Aktuell leben 1,2 Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter in Sachsen. Über 780.000 von ihnen arbeiten sozialversicherungspflichtig, in Voll- oder Teilzeit. Damit lag im vergangenen Jahr die Beschäftigungsquote der Frauen in Sachsen mit 64,8 Prozent. Das ist die höchste Beschäftigungsquote der Frauen im Vergleich aller Bundesländer. Auffällig ist jedoch, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten und im Vergleich zu männli-chen Kollegen seltener Führungsaufgaben übernehmen.
Hohe Beschäftigungsquote der Frauen
Im Juni 2023 (aktuellster Wert) sind rund 783.000 Frauen aus Sachsen einer sozialversiche-rungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen. Bezogen auf alle Frauen im erwerbsfähigen Alter liegt die Beschäftigungsquote damit bei 64,8 Prozent.
Im langjährigen Vergleich ist die Beschäftigungsquote der Frauen kräftig gestiegen. Bei-spielsweise lag sie im Jahr 2010 noch um zehn Prozentpunkte unter dem heutigen Wert. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf die langanhaltende positive Arbeitsmarktentwicklung in Sachsen und den demografisch bedingten Bevölkerungsrückgang. Die Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Handel, Dienstleistungen, Soziales und aus dem traditionellen Handwerk haben viele freie Stellen gemeldet und diese auch mit Frauen besetzt. Grundlage dafür war die gute konjunkturelle Situation und stabile Binnennachfrage, die letztendlich die Jobchancen für sächsische Frauen verbessert haben.
Zeitreihe der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):
2010 54,6
2011 55,9
2012 58,2
2013 58,9
2014 59,9
2015 60,8
2016 61,6
2017 62,9
2018 63,9
2019 64,4
2020 64,5
2021 65,1
2022 66,0
2023 64,8
Hinweis: Der Rückgang der Beschäftigungsquote von 2022 auf 2023 ist auf den Bevölke-rungsanstieg bei den Frauen im Kontext der Geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurück-zuführen.
Sachsen hat bundesweit die höchste Beschäftigungsquote der Frauen
m Vergleich aller Bundesländer liegt Sachsen mit der Frauen-Beschäftigungsquote von 64,8 Prozent weiter auf Platz eins. Gefolgt von Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die geringsten Beschäftigungsquoten von Frauen gab es in Bremen, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Beschäftigungsquote der Frauen bei 58,7 Prozent.
Länder-Ranking der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):
Sachsen 64,8
Thüringen 63,3
Brandenburg 63,2
Sachsen-Anhalt 63,0
Bayern 61,7
Mecklenburg-Vorpommern 61,4
Baden-Württemberg 59,4
Hamburg 59,2
Deutschland 58,7
Schleswig-Holstein 58,4
Niedersachsen 57,6
Hessen 57,2
Berlin 56,8
Rheinland-Pfalz 56,3
Nordrhein-Westfalen 55,4
Saarland 54,8
Bremen 52,8
„In Sachsen liegt die Beschäftigungsquote der Frauen bundesweit am höchsten. Ein Grund für die hohe Beschäftigungsquote im Vergleich zu den anderen Regionen liegt vor allem an der traditionell hohen Erwerbsneigung der Frauen in Sachsen“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen.
Landkreise mit der höchsten Beschäftigungsquote, Städte mit der Geringsten
Innerhalb Sachsens sind die Beschäftigungsquoten der Frauen in allen Landkreisen über dem bundesweiten Durchschnitt. Die höchsten Beschäftigungsquoten gibt es in der Säch-sischen-Schweiz-Osterzgebirge, im Landkreis Nordsachsen und im Landkreis Leipzig. Die geringsten Beschäftigungsquoten der Frauen gibt es in den drei kreisfreien Städten sowie im Landkreis Görlitz.
Sächsisches Ranking der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 68,3
Nordsachsen 67,4
Leipzig 67,0
Erzgebirgskreis 67,0
Zwickau 66,8
Mittelsachsen 66,7
Bautzen 66,4
Meißen 66,0
Vogtlandkreis 65,7
Sachsen 64,8
Dresden, Stadt 64,0
Görlitz 62,8
Chemnitz, Stadt 61,6
Leipzig, Stadt 60,6
Hinweis: Die Unterschiede innerhalb Sachsens sind beispielsweise auf die verschiedenen Wirtschaftsstrukturen zurückzuführen. In Städten mit Universitätsstandorten und Ausbildungszentren (Bildungseinrichtungen) sind die Beschäftigungsquoten geringer, weil dort vergleichsweise mehr junge Frauen (Studentinnen) leben, die jedoch keiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen.
