Im Rahmen ihrer Rundreise durch die Regionen in Thüringen stand für die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, am 19.08.2024 der Besuch des Unternehmens Adtran Networks SE in Meiningen auf dem Programm. Sie erfuhr, welchen hohen Stellenwert das Finden und Halten von Auszubildenden im Betrieb hat.
Adtran bildet seit vielen Jahren in fünf Berufsrichtungen aus. Aktuell absolvieren 50 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung. Um geeigneten Berufsnachwuchs zu finden, arbeiten sie eng mit der Agentur für Arbeit Thüringen Südwest zusammen und sind in Schulen und auf Messen unterwegs. Wer bei Adtran eine Ausbildung macht, erhält beispielsweise die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes in einer Zweigstelle.
Zitat:Peter Lohfink, Senior Manager Vocational des Unternehmens und zuständig für die Lehrausbildung weiß jedoch um die Herausforderung, geeignete Nachwuchskräfte für die anspruchsvolle Ausbildung zu gewinnen. „Wir nutzen jede Gelegenheit, uns als attraktiver Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber zu präsentieren,“ sagt Lohfink. Der Fachkräftemangel beginnt bereits bei den Auszubildenden. Das Meininger Unternehmen setzt daher auf regionales Engagement: „Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren Hand in Hand mit allen Partnern der Berufsorientierung eng zusammen, das hat uns gerettet!“.
Zitat:Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, betonte die Bedeutung der Ausbildung als Stellhebel zur Fachkräftesicherung: „Eine berufliche Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und hilft den Betrieben, Fachkräftenachwuchs zu gewinnen und zu halten. Dafür gilt es auf beiden Seiten, offen und kompromissbereit zu sein: Jugendliche sollten bei der Berufswahl Alternativen zum Traumberuf in den Blick nehmen und auch über die Heimatgemeinde hinaus nach Ausbildungsmöglichkeiten schauen. Die Unternehmen sollten auch Bewerber*innen, die noch nicht alle Anforderungen erfüllen, eine Chance geben. Wir können mit bewährten und neuen Förderinstrumenten dabei unterstützen. Hier im südlichen Thüringen habe ich ein vorbildliches Unternehmen mit Weitblick und starken Investitionen in die Berufsorientierung, in Ausbildung und Studium kennengelernt.“
Situation am Ausbildungsmarkt bleibt angespannt
Die Situation am Ausbildungsmarkt im Bundesland Thüringen ist von zunehmenden Passungsproblemen gekennzeichnet. Berufswünsche der Jugendlichen decken sich nicht immer mit dem Angebot an Ausbildungsstellen oder die Unternehmen haben andere Vorstellungen von ihrem Berufsnachwuchs. Angebot und Nachfrage finden also oft nicht zueinander. Zudem übersteigt die Zahl der gemeldeten betrieblichen Berufsausbildungsstellen die der Bewerberinnen und Bewerber.
Zitat:Markus Behrens, Vorsitzender der BA Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen betonte im Rahmen des Betriebsbesuches: „Eine duale Ausbildung bietet jungen Menschen viele spannende und anspruchsvolle Berufe und sie eröffnet die Möglichkeit, die eigene Zukunft aktiv mitzugestalten. Zugleich ist sie ein zentraler Pfeiler der Fachkräftesicherung. Thüringen braucht mehr denn je gut ausgebildete Fachkräfte, um die Transformation zu bewältigen, die durch Herausforderungen wie Klimawandel, Demografie und Digitalisierung ausgelöst werden.“
Von Oktober 2023 bis Juli 2024 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in Südwestthüringen 1.603 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Von ihnen hatten im Juli 369 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 2.181 Ausbildungsstellen gemeldet, das sind 208 weniger als vor einem Jahr. 958 Berufsausbildungsstellen waren im Juli noch unbesetzt.
Besonderheiten Ausbildungsmarkt AA Thüringen Südwest
Der Ausbildungsmarkt steht unter Druck: Das Beratungsjahr 2023/24 zeigt bis dato Verluste bei Ausbildungsstellen und Bewerbern. Der Überhang an Ausbildungsstellen bleibt konstant hoch, je Stelle stehen rechnerisch nur 0,7 Bewerber zur Verfügung. Mit dem mit dem regional vorhandenen Bewerberpotenzial kann der Bedarf an Nachwuchskräften seit Jahren nicht gedeckt werden. Demografie und Krisenaufarbeitung bilden ungünstige Wechselwirkungen, die die Stabilität des Ausbildungsmarktes verringern.
Zitat:Das eher ländliche Südwestthüringen ist geprägt von Fertigungsstandorten für die Zulieferindustrie, von klein- und mittelständiger Industrie, von Handwerksbetrieben und der Dienstleistungsbranche. Eine Vielzahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen findet sich in diesen wirtschaftlichen Schwerpunkten. „Wir stehen mit jedem noch unversorgten Bewerber in engem Kontakt. Zusätzlich bieten wir Last-Minute-Börsen für Kurzentschlossene oder Spätentscheider an. Der leichte Anstieg bei den bereits abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gibt uns Ansporn für intensive Aktivitäten für weitere Einmündungen in die duale Ausbildung,“ betont Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Südwestthüringer Arbeitsagentur.