Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit in Sachsen
„In einem Januar steigen üblicherweise die Arbeitslosenzahlen sehr kräftig. Das ist ganz normal und auf saisonale Gründe zurückzuführen. So enden zum Jahresende beispielsweise befristete Beschäftigungsverhältnisse und Kündigungsfristen laufen aus. Gleichzeitig befinden sich witterungsabhängige Branchen meist noch mitten in der Winterpause und stellen nicht gleich im Januar neu ein. Auch Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote beginnen meist erst im weiteren Jahresverlauf und entlasten später die Arbeitslosigkeit. Aus diesen Gründen entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Januar wie erwartet und bot keine Überraschungen. Ordnet man den aktuellen Rand in der langfristigen Entwicklung ein, dann stehen wir in der Arbeitslosenzahl und -quote auf dem Niveau Januar 2018. Erfreulich ist, dass heute 47.000 mehr Menschen in Sachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind als damals“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Arbeitslosenzahl im Januar 2024: | 141.229 |
Arbeitslosenzahl im Vormonatsvergleich (132.097): | +9.132 oder +6,9 Prozent |
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich (130.883): | +10.346 oder +7,9 Prozent |
Arbeitslosenquote im Januar 2024: | 6,7 Prozent |
Arbeitslosigkeit: 141.000 Arbeitslose in Sachsen
Die Zahl der arbeitslosen Frauen und Männer ist im Januar gestiegen. Insgesamt waren in Sachsen 141.229 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat waren 9.132 mehr Menschen (plus 6,9 Prozent) und zum Vorjahresmonat 10.346 mehr Menschen arbeitslos gemeldet (plus 7,9 Prozent).
Die dreizehn sächsischen Jobcenter betreuten 92.529 arbeitslose Frauen und Männer (65,5 Prozent) und die elf sächsischen Agenturen für Arbeit unterstützen im Januar 48.700 arbeitslose Menschen (34,5 Prozent).
In den Jobcentern ist die Arbeitslosigkeit im Monatsverlauf um 2.924 (plus 3,3 Prozent) und in den Arbeitsagenturen um 6.208 (plus 14,6 Prozent) gestiegen. Auch im Vorjahresvergleich sind in beiden Rechtskreisen mehr Arbeitslose gemeldet (Jobcenter: plus 6.474 oder plus 7,5 Prozent; Arbeitsagenturen: plus 3.872 oder plus 8,6 Prozent).
Die Arbeitslosenquote belief sich im Januar 2024 auf 6,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat und im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie jeweils um 0,5 Prozentpunkte.
Entwicklung innerhalb Sachsens: Kräftigster Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vogtlandkreis
Innerhalb der sächsischen Landkreise und kreisfreien Städte entwickelte sich die Arbeitslosigkeit relativ einheitlich, wenn auch verschieden stark ausgeprägt. So ist beispielsweise im Monatsverlauf die Arbeitslosigkeit am kräftigsten im Vogtlandkreis (plus 11,8 Prozent), in der Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge (plus neun Prozent) und im Landkreis Meißen (plus 8,5 Prozent) gestiegen. In der Stadt Chemnitz (plus 3,6 Prozent), im Landkreis Zwickau (plus 5,7 Prozent) und in der Stadt Dresden (plus sechs Prozent) war der Anstieg vergleichsweise geringer. Die unterschiedlich starken Auswirkungen sind auf Wirtschaftsstrukturen zurückzuführen: Ländliche Regionen sind meist von saisonalen Faktoren mehr betroffen als Städte. Denn Städte übernehmen für das Umland häufig Versorgungsfunktionen in den Bereichen: Verwaltung, Gesundheit, Bildung und Dienstleistungen. Sie sind damit weniger von witterungsabhängigen Entwicklungen betroffen.
Entwicklung innerhalb Sachsens: Geringste Arbeitslosenquote im Landkreis Mittelsachsen
Durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Monatsverlauf erhöhten sich auch die Arbeitslosenquoten in allen dreizehn Kreisen und Städten. Dabei reicht die Spanne der Arbeitslosenquoten im Januar 2024 von 5,4 Prozent im Landkreis Mittelsachsen bis zu 9,4 Prozent im Landkreis Görlitz.
