Thüringen: Stabiler Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur

Arbeitslosenquote liegt bei 6,1 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juni 3.300 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind mehr als 15.400 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Die Unternehmen halten vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ihre eingearbeiteten Mitarbeiter und wir haben trotz der Wachstumsschwäche fast 800.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land.“

28.06.2024 | Presseinfo Nr. 41

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im Juni 2024 weiter gesunken. Es waren 67.100 Arbeitslose gemeldet, 700 weniger als im Vormonat (-1,0 Prozent). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.400 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, 200 mehr als im Juni 2023. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 62.600 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 6,1 Prozent. Zum Vergleich: Im Juni 2023 lag sie bei 5,7 Prozent.

Mehr Langzeitarbeitslose als voriges Jahr

Im Berichtsmonat waren 23.300 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren rund 100 weniger als im Mai und 2.500 mehr als im Juni 2023. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Thüringen 34,8 Prozent, im Juni 2023 waren es 33,2 Prozent.

Zitat:

„Im Juni reduzierte sich die Arbeitslosigkeit insbesondere bei den Männern. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen stieg hingegen leicht. Es gab weniger Abmeldungen in eine Arbeit. Ein Stellenplus gab es in diesem Monat vorrangig bei der Zeitarbeit. Insgesamt entspricht diese Entwicklung dem saisonalen Muster bei schwacher Arbeitsmarktdynamik. Die Jugendlichen überbrücken die Zeit nach Schul- oder Ausbildungsende. Außerdem beginnt die Urlaubszeit und Arbeitgeber stellen häufig erst danach wieder vermehrt ein“, erklärte Markus Behrens, Vorsitzender der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Zur Halbjahresbilanz stellt Behrens fest:
„Die Bilanz des ersten Halbjahres 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist differenziert: Auf der eine Seite stieg die Arbeitslosigkeit um sieben Prozent. Und die schwächelnde Konjunktur hat auf die Arbeitskräftenachfrage gedrückt, die Stellenmeldungen waren rückläufig. Die Chancen, Arbeitslosigkeit zu beenden, waren ungünstig. Die Arbeitgeber versuchen die eingearbeiteten Arbeitskräfte zu halten und stellen kaum neue Arbeitskräfte ein. Das wiederum ließ die Langzeitarbeitslosigkeit um fast 15 Prozent steigen. Auf der anderen Seite lagen die Abmeldungen in eine Arbeit in den ersten sechs Monaten auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Bei den ukrainischen Geflüchteten hat sich diese Zahl fast verdoppelt. Auch bei den Geflüchteten der Top 8 Asylherkunftsländer1 konnte eine Steigerung um fast 40 Prozent erreicht werden.“

Einstellungen und Entlassungen

Insgesamt meldeten sich 3.800 Menschen im April aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 weniger als im Vormonat und 300 weniger als im Juni 2023. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe (700), gefolgt vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz, der Arbeitnehmerüberlassung und den wirtschaftlichen Dienstleistungen (jeweils 500) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (300). Über 3.600 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine
Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 500 weniger als im Vormonat und entsprach dem Wert des Vorjahres.

Anzahl der Stellenmeldungen steigt im Juni

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.300 neue Stellen, das waren 600 mehr als im Vormonat und 100 mehr als vor einem Jahr. Rund 23 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, davon 19 Prozent aus der Zeitarbeit, 16
Prozent der Stellenmeldungen kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe und 14 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt

Stand April 2024 waren laut Hochrechnung in Thüringen 792.500 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1.600 mehr als im März 2024. Im Vergleich zum April 2023 gab es 8.100 beschäftigte weniger.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Juni 80 Anzeigen für 1.200 Beschäftigte. Im Mai waren es 120 Anzeigen für 1.600 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 20 Anzeigen für 210 Beschäftigte und der Maschinenbau mit 10 Anzeigen für 150 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im März 2024 insgesamt 7.400 Beschäftigte in 300 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im März 0,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen.

Mehr Unterbeschäftigung als voriges Jahr

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in
Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juni 2024 bei 86.200. Das waren 600 weniger als im Vormonat und 3.300 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,7 Prozent. Damit lag die Unterbeschäftigungsquote 0,2 Prozentpunkte unter dem Niveau des Vormonats.

Grundsicherung – mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte als voriges Jahr

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt 89.000 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 600 weniger als im Vormonat und 1.300 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 15.700 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 1.100 Personen mehr als vor
einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2023 bis Juni 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 6.800 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Juni 2.400 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren über 11.800 Ausbildungsstellen gemeldet, 700 weniger als vor einem Jahr. 6.100 Berufsausbildungsstellen waren im Juni noch unbesetzt.

1Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien

Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 13.06.2024.