Arbeitsmarkt in Thüringen: Dynamik nimmt ab, Arbeitslosigkeit steigt im Vorjahresvergleich

Arbeitslosenquote liegt bei 6,3 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juli 3.000 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 15.400 Stellenangebote gelistet +++ Narr: „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist u. a. saisontypisch und vorwiegend bei Jugendlichen.“

31.07.2024 | Presseinfo Nr. 47

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im Juli 2024 gestiegen. Es waren 70.000 Arbeitslose gemeldet, 2.800 mehr als im Vormonat (+4,2 Prozentpunkte). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.700 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, knapp 500 mehr als im Juli 2023. Vor einem Jahr zählten die Arbeitsagenturen im Land 64.800 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 6,3 Prozent. Zum Vergleich: Im Juli 2023 lag sie bei 5,9 Prozent.

Mehr Langzeitarbeitslose als voriges Jahr

Im Berichtsmonat waren rund 23.700 Frauen und Männer länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren über 300 mehr als im Juni und 2.300 mehr als im Juli 2023. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt aktuell in Thüringen 33,8 Prozent, im Juli 2023 waren es 33,0 Prozent.

Jugendarbeitslosigkeit steigt

Im Juli waren fast 7.500 junge Erwachsene arbeitslos gemeldet. Das waren fast 900 mehr als im vergangenen Monat und über 800 mehr zum Juli 2023. Die Arbeitslosenquote der unter 25jährigen betrug im Berichtsmonat 7,2 Prozent. Das war ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte zum Juni. Fast 1.600 Jugendliche meldeten sich nach der betrieblichen und außerbetrieblichen Ausbildung und Studium arbeitslos. In Ausbildung meldeten sich im Juli über 500 junge Erwachsene in Ausbildung und Studium ab.

Zitat:

„Die Arbeitslosenzahlen in Thüringen sind im Vergleich zum Vormonat gestiegen, was auf die geringe Dynamik am Arbeitsmarkt hinweist. Auch weiterhin zeigt der Stellenmarkt die Auswirkungen einer schwächelnden Konjunktur, die sich in zurückhaltenden Stellenmeldungen niederschlägt. Insgesamt liegen die Stellenangebote seit Jahresbeginn deutlich unter dem Vorjahresniveau. Ebenso fällt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hinter die Zahlen des letzten Jahres zurück. Die Erholung des Arbeitsmarktes im Herbst hängt von wesentlichen Faktoren wie der Konjunktur, dem Zinsniveau und den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Um eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit zu verhindern, müssen wir weiterhin in individuelle Betreuung, Vermittlung und Qualifizierung investieren. In den Sommermonaten ist insbesondere bei jungen Menschen das Ende des Schul- und Ausbildungsjahres an den Arbeitslosenzahlen spürbar. Viele junge Erwachsene beenden ihre Schule oder Ausbildung und befinden sich oft in einer Übergangsphase. Mit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres wird sich dieser Trend jedoch wieder ändern,“ erklärte Torsten Narr, der operative Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Einstellungen und Entlassungen

Insgesamt meldeten sich 5.400 Menschen im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 1.600 mehr als im Vormonat und 500 mehr als im Juli 2023. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (792), gefolgt von den wirtschaftlichen Dienstleistungen (605), vom Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz (598), dem verarbeitenden Gewerbe (737) und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 589). Rund 3.700 arbeitslose Frauen und Männer fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren über 100 mehr als im Vormonat und 500 mehr als vor einem Jahr.

Neuen Stellenmeldungen stagnieren

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.000 neue Stellen, das waren fast 300 weniger als im Juni 2024 und 11 weniger als im Juli 2023. Rund 20 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, 15 Prozent aus den freiberuflichen wissenschaftlich/technischen Dienstleistungen, 14 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und 14 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/ Reparatur von Kfz.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt zum Vormonat

Stand Mai 2024 waren laut Hochrechnung in Thüringen 793.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zum April 2024 stieg die Anzahl um 500 Beschäftigte. Zum Vorjahresmonat waren es 7.400 weniger als im Mai 2024.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli 100 Anzeigen für 3.100 Beschäftigte. Im Juni waren es 108 Anzeigen für 1.500 Beschäftigte. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat der Maschinenbau mit 11 Anzeigen für 300 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2024 insgesamt 7.000 Beschäftigte in 315 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 0,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen.

Unterbeschäftigung steigt

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2024 bei 87.900. Das waren 1.700 mehr als im Vormonat und 3.400 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,8 Prozent. Damit lag die Unterbeschäftigungsquote 0,1 Prozentpunkte über dem Niveau des Vormonats.

Grundsicherung – weniger erwerbsfähige Leistungsberechtigte

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 89.000 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 300 weniger als im Vormonat und 1.000 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 15.600 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 1.100 Personen mehr als vor einem Jahr.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2023 bis Juli 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern über 7.100 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Juli 1.800 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 12.000 Ausbildungsstellen gemeldet, 700 weniger als vor einem Jahr. 5.100 Ausbildungsstellen waren im Juli noch unbesetzt.

Tipp:Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 15.07.2024.