Ranking der Arbeitslosenquoten im Januar 2024 (in Prozent):
Mittelsachsen 5,4
Sächs. Schweiz-Osterzgebirge 5,6
Erzgebirgskreis 5,6
Zwickau 5,6
Leipzig 6,2
Meißen 6,3
Dresden, Stadt 6,4
Bautzen 6,5
Vogtlandkreis 6,6
Sachsen 6,7
Nordsachsen 6,8
Leipzig, Stadt 7,5
Chemnitz, Stadt 8,8
Görlitz 9,4
Humanitäre Migration aus der Ukraine: 12.300 arbeitslose Menschen aus der Ukraine gemeldet
Im Januar 2024 waren in Sachsen 12.278 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet, 407 mehr als im Dezember 2023 (plus 3,4 Prozent) und 1.850 mehr als im Januar 2023 (plus 17,7 Prozent). Gleichzeitig waren 29.501 erwerbsfähige Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet und der Großteil von ihnen hat Leistungen aus der Grundsicherung (Bürgergeld) erhalten. Das waren 194 mehr als im Dezember 2023 (plus 0,7 Prozent) und 4.434 mehr als im Vorjahresmonat (plus 17,7 Prozent). Ein Teil dieser Menschen ist arbeitslos, ein anderer Teil nimmt aktuell an Integrationskursen oder Qualifizierungsmaßnahmen teil oder ist bereits in Arbeit und erhält aufstockende Leistungen aus der Grundsicherung.
Nach neusten Hochrechnungen waren im November 2023 in Sachsen rund 8.500 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit beschäftigt. Etwa 6.800 dieser ukrainischen Frauen und Männer waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt – in Vollzeit oder Teilzeit. Das sind 4.300 mehr als im Februar 2022 – vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Gleichzeitig arbeiten weitere 1.700 Menschen aus der Ukraine im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung (Minijob) in Sachsen. Das sind 1.400 mehr als im Februar 2022. Damit ist die Gesamtbeschäftigung im Kontext Ukraine seit Februar 2022 um über 5.700 gestiegen. Das entspricht einem Beschäftigungszuwachs um rund 200 Prozent.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Stagnation auf hohem Niveau
Laut aktuellen Hochrechnungen waren im November 2023 rund 400 Menschen weniger sozialversicherungspflichtig beschäftigt als noch im Oktober und 100 weniger als im November 2022 (jeweils, plus/minus null Prozent). Damit liegt die Beschäftigungssituation in Sachsen auf Vormonats- bzw. Vorjahresniveau.
Innerhalb der einzelnen Branchen entwickelt sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung jedoch verschieden. So gibt es im Jahresvergleich den kräftigsten Beschäftigungsaufbau in den Bereichen:
- Immobilien, freiberufl., wissenschaftl. u. techn. Dienstleistungen (plus 2.900)
- Heime und Sozialwesen (plus 2.500)
- sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (plus 1.800)
- Gesundheitswesen (plus 1.700)
- Information und Kommunikation (plus 1.200)
- Gastgewerbe (plus 1.000)
Beschäftigungsrückgänge sind von November 2022 bis November 2022 in folgenden Bereichen zu verzeichnen:
- Handel, Instandhaltung, Rep. von Kfz (minus 3.500)
- Verarbeitendes Gewerbe (minus 3.400)
- Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeit: minus 3.000)
- Baugewerbe (minus 2.200)
Arbeitskräftenachfrage: 36.800 freie Stellen
Im Januar 2024 haben sächsische Betriebe insgesamt 5.823 freie Stellen neu gemeldet. Das waren 629 weniger als im Dezember 2023 (minus 9,7 Prozent) und 261 weniger als im Januar des vergangenen Jahres (minus 4,3 Prozent).