Mehr als jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit
Aktuell arbeiten rund 786.000 Frauen in Sachsen sozialversicherungspflichtig. Insgesamt 418.000 von ihnen sind in Teilzeit beschäftigt (53,2 Prozent). Zurückzuführen ist der hohe Beschäftigungsanteil der Frauen in Teilzeit beispielsweise auf die immer flexibler werdenden Beschäftigungsverhältnisse. Am Arbeitsmarkt existieren neben der dominierenden Vollzeit-tätigkeit zahlreiche Arbeitszeitmodelle, die eine Beschäftigung in Teilzeit ermöglichen. Vom klassischen Halbtagsjob bis hin zu Menschen, die „vollzeitnah“, zum Beispiel 32 Stunden an vier Tagen die Woche arbeiten.
Allein in den vergangenen Jahren ist die Zahl der in Teilzeit beschäftigten Frauen deutlich gestiegen, während dessen immer weniger in Vollzeit beschäftigt waren.
Zeitreihe der Teilzeitbeschäftigung:
Juni 2023 418.174 à Teilzeitanteil: 53,2 Prozent
Juni 2022 413.339
Juni 2021 403.711
Juni 2020 396.033 à Teilzeitanteil: 50,0 Prozent
Hinweis: Teilzeit bedeutet nicht: „Arbeiten nur am Vormittag“. Unter Teilzeitbeschäftigung werden alle sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse aufgeführt, die nicht Vollzeit entsprechen. Dabei zählt die übliche betriebliche Wochenarbeitszeit. Bereits eine Abweichung von einer Stunde lässt Arbeitsverhältnisse in der Statistik als Teilzeit zählen.
„Frauen sind häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer. Sie entscheiden sich oft wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder wegen weiteren persönlichen oder familiären Verpflichtungen für eine Teilzeitbeschäftigung. Deshalb bewerte ich die Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung differenziert. Die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten ist gut, wenn sie auf Wunsch der Beschäftigten erfolgt. Kritisch ist die Teilzeitarbeit nur, wenn sie erzwungen ist“, so Hansen.
Auch die immer flexibleren Arbeitsbedingungen – Teilzeitmodelle und Home-Office sind gute Beispiele dafür – sind Anreizfaktoren und tragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.
Fakt ist aber auch, dass durch die Arbeitszeitreduzierung wertvolles Fachkräftepotenzial verloren geht, dass die sächsische Wirtschaft braucht. Würden teilzeitbeschäftigten Frauen, aber auch Männer, ihre Arbeitszeit erhöhen, könnte das Arbeits- oder Fachkräftepotenzial steigen - zumindest rechnerisch würde es die Wertschöpfung erhöhen.
Höchster Frauenanteil in Dienstleistungsberufen
Die meisten sozialversicherungspflichtig tätigen Frauen in Sachsen arbeiten in personenbe-zogenen Dienstleistungsberufen wie medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsbe-rufen, Erziehung, lehrenden und ausbildenden Berufen oder in kaufmännischen und unter-nehmensbezogenen Dienstleistungsberufen wie in der Unternehmensführung und -organisation oder Handelsberufen.
Berufsgruppen mit den höchsten Frauenanteilen (in Prozent):
Floristik 97,4
Arzt- und Praxishilfe 96,5
Verkauf drog.apotheken.Waren,Medizinbed. 93,6
Körperpflege 93,1
Hauswirtschaft und Verbraucherberatung 91,8
Pharmazie 89,3
Verkauf von Lebensmitteln 87,2
Medizinisches Laboratorium 86,6
Nicht ärztliche Therapie und Heilkunde 85,0
Altenpflege 82,6
Psychologie, nichtärztl. Psychotherapie 82,3
Erziehung,Sozialarb.,Heilerziehungspfl. 82,3
Medien-Dokumentations-Informationsdienst 81,8
Textilverarbeitung 80,9
Büro und Sekretariat 80,6
Gesundh.,Krankenpfl.,Rettungsd.Geburtsh. 79,6
Verwaltung 79,2
Ernährungs-,Gesundheitsberatung,Wellness 77,9
Personalwesen und -dienstleistung 77,3
Steuerberatung 77,2
Lehrtätigkeit an allgemeinbild. Schulen 76,6
Rechtsberatung, -sprechung und -ordnung 76,0
Rechnungswesen, Controlling und Revision 76,0
Hotellerie 75,8
Verkauf (ohne Produktspezialisierung) 75,7
Frauen sind meist Fachkräfte: Nur jede siebente Frau arbeitet im Helferbereich
Insgesamt sind die 786.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Sachsen sehr gut qualifiziert: Rund 85 Prozent von ihnen sind Fachkräfte, Spezialisten oder Exper-tinnen, knapp 15 Prozent der Frauen arbeiten im Helferbereich.
