„Fachkräfte sind trotz der aktuell schwierigen konjunkturellen Situation für die sächsischen Unternehmen wertvoller geworden, weil die Fachkräftebedarfe relativ hoch sind und künftig demografisch bedingt weiter steigen. Deshalb haben die Arbeitgeber in Sachsen wiederholt höhere Löhne gezahlt als im Vorjahr. Das ist für die Menschen zunächst erfreulich. Doch leider bleibt nicht für jeden mehr Geld im Portemonnaie, da die Inflation und steigende Preise den Lohnanstieg oft wieder aufheben.“ sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten verdienen mehr als 3.182 Euro
Das Medianentgelt aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lag im vergangenen Jahr bei 3.182 Euro. Gegenüber dem Jahr 2022 sind die Löhne und Gehälter somit um 170 Euro oder 5,7 Prozent gestiegen. Der Anstieg des Medianlohns zum Vorjahr ist beispielsweise auf die relativ stabile Wirtschaftsentwicklung, die hohen Fachkräftebedarfe, Tariferhöhungen und die im Jahr 2023 geringere Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld zurückzuführen.
Entwicklung des Medianlohns in Sachsen (Angaben in Euro):
2019 2.695
2020 2.742
2021 2.857
2022 3.012
2023 3.182
„Die Menschen wünschen sich gute Arbeit – Arbeit, von der man leben kann und die Freude bereitet. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen wie angemessene Löhne und Gehälter, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Erfreulich ist, dass immer mehr Betriebe hierbei als Vorbild vorangehen. Mit guter Arbeit und fairen Löhnen finden und binden sächsische Unternehmen die begehrten Nachwuchs- und Fachkräfte, die sie brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“, so Hansen weiter.
Bundesweit lag der Medianlohn bei 3.796 Euro – rund 600 Euro über dem sächsischen Wert. Verglichen mit Westdeutschland ist der Medianlohn in Sachsen 715 Euro geringer.
Drittkräftigster Lohnanstieg in Sachsen
Mit einem Zuwachs des Medianlohns von 170 Euro im Vergleich zum Vorjahr gehört Sachsen zu den Bundesländern mit der größten Lohnsteigerung. Im Ländervergleich konnten nur Hamburg (+177 Euro) und Berlin (+176 Euro) einen größeren Zuwachs gegenüber 2022 verzeichnen. Mit einem Medianlohn von 3.182 Euro liegt der Freistaat Sachsen im Ländervergleich weiterhin auf dem fünftletzten Platz.
Ranking der Medianlöhne für Vollzeitbeschäftigte (2023 - Angaben in Euro):
Hamburg 4.304
Baden-Württemberg 4.134
Hessen 4.087
Berlin 3.982
Bayern 3.948
Bremen 3.942
Nordrhein-Westfalen 3.821
Saarland 3.770
Rheinland-Pfalz 3.707
Niedersachsen 3.627
Schleswig-Holstein 3.526
Sachsen 3.182
Brandenburg 3.173
Sachsen-Anhalt 3.152
Thüringen 3.109
Mecklenburg-Vorpommern 3.098
Gründe für die Lohnunterschiede zwischen den Bundesländern sind die regionalen Wirtschaftsbranchen und Betriebsgrößen. Beispielsweise sind große Betriebe oft tarifgebunden – zahlen deshalb meist auch höhere Löhne. In Sachsen findet sich eher eine kleinteilige Wirtschaftsstruktur. Auch Konzernsitze und gut bezahlte Forschungs- und Entwicklungsbereiche sind in Sachsen im Vergleich zu westlichen Regionen weniger präsent. Auch unterschiedlich hohe Lebenshaltungskosten in den einzelnen Ländern können den Medianlohn beeinflussen.