Damit sind in den sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcentern insgesamt 36.814 freie Stellen gemeldet, 863 weniger als im Dezember 2023 (minus 2,3 Prozent) und 2.984 weniger als im Januar 2023 (minus 7,5 Prozent). Auffällig ist, dass die meisten aller freien Stellen unbefristet und in Vollzeit zu besetzen sind.
Die meisten freien Stellen sind aktuell für folgende Berufe gemeldet:
- Lagerwirt.,Post,Zustellung,Güterumschlag 1.932
- Maschinenbau- und Betriebstechnik 1.642
- Verkauf (ohne Produktspezialisierung) 1.480
- Erziehung,Sozialarb.,Heilerziehungspfl. 1.413
- Energietechnik 1.253
- Fahrzeugführung im Straßenverkehr 1.243
- Metallbearbeitung 1.238
- Büro und Sekretariat 1.158
- Altenpflege 1.149
- Reinigung 1.080
- Gesundh.,Krankenpfl.,Rettungsd.Geburtsh. 1.059
- Fahrzeug-Luft-Raumfahrt-,Schiffbautechn. 1.057
- Elektrotechnik 905
- Metallbau und Schweißtechnik 866
- Obj.-,Pers.-,Brandschutz,Arbeitssicherh. 836
- Speisenzubereitung 763
- Verwaltung 744
- Nicht ärztliche Therapie und Heilkunde 729
- Gastronomie 701
- Bau- und Transportgeräteführung 644
Alle gemeldeten freien Stellen sind in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht und können mit der kostenfreien Smartphone-App (Jobsuche – die Jobbörse der BA) zu jeder Zeit, an jedem Ort abgerufen werden.
Dynamik: Rund 54.000 An- und Abmeldungen
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block. Vielmehr gibt es unabhängig von der wirtschaftlichen Lage viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt. Dabei werden Zu- und Abgänge von Arbeitslosen erfasst. So meldeten sich im Berichtsmonat Januar 2024 insgesamt 31.404 Menschen in einer Arbeitsagentur oder einem Jobcenter arbeitslos und gleichzeitig beendeten 22.326 Menschen ihre Arbeitslosigkeit.
Diese Zugänge in und die Abgänge aus Arbeitslosigkeit werden auch nach Gründen unterschieden. So meldeten sich im Januar beispielsweise 15.298 Frauen und Männer aus einer Beschäftigung arbeitslos und gleichzeitig haben 7.239 eine neue Erwerbstätigkeit gefunden und konnten sich aus der Arbeitslosigkeit abmelden.
Unterbeschäftigung: 37.000 Menschen zählen nicht als arbeitslos
In der Unterbeschäftigungsrechnung sind neben den Arbeitslosen diejenigen Personen enthalten, die an entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen oder zeitweise arbeitsunfähig erkrankt sind und deshalb nicht als arbeitslos gezählt werden. Damit wird ein umfassenderes Bild über die Zahl derjenigen Menschen gezeichnet, die ihren Wunsch nach einer Beschäftigung nicht realisieren können.
Im Januar 2024 haben sachsenweit rund 37.073 Frauen und Männer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilgenommen oder standen der Arbeitsvermittlung vorübergehend nicht zur Verfügung: 5.031 von ihnen befanden sich in Aktivierungs- und beruflichen Eingliederungsmaßnahmen, 5.509 besuchten eine berufliche Weiterbildung und 2.948 waren vorrübergehend arbeitsunfähig. Weitere 15.202 wurden durch andere Leistungsträger unterstützt (z.B. durch den Besuch eines Integrationskurses des BAMF) und etwa 2.267 gingen Arbeitsgelegenheiten (1-Euro-Jobs) nach.
Die Unterbeschäftigung – die Summe aus Arbeitslosen, Teilnehmende an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und vorübergehend nicht verfügbaren Arbeitslosen – umfasste im Januar 178.302 Personen. Das sind 7.914 mehr als im Dezember 2023 und 10.010 mehr als im Januar 2023.
Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung ist gestiegen und beträgt 79,2 Prozent. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote damit bei 8,3 Prozent.