Die Arbeitslosigkeit in Thüringen steigt im Juli 2023. So waren im Juli 64.800 Arbeitslose registriert, 2.200 mehr als im Vormonat. In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.200 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, das waren 100 mehr als im Juni. Im Juli 2022 zählten die Arbeitsagenturen im Land 58.600 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,9 Prozent. Im Juli 2022 lag die Arbeitslosenquote bei 5,4 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen sowie gleichauf mit Brandenburg. Die restlichen ostdeutschen Bundesländer lagen über der Thüringer Quote.
Langzeitarbeitslosigkeit steigt
So waren im Berichtsmonat rund 21.300 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 500 mehr als im Juni 2023 und 700 mehr als im Juli 2022. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 33 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 35,3 Prozent.
Zitat:„Die Arbeitslosigkeit ist im Juli überwiegend saisonbedingt gestiegen. Insbesondere bei Jüngeren macht sich in den Sommermonaten das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres bemerkbar, weil sie aktuell die Schule oder die Ausbildung beendet haben und sich in einer Wechselphase befinden. Das ändert sich mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres wieder. Bei der Zahl der arbeitslosen Ausländer und bei der Langzeitarbeitslosigkeit sehen wir den höchsten Anstieg seit Jahresbeginn. Das liegt an den ukrainischen Personen, die seit über einem Jahr in den Jobcentern betreut werden, aber auch an der geringeren Aufnahmefähigkeit des Marktes. Wie in den vergangenen Monaten ist der Stellenmarkt von der schwächelnden Konjunktur beeinflusst, was sich in zurückhaltenden Stellenmeldungen zeigt. In der Summe liegen diese seit Jahresbeginn deutlich unter dem Vorjahr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung unterschreitet ebenso stark das Niveau des Vorjahres. Ob sich der Arbeitsmarkt im Herbst wiederbelebt, hängt von der Konjunktur, vom Zinsniveau und den weiteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Damit sich die Arbeitslosigkeit nicht verfestigt, müssen wir weiter auf Investition in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung setzen,“ erklärte der operative Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Torsten Narr.
Einstellungen und Entlassungen
Rund 4.900 Menschen meldeten sich im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 800 mehr als im Vormonat und 700 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe sowie aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (jeweils 700), der Arbeitnehmerüberlassung (600) und dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz und den wirtschaftlichen Dienstleistungen (jeweils 500). 3.300 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 300 weniger als im Vormonat und 100 mehr als vor einem Jahr.
Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat rund 3.000 neue Stellen, das waren 200 weniger als im Vormonat und 700 weniger als vor einem Jahr. Rund 26,6 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, 23 Prozent aus der Zeitarbeit, 14,7 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 12,6 Prozent aus freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 11 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz und 9,4 Prozent aus dem Gesundheitswesen. Im Vergleich zum Juli vorigen Jahres wurden knapp 200 weniger Stellen in der Zeitarbeit gemeldet.
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sinkt zum Vorjahr
Stand Mai 2023 waren laut Hochrechnung in Thüringen 800.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren genauso viele wie im April 2023 und 3.400 weniger als im Mai 2022.
Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli rund 100 Anzeigen für 1.300 Beschäftigte. Im Juni waren es 100 Anzeigen für 2.200 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Herstellung von Glas/Keramik/Steine und Erden mit 6 Anzeigen für 100 Beschäftigte und die Herstellung von sonstigen Waren mit 4 Anzeigen für 100 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2023 rund 4.800 Beschäftigte in 300 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 0,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen, das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als im März 2023.
Mehr Unterbeschäftigung als voriges Jahr
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2023 bei 84.700. Das waren 1.600 mehr als im Vormonat und 8.600 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,6 Prozent. Das waren 0,7 Prozentpunkte mehr als im Juli 2022.
Grundsicherung – mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte als vor einem Jahr
Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 87.400 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren zwar 300 weniger als im Vormonat, aber 5.600 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.600 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, rund 20 weniger als im Juni. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 6.100 erwerbsfähige Leistungsberechtigte mehr.
Ausbildungsmarkt- mehr Stellen als Bewerber
Seit Oktober 2022 meldeten sich in Thüringen 7.300 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen zur Vermittlung in eine Ausbildungsstelle an. Das sind rund 300 weniger als vor einem Jahr. Noch eine Ausbildungsstelle suchen aktuell 1.900 Bewerber/innen. Auf der anderen Seite wurden bisher 12.600 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 300 mehr als voriges Jahr. Im Juli waren davon noch 6.000 unbesetzt.