Internationaler Frauentag – 8. März 2024

Sachsen: Höchste Beschäftigungsquo-te bei den Frauen.

08.03.2024 | Presseinfo Nr. 6

Aktuell leben 1,2 Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter in Sachsen. Über 780.000 von ihnen arbeiten sozialversicherungspflichtig, in Voll- oder Teilzeit. Damit lag im vergangenen Jahr die Beschäftigungsquote der Frauen in Sachsen mit 64,8 Prozent. Das ist die höchste Beschäftigungsquote der Frauen im Vergleich aller Bundesländer. Auffällig ist jedoch, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten und im Vergleich zu männli-chen Kollegen seltener Führungsaufgaben übernehmen.

Hohe Beschäftigungsquote der Frauen

Im Juni 2023 (aktuellster Wert) sind rund 783.000 Frauen aus Sachsen einer sozialversiche-rungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen. Bezogen auf alle Frauen im erwerbsfähigen Alter liegt die Beschäftigungsquote damit bei 64,8 Prozent. 

Im langjährigen Vergleich ist die Beschäftigungsquote der Frauen kräftig gestiegen. Bei-spielsweise lag sie im Jahr 2010 noch um zehn Prozentpunkte unter dem heutigen Wert. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf die langanhaltende positive Arbeitsmarktentwicklung in Sachsen und den demografisch bedingten Bevölkerungsrückgang. Die Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Handel, Dienstleistungen, Soziales und aus dem traditionellen Handwerk haben viele freie Stellen gemeldet und diese auch mit Frauen besetzt. Grundlage dafür war die gute konjunkturelle Situation und stabile Binnennachfrage, die letztendlich die Jobchancen für sächsische Frauen verbessert haben. 

Zeitreihe der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):

2010     54,6

2011     55,9

2012     58,2

2013     58,9

2014     59,9

2015     60,8

2016     61,6

2017     62,9

2018     63,9

2019     64,4

2020     64,5

2021     65,1

2022     66,0

2023     64,8

Hinweis: Der Rückgang der Beschäftigungsquote von 2022 auf 2023 ist auf den Bevölke-rungsanstieg bei den Frauen im Kontext der Geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurück-zuführen.

Sachsen hat bundesweit die höchste Beschäftigungsquote der Frauen

m Vergleich aller Bundesländer liegt Sachsen mit der Frauen-Beschäftigungsquote von 64,8 Prozent weiter auf Platz eins. Gefolgt von Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die geringsten Beschäftigungsquoten von Frauen gab es in Bremen, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Beschäftigungsquote der Frauen bei 58,7 Prozent. 

Länder-Ranking der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):

Sachsen                                   64,8

Thüringen                                 63,3

Brandenburg                             63,2

Sachsen-Anhalt                         63,0

Bayern                                      61,7

Mecklenburg-Vorpommern        61,4

Baden-Württemberg                  59,4

Hamburg                                  59,2

Deutschland                             58,7

Schleswig-Holstein                    58,4

Niedersachsen                          57,6

Hessen                                     57,2

Berlin                                        56,8

Rheinland-Pfalz                         56,3

Nordrhein-Westfalen                  55,4

Saarland                                   54,8

Bremen                                     52,8

„In Sachsen liegt die Beschäftigungsquote der Frauen bundesweit am höchsten. Ein Grund für die hohe Beschäftigungsquote im Vergleich zu den anderen Regionen liegt vor allem an der traditionell hohen Erwerbsneigung der Frauen in Sachsen“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen.

Landkreise mit der höchsten Beschäftigungsquote, Städte mit der Geringsten

Innerhalb Sachsens sind die Beschäftigungsquoten der Frauen in allen Landkreisen über dem bundesweiten Durchschnitt. Die höchsten Beschäftigungsquoten gibt es in der Säch-sischen-Schweiz-Osterzgebirge, im Landkreis Nordsachsen und im Landkreis Leipzig. Die geringsten Beschäftigungsquoten der Frauen gibt es in den drei kreisfreien Städten sowie im Landkreis Görlitz.

Sächsisches Ranking der Beschäftigungsquote in Prozent von Frauen im Alter von 15 Jahre bis zur Regelaltersgrenze (jeweils zum 30.06.):

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge       68,3

Nordsachsen                                        67,4

Leipzig                                                67,0

Erzgebirgskreis                                     67,0

Zwickau                                                66,8

Mittelsachsen                                       66,7

Bautzen                                                66,4

Meißen                                                66,0

Vogtlandkreis                                       65,7

Sachsen                                              64,8

Dresden, Stadt                                     64,0

Görlitz                                                 62,8

Chemnitz, Stadt                                    61,6

Leipzig, Stadt                                       60,6

Hinweis: Die Unterschiede innerhalb Sachsens sind beispielsweise auf die verschiedenen Wirtschaftsstrukturen zurückzuführen. In Städten mit Universitätsstandorten und Ausbildungszentren (Bildungseinrichtungen) sind die Beschäftigungsquoten geringer, weil dort vergleichsweise mehr junge Frauen (Studentinnen) leben, die jedoch keiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen.