„Sachsens Frauen sind sehr gut qualifiziert und in den Unternehmen gefragt. Gute Betreu-ungsangebote für Kinder und flexible Arbeitsbedingungen schaffen immer bessere Voraus-setzungen, damit für beide Elternteile die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt, so Hansen.
Frauen arbeiten immer häufiger auch in Männerberufen
Trotz der klassischen Frauenberufe, gibt es immer mehr Frauen, die in von Männern domi-nierten Berufen arbeiten. Beispielsweise ist die Beschäftigungszahl der Frauen im Bereich der Mechatronik/Automatisierungstechnik von 2013 bis 2013 um über 150 Prozent gestie-gen. Einen hohen Beschäftigungsanstieg von Frauen gibt es auch in IT-Berufen (plus 90 Prozent), in Malerberufen und in der Metallerzeugung.
Männerberufe, in denen immer häufiger Frauen beschäftigt sind (10-Jahres Beschäftigungs-anstieg in Prozent):
Mechatronik und Automatisierungstechnik 152
Softwareentwicklung und Programmierung 123
IT-Systemanalyse,Anwenderber,IT-Vertrieb 90
Maler.,Stuckat.,Bauwerksabd,Bautenschutz 65
Metallerzeugung 64
Informatik 63
Technische Forschung und Entwicklung 62
Fahrzeugführung im Straßenverkehr 60
Metallbau und Schweißtechnik 56
Fahrzeug-Luft-Raumfahrt-,Schiffbautechn. 41
Bauplanung u. -überwachung, Architektur 35
IT-Netzwerkt.,-Koord.,-Administr.,-Orga. 28
Gebäudetechnik 21
Geschäftsführung und Vorstand 20
Elektrotechnik 19
Spezielle Beraterinnen für Arbeitgeber und Arbeitsuchende
In allen Arbeitsagenturen und Jobcentern gibt es speziell ausgebildete Beraterinnen für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Beauftragten beraten zu Fragen der be-ruflichen Ausbildung, des beruflichen Einstiegs und Aufstiegs von Frauen und des Wieder-einstiegs von Frauen und Männern nach einer Familienphase. Sie unterstützen zudem Unter-nehmen, um individuelle Wege der Beschäftigung von Frauen zu schaffen. Zusätzlich bera-ten die Beauftragten für Chancengleichheit zu Möglichkeiten der Kinderbetreuung, dem Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten im Betrieb, zu Qualifizierungsmöglichkeiten von Be-schäftigten, zu Förderprogrammen und zur Einrichtung von familiengerechten Arbeitszeiten.
„Auf der einen Seite unterliegen die Gesellschaft und Arbeitswelt einem ständigen Wandel. Auf der anderen gibt es immer noch die traditionellen Rollenmuster. Angefangen bei der Berufswahl bis hin zur Entscheidung, wer ein Unternehmen oder ein Team führt. Hier ist aus meiner Sicht ein Umdenken erforderlich. In allen Arbeitsagenturen und Jobcentern gibt es speziell ausgebildete Beraterinnen für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Beauftragten beraten arbeitsuchende Frauen bei der Jobsuche, helfen Müttern beim Wie-dereinstieg in den Beruf und unterstützen Unternehmen, um individuelle Wege der Beschäf-tigung von Frauen zu schaffen“, sagte Hansen.
Frauen in Führungspositionen
In Sachsen beträgt der Anteil an Frauen auf der ersten Führungsebene 35 %, auf der zwei-ten Führungsebene 46 %. Der Frauenanteil an allen Beschäftigten liegt bei 44 %.
Equal Pay: Lohnabstand zwischen Frauen und Männern
Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich je nach Region erheblich