Sachsen-Anhalt: Stabiler Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur

Arbeitslosenquote liegt bei 7,4 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juni 3.200 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 20.100 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Die Unternehmen halten vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ihre eingearbeiteten Mitarbeiter und wir haben trotz der Wachstumsschwäche fast 800.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land.“

28.06.2024 | Presseinfo Nr. 40

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist im Juni 2024 weiter gesunken. Es waren 82.400 Arbeitslose gemeldet, 300 weniger als im Vormonat (-0,3 Prozent). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 5.400 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, knapp 900 mehr als im Juni 2023. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 80.600 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 7,4 Prozent. Zum Vergleich: Im Juni 2023 lag sie bei 7,3 Prozent.

Mehr Langzeitarbeitslose als voriges Jahr

Im Berichtsmonat waren rund 32.000 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren rund 200 weniger als im Mai und 1.100 mehr als im Juni 2023. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Sachsen-Anhalt 38,8 Prozent, im Juni 2023 waren es 38,4 Prozent.

Zitat:

„Im Juni reduzierte sich die Arbeitslosigkeit insbesondere bei den Männern. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen stieg hingegen leicht. Es gab weniger Abmeldungen in eine Arbeit und die Stellenmeldungen waren nochmals leicht rückläufig. Insgesamt entspricht diese Entwicklung dem saisonalen Muster bei schwacher Arbeitsmarktdynamik. Die Jugendlichen überbrücken die Zeit nach Schul- oder Ausbildungsende. Außerdem beginnt die Urlaubszeit und Arbeitgeber stellen häufig erst danach wieder vermehrt ein“, erklärte Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Zur Halbjahresbilanz stellt Behrens fest: „Die Bilanz des ersten Halbjahres 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist differenziert: Auf der eine Seite stieg die Arbeitslosigkeit um über zwei Prozent. Und die schwächelnde Konjunktur hat auf die Arbeitskräftenachfrage gedrückt, die Stellenmeldungen waren rückläufig. Die Chancen, Arbeitslosigkeit zu beenden, waren ungünstig. Die Arbeitgeber versuchen die eingearbeiteten Arbeitskräfte zu halten und stellen kaum neue Arbeitskräfte ein. Das wiederum ließ die Langzeitarbeitslosigkeit um fast sieben Prozent steigen. Auf der anderen Seite lagen die Abmeldungen in eine Arbeit in den ersten sechs Monaten auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Bei den ukrainischen Geflüchteten hat sich diese Zahl fast verdoppelt. Auch bei den Geflüchteten der Top 8 Asylherkunftsländer1 konnte eine Steigerung um über 10 Prozent erreicht werden.“

Einstellungen und Entlassungen

Insgesamt meldeten sich 4.000 Menschen im Juni aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 300 weniger als im Vormonat und 200 weniger als im Juni 2023. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus den wirtschaftlichen Dienstleistungen (600), gefolgt vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz, dem verarbeitenden Gewerbe und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 500), sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (400). Rund 3.600 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 700 weniger als im Vormonat und 300 weniger als vor einem Jahr.

Weniger neue Stellenmeldungen

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.200 neue Stellen, das waren 40 weniger als im Mai 2024 und 200 weniger als im Juni 2023. Rund 17 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, 14 Prozent aus den freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 14 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und 12 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt

Stand April 2024 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 797.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zum März 2024 stieg die Anzahl um 1.700 Beschäftigte. Zum Vorjahresmonat hingegen waren es 2.100 weniger als im April 2024.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Juni 40 Anzeigen für 800 Beschäftigte. Im Mai waren es 60 Anzeigen für 500 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Baustellenvorbereitung/Ausbaugewerbe mit 10 Anzeigen für 60 Beschäftigte und die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 10 Anzeigen für 130 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im März 2024 insgesamt 3.500 Beschäftigte in 130 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im März 0,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen.

Unterbeschäftigung sinkt

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juni 2024 bei 111.500. Das waren 500 weniger als im Vormonat und 1.200 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 9,8 Prozent. Damit lag die Unterbeschäftigungsquote 0,3 Prozentpunkte unter dem Niveau des Vormonats.

Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte

Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 127.400 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 500 weniger als im Vormonat und 1.500 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.100 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 300 Personen mehr als vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2023 bis Juni 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern über 8.000 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Juni 3.100 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 10.700 Ausbildungsstellen gemeldet, 800 weniger als vor einem Jahr. 5.300 Ausbildungsstellen waren im Juni noch unbesetzt.

1 Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien

Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 13.06.2024.