käse. Im Käsehandel von René Lang fühlt Sie sich sichtlich wohl und genießt den Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Vor knapp zwei Jahren kam die junge Frau mit Mann und Kind aus der Ostukraine nach Leipzig. Sie absolvierte einen Integrationskurs und verfügt nun über solide Grundkenntnisse in Deutsch. Sie selbst nennt das B1-Sprachniveau, das sie nach dem theorielastigen Deutschkurs hatte "Buch-Deutsch". Die Arbeit auf dem Wochenmarkt gibt ihr nun viel mehr Sicherheit und das Verstehen und Sprechen fallen ihr immer leichter.
In ihrer Heimat bereits erfahren im Einzelhandel, war der Schritt in den deutschen Arbeitsmarkt für Yulia dennoch eine Herausforderung. Der Einstieg gelang ihr durch einen Vermittlungsvorschlag der Agentur für Arbeit und des Jobcenters. "Ich hatte große Angst. Ich schickte meinen Lebenslauf ab und am nächsten Tag kam schon der Anruf", erinnert sich Yulia Korotkoruchko an den Bewerbungsprozess. Am darauffolgenden Tag war Sie bereits zur Probearbeit eingeladen. René Lang, ihr heutiger Arbeitgeber, erinnert sich an ihre anfängliche Unsicherheit: „Sie war sich nicht sicher, ob sie sich das zutraut. Es gibt viel zu lernen: die Sprache, die Schrift, die über 100 Käsesorten!“ Yulia startete zunächst als Minijobberin und ist mittlerweile in Teilzeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, was ihr erlaubt, Arbeit und Familie optimal zu vereinbaren. Insgesamt sagt sie, sie ist mit Mann und Kind in Leipzig angekommen und möchte gern dauerhaft bleiben.
„Ich bin froh, dass ich mich überwunden habe, diesen Schritt zu wagen und ich bin dankbar für Freundlichkeit und die Unterstützung, die ich und meine Familie hier in Deutschland erfahren haben. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich hier eine Chance bekommen habe und ich möchte meinen Beitrag leisten, um mich für diese Unterstützung zu revanchieren", so Yulias abschließende Worte.
Für erfolgreiche Integrationen braucht es Arbeitgeber, die bereit sind ausländische Bewerber einzustellen und dadurch zum Chancengeber werden. René Lang rät anderen Arbeitgebern, die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte auch einfach zu versuchen. "Einfach mal machen. Was kann schon passieren?", legt er den Arbeitgebern ans Herz. Durch die kostenlose Probearbeit kann man einen ersten Eindruck gewinnen und dann mögliche weitere Schritte planen.
Ansprechpartner für die Agentur für Arbeit Leipzig:
Sandra Zechel und Frederic Schulze (Pressesprecher)
Die Arbeitsagenturen und Jobcenter helfen den Unternehmerinnen und Unternehmern, die sich als Chancengeber einsetzen. Dafür unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeit mit Rat und Tat, organisieren und begleiten Vorstellungsgespräche, helfen bei der Durchführung von Praktika, beraten zur beruflichen Anerkennung und zahlen Lohnzuschüsse oder Lehrgangskosten an die Betriebe, zum Ausgleich von Defiziten bzw. zur beruflichen Weiterqualifizierung.
Dass immer mehr geflüchteten Menschen der Einstieg auf dem Arbeitsmarkt gelingt, belegen die Ergebnisse der aktuellsten Hochrechnung zur Beschäftigung in Sachsen. Aktuell (Januar 2024) sind in Sachsen 27.700 geflüchtete Menschen beschäftigt. Das waren 4.600 mehr als im Januar 2023. Die meisten von ihnen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt (23.400) – sprich: sie arbeiten in Teil- oder Vollzeit. So waren zu Jahresbeginn (Januar 2024) rund 16.400 Menschen aus den acht Asylherkunftsländern und 7.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Sachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es in beiden Gruppen der Geflüchteten ein kräftiges Beschäftigungswachstum (8HKL: plus 1.800; Ukraine: plus 1.600). Zusätzlich zu den 23.400 sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten gibt es 4.300 geflüchtete Menschen, die einen Minijob ausüben (8HKL: 2.500; Ukraine: 1.800).