Vor knapp zwei Jahren sind tausende von Menschen in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine nach Sachsen geflohen. Sehr viele schutzsuchende Menschen wurden seither aufgenommen. Auf Grundlage europäischer Beschlüsse haben ukrainische Geflüchtete sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt und erhalten Leistungen der Jobcenter. Dadurch erhalten sie Bürgergeld, individuelle Beratung und umfassenden Unterstützung mit verschiedensten Förderleistungen. Viele konnten bereits an Integrationskursen teilnehmen oder werden diese in den kommenden Monaten abschließen. Alle Geflüchteten, unabhängig von ihrem Herkunftsland, die einen Integrationskurs absolviert haben, sollen so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und weiter qualifiziert werden. Dazu wurde im Oktober 2023 bundesweit der Job-Turbo gestartet, der auch in Sachsen umgesetzt wird.
„Die Erfahrungen belegen, dass Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Daher nehmen aktuell fast 10.000 Geflüchtete in Sachsen an Integrationskursen teil und erwerben dort mindestens deutsche Grundsprachkenntnisse. Gleichzeitig sind fast 28.000 Geflüchtete aktuell beschäftigt, die meisten sozialversicherungspflichtig. Nun heißt es, allen anderen zu helfen, schnell eine Arbeit zu finden – mit Perspektive zur dauerhaften beruflichen Integration. Wir wollen, dass die Geflüchteten ihre fachlichen Kompetenzen einbringen und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse vor allem im beruflichen Kontext ausbauen können. Durch berufsbegleitenden Deutscherwerb und berufliche Qualifizierung sollen sie mittelfristig eine Tätigkeit ausüben, die der mitgebrachten Qualifikation entspricht. Damit das gelingt, braucht es Landeplätze – sprich: Betriebe, die als Chancengeber agieren und Geflüchtete einstellen, auch wenn sie nur über wenig Deutschkenntnisse verfügen“, sagte Michaela Ungethüm, Geschäftsführerin operativ und Vizechefin der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.
Aktuell (Januar 2024) sind in Sachsen 10.394 Menschen aus den acht Asylherkunftsländern und 12.278 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig nehmen aktuell 9.843 geflüchtete Frauen und Männer (Asylherkunftsländer und Ukraine) an Integrationskursen teil. Dass Integration gelingt, belegen die Ergebnisse der aktuellsten Hochrechnungen. Im November 2023 waren in Sachsen rund 19.300 Menschen aus den acht Asylherkunftsländern, davon 16.700 sozialversicherungspflichtig, beschäftigt. Gleichzeitig waren rund 8.500 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, davon 6.800 sozialversicherungspflichtig, beschäftigt – in Vollzeit oder Teilzeit. Damit liegen die Beschäftigungsquoten der Menschen aus den Asylherkunftsländern bei 37,8 Prozent und der Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit bei 19,3 Prozent.
Alle 13 sächsischen Jobcenter gehen auf jeden einzelnen Geflüchteten zu, um ihn schnellstmöglich in Arbeit zu vermitteln (darunter acht Jobcenter als gemeinsame Einrichtungen und fünf Jobcenter als zugelassene kommunale Träger). Der neue arbeitsplatzorientierte Berufssprachkurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) soll die Integrationsmöglichkeiten weiter verbessern, da sie unmittelbar für den konkreten Arbeitsalltag relevante Sprachkenntnisse vermitteln sollen. Für einen guten Start fand Ende vergangener Woche bereits die erste Bedarfsabfrage bei den sächsischen Jobcenter statt.
Damit die Integration von Geflüchteten noch besser gelingt, müssen alle Akteure ihren Beitrag leisten. So müssen beispielsweise die Verfahren zur Anerkennung von ausländischen Qualifikationen
weiter ausgebaut werden, ausreichend Kinderbetreuungsangebote zur Verfügung stehen und passgenau auch berufsbegleitende Deutschkurse angeboten werden.
„Es ist wichtig, dass Geflüchtete zügig in den Arbeitsmarkt vermittelt werden. Auch wenn die Deutschkenntnisse vielleicht noch nicht perfekt sind. Dies trägt entscheidend zu einer schnelleren
Integration in die Gesellschaft bei. Arbeit integriert! Daran bemisst sich auch die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des „Jobturbo“: Das Programm trägt zur Steigerung der Akzeptanz von Geflüchteten bei. Daher sind hier auch alle Akteure gefragt: Arbeitsagentur, Jobcenter, Kammern, Unternehmen, Träger etc. Ich setze große Hoffnungen auf die neuen berufsbegleitenden Angebote der Bundesregierung wie zum Beispiel der berufsbegleitende Sprachkurs. Sprache lernen, die im Berufsalltag gebraucht wird – idealerwiese direkt im Berufsalltag in den Betrieben: Das ist für mich genau der richtige Ansatz“, sagte Petra Köpping, Staatsministerin vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
„Wir müssen vorhandene Beschäftigungspotenziale noch besser ausschöpfen und noch mehr Menschen in Arbeit bringen. In immer mehr Branchen und Berufsgruppen fehlen Menschen mit passenden Qualifikationen. Unsere Priorität hat die Hebung der vorhandenen Potenziale in Sachsen und geflüchtete Menschen gehören zu diesem Potenzial. Hier gibt es deutliche Fortschritte bei der Integration in Arbeit und Ausbildung. Unsere derzeit 78 Arbeitsmarktmentoren unterstützen erfolgreich Geflüchtete und Unternehmen dabei. Seit Januar 2020 haben sie über 4.200 Geflüchtete und andere Menschen mit Migrationshintergrund sowie mehr als 1.800 Arbeitgeber begleitet. Über 2.300 Teilnehmende konnten in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung oder Berufsausbildung vermittelt werden. Mit TANDEM Sachsen geben wir den Jobcentern ein zusätzliches, wirkungsvolles Instrument an die Hand, gerade für von verfestigter Arbeitslosigkeit betroffenen Familien. Wir ermöglichen Arbeitsmarktintegration der Eltern, von denen übrigens viele alleinerziehend sind, und verbessern gleichzeitig die Bildungschancen der Kinder“, sagte Thomas Kralinski, Staatssekretär und Amtschef vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.