Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt: Mehr Arbeitslose und geringe Aufnahmefähigkeit des Marktes

Arbeitslosenquote liegt bei 7,5 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juli 3.500 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 20.900 Stellenangebote gelistet +++ Torsten Narr: „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zeigt sich saisontypisch vorwiegend bei Jugendlichen.“

01.08.2023 | Presseinfo Nr. 40

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt steigt im Juli 2023. So waren im Juli 82.700 Arbeitslose registriert, rund 2.100 mehr als im Vormonat. In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 5.000 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, das waren 500 mehr als im Juni. Im Juli 2022 zählten die Arbeitsagenturen im Land 78.600 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 7,5 Prozent. Im Juli 2022 lag die Arbeitslosenquote bei 7,2 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt unter der von Bremen und Berlin sowie gleichauf mit Hamburg.

Langzeitarbeitslosigkeit steigt

Im Berichtsmonat waren rund 31.300 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren rund 400 mehr als im Juni und 2.100 mehr als im Juli 2022. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Sachsen-Anhalt 37,9 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 37,2 Prozent. 

Zitat:

„Die Arbeitslosigkeit ist im Juli überwiegend saisonbedingt gestiegen. Insbesondere bei Jüngeren macht sich in den Sommermonaten das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres bemerkbar, weil sie aktuell die Schule oder die Ausbildung beendet haben und sich in einer Wechselphase befinden. Das ändert sich mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres wieder. Bei der Zahl der arbeitslosen Ausländer und bei der Langzeitarbeitslosigkeit sehen wir den höchsten Anstieg seit Jahresbeginn. Das liegt an den ukrainischen Personen, die seit über einem Jahr in den Jobcentern betreut werden, aber auch an der geringeren Aufnahmefähigkeit des Marktes. Wie in den vergangenen Monaten ist der Stellenmarkt von der schwächelnden Konjunktur beeinflusst, was sich in zurückhaltenden Stellenmeldungen zeigt. In der Summe liegen diese seit Jahresbeginn deutlich unter dem Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung unterschreitet ebenso stark das Niveau des Vorjahres. Ob sich der Arbeitsmarkt im Herbst wiederbelebt, hängt von der Konjunktur, vom Zinsniveau und den weiteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Damit sich die Arbeitslosigkeit nicht verfestigt, müssen wir weiter auf Investition in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung setzen,“ erklärte der operative Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Torsten Narr.

Einstellungen und Entlassungen

Knapp 5.000 Menschen meldeten sich im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren rund 800 mehr als im Vormonat und 400 mehr als im Vorjahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (800), den wirtschaftlichen Dienstleistungen (700), gefolgt von dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz (600) sowie der Arbeitnehmerüberlassung und dem verarbeitenden Gewerbe (jeweils 500). 3.700 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 300 weniger als im Vormonat und 30 mehr als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.500 neue Stellen, das waren 100 mehr als im Vormonat und 700 weniger als vor einem Jahr. Rund 16,6 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 13,7 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 13,6 Prozent aus freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 9,8 Prozent aus der öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung, 9 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz und 8 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Im Vergleich zum Juli vorigen Jahres wurden knapp 300 weniger Stellen in der Zeitarbeit gemeldet.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt zum Vorjahr

Stand Mai 2023 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 800.400 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren zwar 800 mehr als im April 2023 aber 3.100 weniger als im Mai 2022.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli 40 Anzeigen für 800 Beschäftigte. Im Juni waren es 50 Anzeigen für 1.200 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat der Maschinenbau mit 10 Anzeigen für 200 Beschäftigte, die Herstellung von Glas/Keramik/Verarbeitung Steine und Erden mit 3 Anzeigen für 100 Beschäftigte sowie der Hochbau mit 3 Anzeigen für 30 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2023 rund 2.400 Beschäftigte in 200 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 0,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen, das entsprach dem Wert vom März 2023.

Mehr Unterbeschäftigung als voriges Jahr

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2023 bei 114.000. Das waren 1.100 mehr als im Vormonat und 5.800 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 10,2 Prozent. Das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als im Juli 2022.

Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte

Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 128.900 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 200 weniger als im Vormonat und 50 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 13.700 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, rund 20 weniger als vor einem Monat und 2.900 mehr als vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt – mehr Stellen als Bewerber

Seit Oktober 2022 meldeten sich in Sachsen-Anhalt 8.600 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen zur Vermittlung in eine Ausbildungsstelle an. Das sind rund 30 mehr als vor einem Jahr. Noch eine Ausbildungsstelle suchen aktuell 2.400 Bewerber/innen. Auf der anderen Seite wurden bisher 11.600 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 300 weniger als voriges Jahr. Im Juli waren davon noch 5.000 unbesetzt.