Thüringen: Gedämpfte Stimmung am Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote liegt bei 5,9 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Oktober 2.700 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 16.000 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Es meldeten sich mehr Ältere arbeitslos. Vor allem in der Zeitarbeit, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel gab es weniger Stellenmeldungen. In der Summe deutet das auf einen konjunkturell schwachen Herbst hin.“

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 52

Die Arbeitslosigkeit ist im Oktober in Thüringen gesunken. So waren 64.300 Arbeitslose registriert, 200 weniger als im Vormonat. In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.300 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, das waren 100 weniger als im September. Im Oktober 2022 zählten die Arbeitsagenturen im Land 59.300 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,9 Prozent, im Oktober 2022 waren es 5,4 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen über der von Schleswig-Holstein, Brandenburg und Niedersachsen. Alle anderen neuen Bundesländer hatten höhere Quoten als Thüringen.

Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit

So waren im Berichtsmonat rund 22.000 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren rund 200 mehr als im September 2023 und 2.200 mehr als im Oktober 2022. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 34,2 Prozent, im Oktober 2022 waren es 33,4 Prozent.

Zitat:

„Die Arbeitslosigkeit geht im Oktober zurück, liegt aber über dem Vorjahr. Das liegt einerseits an den ukrainischen Geflüchteten, die vorrangig in den Jobcentern betreut werden. Es wurden aber auch mehr Menschen aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos und das insbesondere in der Altersgruppe ab 55 Jahren. Gerade für diese Personen ist es aufgrund der derzeit geringeren Aufnahmefähigkeit des Marktes schwieriger, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen. Saisonbereinigt errechnet sich eine Zunahme der Arbeitslosigkeit. Die Stellenzugänge waren rückläufig und erreichten den geringsten Oktober-Wert innerhalb der letzten sechs Jahre. Vor allem in der Zeitarbeit, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel sind diese zurückgegangen. In der Summe deutet das auf einen konjunkturell schwachen Herbst hin. Dennoch gibt es Möglichkeiten, um die Nähe zum Arbeitsmarkt zu verbessern. So ist Bildung der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und Fachkräfte stehen auf dem Arbeitsmarkt finanziell besser da als Helfer. Die Bürgergeldreform bietet bei dieser Förderung mehr Möglichkeiten. Jetzt gilt es, diese auch möglichst vollumfänglich zu nutzen“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen

Rund 4.500 Menschen meldeten sich im Oktober aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 mehr als im Vormonat und 200 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe (800), dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz sowie den wirtschaftlichen Dienstleistungen (jeweils 600), der Arbeitnehmerüberlassung (500) und aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (400). 3.600 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 900 weniger als im Vormonat und 100 mehr als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat rund 2.700 neue Stellen, das waren 100 weniger als im Vormonat und 500 weniger als vor einem Jahr. Rund 21 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, 16 Prozent aus den freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 14 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz und 13 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe. Im Vergleich zum Oktober vorigen Jahres wurden 42 Prozent weniger Stellen in der Zeitarbeit gemeldet.

Weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigten als vor einem Jahr

Stand August 2023 waren laut Hochrechnung in Thüringen 801.400 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 5.700 mehr als im Juli 2023 und 4.100 weniger als im August 2022.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Oktober rund 100 Anzeigen für 1.600 Beschäftigte. Im September waren es 100 Anzeigen für 1.500 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen mit 3 Anzeigen für 300 Beschäftigte und die Papierwarenherstellung mit 7 Anzeigen für 100 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Juli 2023 rund 5.700 Beschäftigte in 300 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im Juli 0,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen, das waren 0,2 Prozentpunkte mehr als im Juni 2023.

Mehr Unterbeschäftigung als vor einem Jahr

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Oktober 2023 bei 84.000. Das waren 100 weniger als im Vormonat und 5.500 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,6 Prozent. Das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als im Oktober 2022.

Grundsicherung – mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte als vor einem Jahr

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 86.700 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 800 weniger als im Vormonat und 2.100 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.700 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, rund 2.600 mehr als vor einem Jahr.

Tipp:Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.10.2023 ab.