Lohnunterschiede innerhalb Sachsens bis zu 875 Euro
Auch innerhalb Sachsens gibt es erhebliche Lohnunterschiede. So liegt der Medianlohn von Dresden (Maximum) um 875 Euro über dem Erzgebirgskreis (Minimum). Die höchsten Medianlöhne gab es im vergangenen Jahr in den drei kreisfreien Städten Dresden (3.689 Euro), Leipzig (3.550 Euro) und Chemnitz (3.336 Euro). Die geringsten Medianlöhne werden im Erzgebirgskreis (2.815 Euro) in Görlitz (2.820 Euro) und im Vogtlandkreis (2.907 Euro) gezahlt.
Ranking der Medianlöhne für Vollzeitbeschäftigte (2023 - Angaben in Euro):
Dresden, Stadt 3.689
Leipzig, Stadt 3.550
Chemnitz, Stadt 3.336
Zwickau 3.189
Nordsachsen 3.083
Meißen 3.078
Leipzig 2.994
Bautzen 2.972
Sächs. Schweiz-Osterzgebirge 2.961
Mittelsachsen 2.925
Vogtlandkreis 2.907
Görlitz 2.820
Erzgebirgskreis 2.815
Auch im Kreisvergleich sind die Unterschiede auf die Branchenstrukturen sowie die Anzahl und Größe der Betriebe zurückzuführen. So ist beispielsweise Dresden als Landeshauptstadt geprägt von der öffentlichen Verwaltung, der Hochschule oder auch der Mikroelektronik-/Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche, wo Jobs in den Bereichen der Hochtechnologie oder auch Forschung und Entwicklung höher entlohnt werden. Leipzig ist die Handelsmetropole und zeichnet sich mit einem starken Fokus auf Medien, Kreativwirtschaft, Automobilindustrie und Logistik aus. Auch in der kreisfreien Stadt Chemnitz liegt der Schwerpunkt traditionell im Verarbeitenden Gewerbe, wo Jobs häufig besser bezahlt sind.
In ländlichen Gebieten dominieren oftmals landwirtschaftliche oder handwerkliche Berufe, die tendenziell niedrigere Löhne haben können.
Hohe Lohnunterschiede innerhalb der Wirtschaftsbereiche
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern, Landkreisen und kreisfreien Städten sind auf die Branchenstrukturen, die Beschäftigtenstrukturen sowie die Anzahl und Größe der Betriebe zurückzuführen. So lag vergangenes Jahr beispielsweise das Medianeinkommen im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen bei 4.790 Euro/Monat. Auch die Vollzeitbeschäftigten in den Wirtschaftsbereichen Erziehung und Unterricht (4.533 Euro), Information und Kommunikation (4.328 Euro) und in der öffentlichen Verwaltung (3.946 Euro) lagen deutlich über dem sächsischen Mittelwert. Hingegen waren im Gastgewerbe (2.367 Euro) und in der Zeitarbeit (2.277 Euro) die mittleren Einkommen am geringsten.
Ranking der Medianlöhne für Vollzeitbeschäftigte nach Branchen (2023 - Angaben in Euro):
Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen 4.790
Erziehung und Unterricht 4.533
Information und Kommunikation 4.328
öffentliche Verwaltung, Verteidigung, 3.946
exterr. Organisationen
Bergbau, Energie- u. Wasserversorgung, Entsorgung 3.820
Immobilien, freiberufl., wissenschaftl. und techn. Dienstleistungen 3.733
Gesundheitswesen 3.676
Heime und Sozialwesen 3.484
Kunst u. Unterhaltung, sonst. Dienstleistungen, private Haushalte 3.196
Verarbeitendes Gewerbe 3.165
Baugewerbe 2.894
Verkehr und Lagerei 2.801
Handel, Instandhalt. u. Rep. v. Kfz 2.799
sonst. wirtschaftl. Dienstl. ohne Zeitarbeit 2.657
sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 2.509
Land-, Forstwirtschaft und Fischerei 2.457
Gastgewerbe 2.367
Zeitarbeit 2.277