Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist im Juli 2024 gestiegen. Es waren 85.800 Arbeitslose gemeldet, 3.400 mehr als im Vormonat (+4,1 Prozentpunkte). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.000 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, knapp 1.000 mehr als im Juli 2023. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 82.700 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Juli 2023 lag sie bei 7,5 Prozent.
Mehr Langzeitarbeitslose als voriges Jahr
Im Berichtsmonat waren rund 32.300 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren über 300 mehr als im Juni und 1.000 mehr als im Juli 2023. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Sachsen-Anhalt 37,7 Prozent, im Juli 2023 waren es 37,9 Prozent.
Jugendarbeitslosigkeit steigt
Im Juli waren fast 9.000 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet. Das waren fast 1.200 mehr als im vergangenen Monat und 1.000 mehr zum Juli 2023. Die Arbeitslosenquote der unter 25jährigen betrug im Berichtsmonat 9,0 Prozent. Das war ein Anstieg um 1,2 Prozentpunkte zum Juni. Fast 2.000 Jugendliche meldeten sich nach der betrieblichen und außerbetrieblichen Ausbildung und Studium arbeitslos. In Ausbildung meldeten sich im Juli 1.000 junge Erwachsene in Ausbildung und Studium ab.
Zitat:„Die Arbeitslosenzahlen in Sachsen-Anhalt sind im Vergleich zum Vormonat gestiegen, was auf die geringe Dynamik am Arbeitsmarkt hinweist. Auch weiterhin zeigt der Stellenmarkt die Auswirkungen einer schwächelnden Konjunktur, die sich in zurückhaltenden Stellenmeldungen niederschlägt. Insgesamt liegen die Stellenangebote seit Jahresbeginn deutlich unter dem Vorjahresniveau. Ebenso fällt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hinter die Zahlen des letzten Jahres zurück. Die Erholung des Arbeitsmarktes im Herbst hängt von wesentlichen Faktoren wie der Konjunktur, dem Zinsniveau und den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Um eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit zu verhindern, müssen wir weiterhin in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung investieren. In den Sommermonaten ist insbesondere bei jungen Menschen das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres an den Arbeitslosenzahlen spürbar. Viele junge Erwachsene beenden ihre Schule oder Ausbildung und befinden sich oft in einer Übergangsphase. Mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres wird sich dieser Trend jedoch wieder ändern,“ erklärte Torsten Narr, der operative Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.
Einstellungen und Entlassungen
Insgesamt meldeten sich 5.600 Menschen im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 1.500 mehr als im Vormonat und 500 mehr als im Juli 2023. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (876), gefolgt von den wirtschaftlichen Dienstleistungen (716), vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz (694), dem verarbeitenden Gewerbe (648) und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 556). Rund 4.200 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren fast 500 mehr als im Vormonat und 400 mehr als vor einem Jahr.
Leichter Anstieg bei den neuen Stellenmeldungen zum Vormonat
Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.400 neue Stellen, das waren 200 mehr als im Juni 2024 und 200 weniger als im Juli 2023. Rund 20 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, 13 Prozent aus den freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 11 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und 13 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sinkt
Stand Mai 2024 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 795.900 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zum April 2024 sank die Anzahl um 1.500 Beschäftigte. Zum Vorjahresmonat waren es 4.200 weniger als im Mai 2024.
Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli 23 Anzeigen für 560 Beschäftigte. Im Juni waren es 46 Anzeigen für 500 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Baustellenvorbereitung/Ausbaugewerbe mit 7 Anzeigen für 65 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2024 insgesamt 3.500 Beschäftigte in 133 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im März 0,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen.
Unterbeschäftigung steigt
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2024 bei 113.100. Das waren 1.700 mehr als im Vormonat und 600 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 10,0 Prozent. Damit lag die Unterbeschäftigungsquote 0,2 Prozentpunkte über dem Niveau des Vormonats.
Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte
Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 127.000 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 700 weniger als im Vormonat und 1.900 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.000 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 400 Personen mehr als vor einem Jahr.
Ausbildungsmarkt
Von Oktober 2023 bis Juli 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern über 8.600 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Juli 2.200 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 11.000 Ausbildungsstellen gemeldet, 800 weniger als vor einem Jahr. 4.300 Ausbildungsstellen waren im Juli noch unbesetzt.
Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 15.07.2024.