Sachsen-Anhalt: Ein Modellprojekt macht Schule

Junge Menschen aus El Salvador haben ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen

25.06.2024 | Presseinfo Nr. 39

Insbesondere im Gesundheitsbereich zeichnet sich seit Jahren in Sachsen-Anhalt demografisch bedingt ein steigender Bedarf an ausgebildeten Fachkräften und Auszubildenden ab. Die gezielte Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland ist zukünftig unabdingbar, um Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken. Gerade gut qualifizierte Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind jedoch weltweit sehr gefragt. Viele Länder haben zudem selbst Schwierigkeiten, die eigenen nationalen Bedarfe zu decken.

Die Bundesagentur für Arbeit hat zur Rekrutierung von Fachkräften im Gesundheitsbereich ein Ausbildungsprojekt in enger Absprache mit den Partnerländern u. a. El Salvador, Kolumbien und Mexiko konzipiert. Die Ausbildungsinteressierten werden in ihren Heimatländern sprachlich vorbereitet und stehen zu diesem Zeitpunkt bereits im Austausch mit ihren künftigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Während der Sprachkurse erfolgt eine intensive Betreuung durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit mit dem Ziel, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um einen erfolgreichen Ausbildungsbeginn in Deutschland zu realisieren.

Kooperationspartner im Projekt sind Schulen in Lateinamerika, in denen der Deutschunterricht einen besonderen Stellenwert genießt. Im Jahr 2020 kamen 15 Salvadorianerinnen und Salvadorianer nach Wittenberg und begannen eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Alle Jugendlichen waren damals über 18 Jahre alt und hatten ein Fachabitur mit Schwerpunkt Pflege absolviert. Dies wird in Deutschland einem mittleren Schulabschluss gleichgesetzt. Damit lagen die Grundvoraussetzungen vor, um mit der Ausbildung in Deutschland zu beginnen. Insgesamt haben 14 junge Salvadorianerinnen und Salvadorianer die Ausbildung erfolgreich beendet und von denen arbeiten 13 Pflegefachkräfte in Wittenberger Pflegeeinrichtungen.

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Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der BA, Markus Behrens, betont: „Jeder von uns wird inzwischen mit den großen Fachkräftebedarf im täglichen Leben konfrontiert- ob im Restaurant, bei den Handwerkern oder im Gesundheitswesen. Deshalb freue ich mich, dass wir heute durch die enge Zusammenarbeit im Projekt ein positives Beispiel für gezielte Zuwanderung vorstellen können. Es ist eine Win-Win Situation: Die Jugendlichen bekommen in Deutschland eine berufliche Perspektive, das Unternehmen den dringend benötigten Berufsnachwuchs und die kulturelle Vielfalt. Dieses Beispiel macht damit Schule für andere Unternehmen. Alle Aktivitäten mit einer ausreichenden Vorlaufzeit und die notwendige Flexibilität sind für die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gut angelegte Investitionskosten. Bisher haben bereits 5 Gruppen mit der Ausbildung begonnen bzw. absolviert. Eine weitere Gruppe starten in diesem Sommer mit der Ausbildung zur Pflegefachkraft und in der KfZ-Branche.“

Zitat:

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff erklärt: „Der soziale Charakter einer Gesellschaft misst sich in ganz besonderer Weise an ihrem Umgang mit ihren alten und hilfsbedürftigen Menschen. Fachkräfte mit Migrationshintergrund leisten schon heute einen essentiellen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland. Das zeigt auch dieses Projekt. Von ihm gehen wichtige Impulse aus. Junge Menschen aus El Salvador sind nach Sachsen-Anhalt gekommen, um zu helfen. Dafür bin ich ihnen wie auch den beteiligten Unternehmen, den Kommunen und der Agentur für Arbeit sehr dankbar.“

Zitat:

Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt erklärt: „Wir brauchen die tatkräftige Unterstützung ausländischer Arbeitskräfte, um unsere Pflegeeinrichtungen am Laufen zu halten. Das El-Salvador-Projekt in Wittenberg ist ein Vorbild für eine erfolgreiche Integration von Auszubildenden aus dem Ausland. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg leistete die durch das Arbeitsministerium geförderte, soziale Begleitung der Azubis. Die Erkenntnis des Modellprojektes ist: Es braucht eine Unterstützungsstruktur, damit die jungen Menschen einen Ansprechpartner bei Problemen haben und Unternehmen entlastet werden. Nach dem Wittenberger Vorbild wollen wir Unternehmen und ankommende Fachkräfte bei der Integration im Betrieb und im Gemeinwesen dadurch unterstützen, dass JOB BUDDIES für die unmittelbare soziale Begleitung bereitstehen. Damit befördern wir, dass Zuwandernde in Sachsen-Anhalt langfristig eine neue Heimat finden. Denn es kommen nicht nur Arbeitskräfte, es kommen Menschen.“