Mehr als jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit

Aktuell arbeiten rund 786.000 Frauen in Sachsen sozialversicherungspflichtig. Insgesamt 418.000 von ihnen sind in Teilzeit beschäftigt (53,2 Prozent). Zurückzuführen ist der hohe Beschäftigungsanteil der Frauen in Teilzeit beispielsweise auf die immer flexibler werdenden Beschäftigungsverhältnisse. Am Arbeitsmarkt existieren neben der dominierenden Vollzeit-tätigkeit zahlreiche Arbeitszeitmodelle, die eine Beschäftigung in Teilzeit ermöglichen. Vom klassischen Halbtagsjob bis hin zu Menschen, die „vollzeitnah“, zum Beispiel 32 Stunden an vier Tagen die Woche arbeiten. 

Allein in den vergangenen Jahren ist die Zahl der in Teilzeit beschäftigten Frauen deutlich gestiegen, während dessen immer weniger in Vollzeit beschäftigt waren.

Zeitreihe der Teilzeitbeschäftigung:

Juni 2023                      418.174 à Teilzeitanteil: 53,2 Prozent

Juni 2022                      413.339

Juni 2021                      403.711

Juni 2020                      396.033 à Teilzeitanteil: 50,0 Prozent

Hinweis: Teilzeit bedeutet nicht: „Arbeiten nur am Vormittag“. Unter Teilzeitbeschäftigung werden alle sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse aufgeführt, die nicht Vollzeit entsprechen. Dabei zählt die übliche betriebliche Wochenarbeitszeit. Bereits eine Abweichung von einer Stunde lässt Arbeitsverhältnisse in der Statistik als Teilzeit zählen.

„Frauen sind häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer. Sie entscheiden sich oft wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder wegen weiteren persönlichen oder familiären Verpflichtungen für eine Teilzeitbeschäftigung. Deshalb bewerte ich die Entwicklung der Teilzeitbeschäftigung differenziert. Die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten ist gut, wenn sie auf Wunsch der Beschäftigten erfolgt. Kritisch ist die Teilzeitarbeit nur, wenn sie erzwungen ist“, so Hansen.

Auch die immer flexibleren Arbeitsbedingungen – Teilzeitmodelle und Home-Office sind gute Beispiele dafür – sind Anreizfaktoren und tragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.

Fakt ist aber auch, dass durch die Arbeitszeitreduzierung wertvolles Fachkräftepotenzial verloren geht, dass die sächsische Wirtschaft braucht. Würden teilzeitbeschäftigten Frauen, aber auch Männer, ihre Arbeitszeit erhöhen, könnte das Arbeits- oder Fachkräftepotenzial steigen - zumindest rechnerisch würde es die Wertschöpfung erhöhen.

Höchster Frauenanteil in Dienstleistungsberufen

Die meisten sozialversicherungspflichtig tätigen Frauen in Sachsen arbeiten in personenbe-zogenen Dienstleistungsberufen wie medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsbe-rufen, Erziehung, lehrenden und ausbildenden Berufen oder in kaufmännischen und unter-nehmensbezogenen Dienstleistungsberufen wie in der Unternehmensführung und -organisation oder Handelsberufen.

Berufsgruppen mit den höchsten Frauenanteilen (in Prozent):

Floristik                                                            97,4

Arzt- und Praxishilfe                                         96,5

Verkauf drog.apotheken.Waren,Medizinbed.      93,6

Körperpflege                                                   93,1

Hauswirtschaft und Verbraucherberatung           91,8

Pharmazie                                                       89,3

Verkauf von Lebensmitteln                                87,2

Medizinisches Laboratorium                              86,6

Nicht ärztliche Therapie und Heilkunde              85,0

Altenpflege                                                      82,6

Psychologie, nichtärztl. Psychotherapie             82,3

Erziehung,Sozialarb.,Heilerziehungspfl.             82,3

Medien-Dokumentations-Informationsdienst      81,8

Textilverarbeitung                                             80,9

Büro und Sekretariat                                        80,6

Gesundh.,Krankenpfl.,Rettungsd.Geburtsh.       79,6

Verwaltung                                                      79,2

Ernährungs-,Gesundheitsberatung,Wellness      77,9

Personalwesen und -dienstleistung                   77,3

Steuerberatung                                                77,2

Lehrtätigkeit an allgemeinbild. Schulen              76,6

Rechtsberatung, -sprechung und -ordnung        76,0

Rechnungswesen, Controlling und Revision      76,0

Hotellerie                                                         75,8

Verkauf (ohne Produktspezialisierung)               75,7

Frauen sind meist Fachkräfte: Nur jede siebente Frau arbeitet im Helferbereich

Insgesamt sind die 786.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Sachsen sehr gut qualifiziert: Rund 85 Prozent von ihnen sind Fachkräfte, Spezialisten oder Exper-tinnen, knapp 15 Prozent der Frauen arbeiten im Helferbereich.

„Sachsens Frauen sind sehr gut qualifiziert und in den Unternehmen gefragt. Gute Betreu-ungsangebote für Kinder und flexible Arbeitsbedingungen schaffen immer bessere Voraus-setzungen, damit für beide Elternteile die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt, so Hansen.

Frauen arbeiten immer häufiger auch in Männerberufen

Trotz der klassischen Frauenberufe, gibt es immer mehr Frauen, die in von Männern domi-nierten Berufen arbeiten. Beispielsweise ist die Beschäftigungszahl der Frauen im Bereich der Mechatronik/Automatisierungstechnik von 2013 bis 2013 um über 150 Prozent gestie-gen. Einen hohen Beschäftigungsanstieg von Frauen gibt es auch in IT-Berufen (plus 90 Prozent), in Malerberufen und in der Metallerzeugung. 

Männerberufe, in denen immer häufiger Frauen beschäftigt sind (10-Jahres Beschäftigungs-anstieg in Prozent):

Mechatronik und Automatisierungstechnik         152 

Softwareentwicklung und Programmierung        123 

IT-Systemanalyse,Anwenderber,IT-Vertrieb        90 

Maler.,Stuckat.,Bauwerksabd,Bautenschutz       65

Metallerzeugung                                               64

Informatik                                                        63

Technische Forschung und Entwicklung            62

Fahrzeugführung im Straßenverkehr                  60

Metallbau und Schweißtechnik                          56

Fahrzeug-Luft-Raumfahrt-,Schiffbautechn.         41

Bauplanung u. -überwachung, Architektur          35

IT-Netzwerkt.,-Koord.,-Administr.,-Orga.             28

Gebäudetechnik                                               21

Geschäftsführung und Vorstand                        20

Elektrotechnik                                                  19

Spezielle Beraterinnen für Arbeitgeber und Arbeitsuchende

In allen Arbeitsagenturen und Jobcentern gibt es speziell ausgebildete Beraterinnen für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Beauftragten beraten zu Fragen der be-ruflichen Ausbildung, des beruflichen Einstiegs und Aufstiegs von Frauen und des Wieder-einstiegs von Frauen und Männern nach einer Familienphase. Sie unterstützen zudem Unter-nehmen, um individuelle Wege der Beschäftigung von Frauen zu schaffen. Zusätzlich bera-ten die Beauftragten für Chancengleichheit zu Möglichkeiten der Kinderbetreuung, dem Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten im Betrieb, zu Qualifizierungsmöglichkeiten von Be-schäftigten, zu Förderprogrammen und zur Einrichtung von familiengerechten Arbeitszeiten. 

„Auf der einen Seite unterliegen die Gesellschaft und Arbeitswelt einem ständigen Wandel. Auf der anderen gibt es immer noch die traditionellen Rollenmuster. Angefangen bei der Berufswahl bis hin zur Entscheidung, wer ein Unternehmen oder ein Team führt. Hier ist aus meiner Sicht ein Umdenken erforderlich. In allen Arbeitsagenturen und Jobcentern gibt es speziell ausgebildete Beraterinnen für das Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt. Diese Beauftragten beraten arbeitsuchende Frauen bei der Jobsuche, helfen Müttern beim Wie-dereinstieg in den Beruf und unterstützen Unternehmen, um individuelle Wege der Beschäf-tigung von Frauen zu schaffen“, sagte Hansen.

Frauen in Führungspositionen

In Sachsen beträgt der Anteil an Frauen auf der ersten Führungsebene 35 %, auf der zwei-ten Führungsebene 46 %. Der Frauenanteil an allen Beschäftigten liegt bei 44 %.

Studie

Equal Pay: Lohnabstand zwischen Frauen und Männern

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen unterscheidet sich je nach Region erheblich

Studie